zusammengefasst von Hansfried Münchberg

Kirchturm von Gronau

Gronau

Nachfolgende Aufstellung erhebt nicht den Anspruch einer wissenschaftlichen Arbeit oder der Vollständigkeit. Ich habe lediglich zusammengetragen, was aus verschiedenen Quellen zugänglich war. Darunter „Bad Vilbel“ von Willi Giegerich, Stadtarchiv Bad Vilbel, Maria Hoch Gronau (1962 /63, aus Akten der Gemeinde Gronau) Bad Vilbeler Heimatblätter verschiedene Ausgaben, 1200 Jahre Gronau Festschrift, Aufsätze von Walter Heil sowie den Aufzeichnungen der Gronauer Pfarrer.

Der Name Gronau entstammt dem alt­hochdeutschen Sprachschatz: gruoni — grün;

Ausschnitt aus einer Urkunde

Der Ortsname deutet also auf das grüne Tal, die grüne Aue hin, in welcher der Ort liegt. Der Name wurde über die Jahrhunderte immer wieder abgewandelt. So heißt Gronau im Jahr 786 Gronowe, der älteste überlieferte Name. Im Jahr 855 wurde daraus Guonova, etwa 500 Jahre später Gronauwe. Im Jahr 1582 schrieb sich der Ort Grunaw, 200 Jahre später wurde daraus Grunau. Im 18. Jahrhundert wurde daraus Großgrunau und im 19. Jahrhundert das heutige Gronau.

Das Dorf Gronau, seine Bewohner und Ländereien wurde über die vergangenen Jahrhunderte immer wieder zwischen wechselnden, sowohl weltlichen als auch kirchlichen Herrschaften hin und her geschenkt, vererbt, übernommen, gewechselt oder verkauft. Die Bewohner des Dorfes selbst hatten nur sehr selten und nur wenig Grundbesitz. Um eine Landwirtschaft betreiben zu können, musste Land immer wieder von wechselnden Besitzern gepachtet werden.

Luftbild von Gronau

Aber erst einmal eine Beschreibung dieses lieblichen Fleckens am Rande der Wetterau. Diese hat uns im Jahre 1891 der damalige Gronauer Pfarrer Johann Wilhelm Adolf Münch in der Pfarrchronik aufgeschrieben. Pfarrer Münch schrieb: „Über die Entstehung der Pfarrei Gronau schweigt die Geschichte. Nur soviel konnte ich aus den Kirchenbüchern und Akten erfahren, daß Gronau eine ursprünglich lutherische Pfarrei und Gemeinde ist, die ihren lutherischen Charakter bis heute treu bewahrt hat.“

Gronau fotografiert durch ein Spinnweben
Foto: Christa Heinrich

Weiter beschrieb er: “Was den Namen Gronau betrifft, so ist derselbe offenbar nach der Lage des Dorfes in der grünen Aue entstanden. In den alten Kirchenbüchern wird der Ort stets „Grunau“ genannt. Diesen selben Namen verdient unser Dorf mit Recht, drum es liegt wie es in einer älteren Pfarrbeschreibung heißt 2 1/2 Stunden nordwestlich von Hanau, eine Stunde nordnordöstlich vom Amtsorte Bergen, in einem schönen, fruchtbaren Thale, auf der nördlichen Abdachung des sogenannten Bornheimer Berges von Südwest auf Nordost steigend von der Nidder, etwas oberhalb der Stelle, wo sie in die Nidda fließt. Zu Gronau eingegliedert sind der Gronauer Hof, früher Klein-Gronau* genannt, eine Staatsdomäne, der Dottenfelder Hof im Volksmund Pfaffenhof genannt, eine Besitzung des Landgrafen von Hessen und die Riedmühle. Der Gronauer Hof ist ungefähr 8 -10, der andere aber ungefähr 25 Minuten von hier entfernt, die Riedmühle aber etwa fünf Minuten.“ (*auch auf alten Karten bis etwa 1900 so genannt).

Wisen mit Bäumen im hintergrund
Foto: Hansfried Münchberg

Bei dieser genauen Beschreibung von Gronau vergaß der Pfarrer aber etwas Wesentliches zu erwähnen, was unser Gronau auch ausmacht, den wunderbaren Blick nach Westen, auf die Berge des Taunus, den Großen und den Kleinen Feldberg.

Erste Besiedlung des Gronauer Gebietes

Die fruchtbaren Böden, die saftigen Wiesen, die Auenlandschaft sowie die günstige Lage am Zusammenfluß der beiden Flüsse Nidda und Nidder sowie das milde Klima waren wohl schon in grauer Vorzeit ein guter Grund, sich im Gronauer Gebiet niederzulassen. Zudem gab es ausreichend Baumaterialien um feste Gebäude zu errichten. In der Talaue finden sich Gesteinsablagerungen aus feinem, lehmigem Sand und aus Lehm. Östlich des Ortes und nördlich der Nidda liegen lehmige Humusböden, die von alten Moorbildungen herrühren. Nördlich des Dottenfelder und des Gronauer Hofes, auf Höhenlagen von 105 bis 115 m, liegen Kiese und Sand der Niederterrasse beider Flüsse. Auch der alte Gewann-Name „Sandacker“, Flur 2 und 3, lässt auf die Bodenbeschaffenheit schließen. Kies- und Schotterablagerungen rechts und links der Landstraße von Bad Vilbel bis zur Riedmühle liegen auf Höhen zwischen 115 und 130 m.

Südlich der Landstraße sind weite Felder mit Löss bedeckt, der vor langer Zeit in großen Mengen vom Wind hergetragen und abgelagert wurde. Aus diesem Lösslehm wurden früher in einer Ziegelei südlich der Riedmühle, über der Landstraße, Backsteine hergestellt.

Braunkohlenschichten in den Fluren 13 und 21 wurden erschlossen, darin fand man zahlrei­che Fossilien. Etwa 200 m südlich der Straßenabbiegung nach Bad Vilbel wurde in 11 Metern Tiefe Braun­kohlen bis zum Jahre 1816 abgebaut. Die Lagerstätte hatte ca. 2,2 m Mächtig­keit. In östlicher Richtung, in 200 Meter Entfernung, fand sich ein Braunkohlenlager in einer Tiefe von 61 Meter bei gleicher Flözmächtigkeit.

Rote und gelbe Sandsteine treten am Hang rechts der Landstraße Bad Vilbel – Gronau von der südlichen Gemarkungsgrenze bis zur Riedmühle zutage.

Für eine Besiedlung wichtig ist natürlich auch eine ausreichende Wasserversorgung.

Natürliche Quellen entspringen am südlichen Hang, im sogenannten Bornfeld, außerhalb der Gemarkungsgrenze und fließen als kleine Bäche zur Nidda und Nidder. Die Flurnamen “Bocklbrunnen, Frauwenbrunnen, Lytembrunnen, Wolfsbrunnen, Neyborn und Trinkbrunnen“ zeigen, daß eine ganze Anzahl von Quellen zu Tage trat.

Vor- und Frühgeschichte – Bodenfunde

Vor- und frühgeschichtliche Funde von der jüngeren Steinzeit bis zum Ende der römischen Besat­zung des Landes, sind in der Gronauer Gemarkung zahlreich. Sie bezeugen eine dauerhafte Besiedlung von der jüngeren Steinzeit (Band­keramiker um 4000 vor Christus) bis zur Vertreibung der Römer, etwa 260 nach Christus.

In den Jahren 83/84 nach Christi Geburt, nach dem entscheidenden Sieg der Römer über die Chatten und der Errichtung des Limes konnte das Gebiet durch die Römer dichter besiedelt werden. Die römischen Gutshöfe bestanden meist aus einem Haupt- und meh­reren Nebengebäuden. Besitzer waren oft Veteranen des römischen Heeres, die einen Guts­hof zur Altersversorgung erhielten.

Karte mit markiertem Standort der Villa
Etwa im roten Kreis lag die römische Villa

Eine solche römische Villa wurde auf dem Flurstück „Hundsrück“ (Flur 21) ausgegraben. Erstmals erwähnt wurde diese Villa bereits 1913 und 1921. Die Villa deutete sich auf der Ackeroberfläche durch einige Bruchsteine und wenige, stark verwitterte Scherben an

Die Villa auf dem Gronauer Hundsrück lag, wie viele Gutshöfe, an einer Straße des römischen Straßennetzes, welches damals schon hervorra­gend ausgebildet war. Östlich der Villa führte eine Straße, von Bergen kommend zur Nidda. Sie kreuzte die heutige Landstraße von Bad Vilbel nach Gronau und ist dann zur Nidda hin noch deutlich als Hohlweg, die Gronauer Hohl, zu erkennen. Noch Anfang des 19. Jahrhunderts soll an dieser Stelle der Boden der Nidda als Furt gepflastert gewesen sein.

Südlich der Landstraße L 3008, hat der Amateur-Archäologe Heinz Janse aus Frankfurt aus eigenem Antrieb in den Jahren 1967/68 und 1979-72, jeweils nach der Ernte, die Mauern und Fundamente dieses römischen Gutshofes, in den Maßen 24,5 x 16,4 Meter, freigelegt. Baustoff der Fundamente war vermutlich der Gronauer Sandstein, der nur wenige Meter weiter offen abbaubar war. Er wurde ohne Mörtel in die Fun­damentgräben eingebracht. Auch Lehm war in unmittelbarer Umgebung verfügbar, wie der heutige Flurname „Lehmkaute“ andeutet.

Das Gebäude wurde mit Sicherheit im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. benutzt, vielleicht auch schon Ende des 1. Jahrhunderts und noch An­fang des 4. Jahrhunderts; einige Scherben deuten dies an.

Wahrscheinlich wurde die Villa im 4. Jahrhun­dert friedlich aufgegeben und die Gebäude im Mittelalter als Steinbruch benutzt. In einigen Gronauer Häusern können noch heute Steine dieser römischen Villa stecken. Etwa 250 m südwestlich scheint sich nach den äußeren An­zeichen an der Oberfläche ein weiteres Gebäude zu befinden; am Südende des Ackers wurden Bruchsteine ausgepflügt.

Unter der römischen Schicht fand sich eine vorgeschichtliche Grube. Darin fanden sich einige Scher­ben der Hügelgräber-Bronzezeit, zwei Scher­ben vermutlich bandkeramisch, einige Stellen mit viel Holzkohle sowie einige Tierknochen.

Der Gronauer Lehrer Kämmerer hatte im Jahr 1895 zwischen Gronau und Niederdorfelden einige römische Scherben gefunden. In den 1960er Jahren wurden an der Vilbeler Straße, zwischen Taunusring und Bahnlinie, bei Ausschachtungsarbeiten für einen Keller, römische Relikte ausgegraben.

Nach Eroberung des Landes durch die Franken nach dem Jahre 500 nach Christi Geburt war das von ihnen erworbene Land Besitz des Königs, der es als Lehen vergab.

In diese erste Frankenzeit fielen vermutlich die Gründungen des Dottenfelder- und des Gronauer Hofes, beide außerhalb des Dorfkerns gelegen, sowie des Fankfurter Hofgutes mitten im Ort.

Über die ersten Anfänge einer dörflichen Entwicklung ist zeitlich nichts bekannt. Es wird vermutet dass diese im sechsten Jahrhundert eingetreten ist.

Erste schriftliche Erwähnung

Ausschnitt aus einer Urkunde

Erstmals schriftlich erwähnt wurde der Ort Gronau am 25. Februar 786 in einem Dokument. Von einer Frau Aba, Tochter des Theodoni, wurde berichtet, diese habe dem Kloster Lorsch Schenkungen von Ländereien in „Gronowe“ (Gronau) gemacht.

Die nächste schriftliche Erwähnung fand Gronau 69 Jahre später. Am 30. März 855 übergaben Hilfrich und seine Ehefrau Giselbure wiederum dem Kloster Lorsch Güter im Umfange von 9 Hu­fen (= 270 Morgen) und 21 Hörige in Gronau. In einer Zusammenstellung der Einkünfte des Klosters Lorsch aus dem Jahr 1770 finden sich diese Güter noch einmal aufgeführt: „… in Grunowe hubas VIII“ (= 240 Morgen).

Mittelalter

Als königliches Lehen war das Land um Frankfurt mit den darum liegenden Dörfern teils im Besitz fränkischer Grundherren, ein anderer Teil unmittelbarer Kö­nigsbesitz, ein weiterer Teil in der Verwaltung der Reichsklöster.

Die Wet­terau war wohl schon im 8. und 9. Jahrhundert, dank ihrer fruchtbaren Ackerböden, dicht besiedelt.

Erste agrarische Höfe waren auf Gronauer Gebiet wohl der Dottenfelder und der Gronauer Hof, beide Höfe lagen aber außerhalb des eigentlichen Dorfkerns des Dorfes Gronau. In einer Schenkung des deutschen Kaisers Otto II. vom 15. November 976 an die bi­schöfliche Kirche zu Worms wurde der Dottenfelder Hof erstmals als „dutdunveld in pago nichgowe (im Niddagau) genannt. Zu den Besitzungen des Klosters llbenstadt gehörte auch der „freye“ Hof Dottenfeld. Im Jahre 1288 wurde ausdrücklich bestätigt, daß der Hof Dudinfelt bis zur Säkularisation zum Besitz des Klosters llbenstadt gehörte.

Der Gronauer Hof kam durch Tausch im 17. Jahrhundert an die Herrschaft Hanau.

Altes Foto einer Hofszene
Der Gronauer Hof, „Königliche Domäne Gronauer Hof“

Eine genaue Datierung für das Entstehen des Gronauer Hofes ist nicht bekannt. Allerdings besaß das Kloster Lorsch nachweislich im Jahr 855 in Gronau 270 Morgen Land. Das entspricht in etwa der Größe des Gronauer Hofes. Auch der frühe Bau einer Kapelle deutet auf den Besitz eines Klosters hin. Diese Kapelle wird noch 1689 erwähnt.

Die Kirchengemeinde Gronau kam 1229 zum Zisterzienser-Kloster Haina im hessischen Kellerwald. Die Mönche des Klosters trugen im Laufe der Zeit einen weitreichenden Streubesitz durch Schenkungen, Tausch und Handel zusammen. Dieser reichte von der Weser bis zum Main und zur Kinzig.

Erster namentlich bekannter Pastor von Gronau war 1290 „Gottschalk von Königstein“.

Im Jahr 1300 hatte Gronau geschätzt etwa 45 Einwohner.

Bereits im Jahr 1435 wurde das Schulhaus Kleingronau aktenmäßig erwähnt. Gronau hat also eine sehr alte Schule. Die historisch wichtigen Daten sind in den Verhandlungen über eine Auseinandersetzung zwischen Kirche und Schule niedergelegt. Auch im Presbyterial-Protokoll finden sich wichtige Aufzeichnungen.

Als Keimzelle des Dorfes Gronau sind der Frankfurter Freihof, wohl ehemaliges Reichsgut, sowie der Frankfurter Hospitalhof an der Ecke Hauptstraße /Kirchstraße anzusehen. Diese Höfe kann man als der Anfang der fränkischen Besiedlung annehmen. Sie sind vermutlich in fränkischer Zeit, vielleicht im 5. oder 6. Jahrhundert errichtet worden. Als älteste Frankfurter Besitzer von Gronauer Ländereien wurden in den Jahren 1322/1326 die Herren von Glauburg erwähnt. Sie be­saßen zu dieser Zeit ein Gut mit 120 Morgen Land und 1 1/2 Morgen Wiesen. Der Frankfurter Bürger Jeckel Lenszil kaufte 1378 von Heinrich von Hülshofen 8 Morgen Wiesen. Clas Appenheimer aus Frankfurt erwarb 1385 ebenfalls von Heinrich von Hülshofen eine Korngülte und „Vierthalb Morgen Weiden und Äcker“ in Gronau.

Im Mittelalter war der Kern des Dorfes mit der Kir­che und dem Friedhof geschützt durch Umzäunung mit Haingraben, Mauern und Scheuern. Gronaus heute noch erkennbare Form als Haufendorf, als ovale Gebäudeformation um die Kirche, bestand wohl schon seit dem 14. Jahrhundert.

Erwähnungen in alten Akten wie: „die Pforten“, „Pfortenwiese“, „Wachthaus“ deuten darauf hin, daß das Dorf auch durch Posten gesichert war.

Zeichnung der alten Befestigungsanlagen von Gronau
Abb. Rekonstruktion der Dorfbefestigung Gronau nach einem geschichtlichen Orts-Grundriss von Ende des 18. Jahrhunderts.

Die Rot eingezeichnete umwehrte Außenseite nach Osten hin bestand im Wesentlichen aus den Außenmauern von Scheuern, Stallungen und Garteneinfriedungen.

Grün eingezeichnet ist der Haingraben im Westen, zu den Wiesen hin war er teilweise noch mit Hecken verstärkt. Dieser Haingraben bestand teilweise noch bis Ende des 19. Jahrhunderts.

Die beiden Pforten waren jeweils an der Hauptstraße. Die nördliche Pforte war der Durchgang zur Brücke oder Nidder-Furt Richtung Rendel, die südliche Pforte in Richtung der Äcker war etwa in Höhe des heutigen Minikreisels. Die Lage der alten Schule ist am Ende der Schulgasse, der heutigen Schäfergasse.

Die „Neue Straße“, in Richtung Niederdorfelden sowie die heutige Vilbeler Straße gab es damals noch nicht.

Orange eingezeichnet sind Gemeinde-Gebäude.

Der Frankfurter Freihof und das Gemeinde-Hirten-Haus befanden sich etwas östlich der heutigen Gaststätte „Alt-Gronau“.

Alter Plan des Gronauer Zenrums

Die Besiedlung Gronaus war vermutlich schon im 13 Jahrhundert weit fortgeschritten. Bereits 1290 wird eine Kirche im Dorf erwähnt. Vermutlich war es das „Kapellsche“, etwa dort, wo heute der Altarraum ist, der Ursprung der heutigen Kirche. Kirchlich gesehen gehörte Gronau im Mittelalter zur Collegiatskirche St. Peter in Mainz. Dies ist für das Jahr 1178 belegt und wird nochmals im Jahr 1487 bestätigt. Um 1465 fällt Gronau an das Marienstift zu Lich.

Im Mittelalter war das Dorf „Ober- oder Groß-Gronau“, wahrscheinlich in münzenbergischen Besitz.

Der Besitz der Münzenbergischen am Dorf Gronau fiel nach dem Aussterben des Geschlechts im Jahr 1255 an Hanau.

In den folgenden Jahrhunderten war ständiger Wechsel der Herrschaften über die Gronauer Ländereien an der Tagesordnung. So besaß der Deutschorden, Kommende Sachsenhausen, ausweislich eines Güterverzeichnisses des Ordens aus dem 13. Jahrhundert mehrere Hofreiten und 186 Morgen Land. Diese bäuerlichen Höfe wurden an eingesessene Gronauer verpachtet. Erst von 1803 bis 1809 wurde dieser Grundbesitz säkularisiert. Das Zisterzienserinnen-Kloster Engelthal (Altenstadt) besaß um 1340 Äcker und Wiesen von 11 Morgen. Das Zisterzienserinnen-Kloster Marienborn (Büdingen) besaß bis 1388 Äcker und Wiesen in einer Fläche von 63 Morgen. Das Stift Bartholomae (heute Dom zu Frankfurt) hatte um 1320 etwa 30 Morgen. Sein Gronauer Besitz vergrößerte sich aber im Lauf der Jahre bis auf 75 Morgen im Jahre 1780.

Das Frankfurter Hospitalgut westlich der Kirche war im Besitz des Kornamtsgut Frankfurt. Im Jahr 1602 werden 243 Morgen Acker, Wiesenstücke und Gärten samt Hofplatz ausgewiesen.

Weitere Grundbesitzer über die folgenden Jahrhunderte waren u.a. das Benediktiner-Kloster Paters­hausen (Kreis Offenbach), das damalige Benediktiner-Kloster Haina (Kreis Frankenberg), das Zisterzienser-Klosters Thron im Taunus, worauf der Flurname „Throner Au“ hindeutet, weiter ,das Frankfurter Liebfrauenstift, das Prediger-Gut Frankfurt, sowie der Johanniter-Orden, (Flurname „Johannisweide“).

Das Evangelisch-Lutherische Konsistorium Hanau verfügte im Jahre 1780 über einen Landbesitz von acht Morgen, Landbesitz hatte auch das Hanauer Präsenzgut der Hanauer Reformierten Kirchenverwaltung.

Die Schelme von Bergen hatten (1388) Ländereien in Gronau, darauf weist der Flurname „Schel­menhausen“ hin. Die Schule in Gronau besaß bei ihrer Gründung im Jahre 1521 Land, welches im Jahre 1600 für 866 Gulden verkauft wurde. Weiterhin hatten die Hohe Schule in Hanau und die Herren von Schönborn Grundbesitz in Gronau.

Den Gronauer Bauern selbst gehörte nur einen geringen Anteil von ca. 10 bis 15 Prozent des Gronauer Bodens. Der überwiegende Teil des bewirtschafteten Bodens mußte hinzugepachtet werden. Dazu kam, daß durch Landteilung bei Heirat und Erbschaftsteilungen der Besitz der Gronauer Landwirte immer mehr verkleinert und zersplittert wurde.

So besaßen im Jahre 1823 nur 78 Einheimische Land in der Gemarkung, aber 153 Auswärtige, dazu kamen als auswärtige Grundbesitzer noch 15 Kirchen, Stifte und Schulen.

Natürlich mussten die Bauern auch Ihren jeweiligen Herrschaften neben dem Pachtzins weitere Abgaben leisten. Für Gronau und Mas­senheim war pro Dorf jährlich eine Abgabe von 11 Gul­den, für Vilbel von 23 Gulden an das Reich vorgesehen. Die Dörfer mußten außerdem dem König Heeresfolge leisten und jedes Dorf einen Wagen mit Pferden und Gewappneten stellen, daneben Holzfuhren leisten und dem königlichen Gefolge Atzung und Lager gewähren. Wasser, Wald und Weide war in allen Dörfern alleiniges Recht des Königs.

Die Welt im Umbruch – Ausklingendes Mittelalter

Im ausgehenden Mittelalter prägten große Umwälzungen und Entdeckungen die Weltgeschichte, Dschingis Khan stürmte mit seinen Kriegern nach Europa, Kreuzzüge zogen ins Heilige Land, Amerika wurde entdeckt, Teile von Afrikas Küste wurden erforscht, der Seeweg nach Indien wurde entdeckt. Der Kompass, die Brille, das Schwarzpulver und die Sense wurden erfunden. Im Vorderen Orient entstand eine neue Weltmacht, das Osmanische Reich.

Unser Gronau entwickelte sich langsam zum Dorf. Um das Jahr 1300 hatte es etwa 45 Einwohner. Der älteste namentlich erwähnte Gronauer hieß „Sibrodo de Gruna“ (etwa 1200), danach kam Wentzelo (1315), also Wentzel oder Wenzel wie viele Gronauer inzwischen heißen. Etwa 1470 tauchte der Name „Schwindt“ auf und kurz darauf wurde der erste „Böckel“ erwähnt (1483).

Vom 4. bis 18. Dezember 1474 lag „Markgraff Alberacht“ mit 4000 Mann Soldaten in Vilbel, Gronau, Dottenfeld und Bergen (Es handelte sich vermutlich um Albrecht I. Markgraf von Ansbach und Kulmbach, später als Albrecht III. der dritte Kurfürst von Brandenburg aus dem Haus Hohenzollern).

Im Jahr 1549 wird durch die mainzischen Kirchenbe­hörden der Gronauer Pfarrer examiniert, in dem Bericht hieß es, der Pfarrer sei luthe­risch und ketzerisch, außerdem sei er be­weibt. In einer Visitation im Jahre 1562 wird dem damaligen Pfarrer Klein eine ge­wissenhafte Amtsführung bestätigt, der Pfar­rer selbst „beclagt sich, daß das gemeine volck von fluchen gar nicht abstehen wolle“, auch der Schultheiss erkennt an, daß der Pfarer „in allen dingen aufrichtig, fleissig und sich wol halte“. — 1650 fand eine Aus­einandersetzung mit den Kirchenbehörden statt, da der Hofmann des Gronauer Hofes, Johann Radefeldt, sein Kind von dem Dortelweiler Pfarrer taufen lassen wollte. — In den Jahren 1681 bis 1731 wurden viele Kir­chenbußen wegen Nichterscheinens beim Abendmahl verhängt.

Die Gronauer Hauptstraße wurde 1569 gepflastert.

Gerichtsbarkeit

Die Gerichtshoheit über die Dörfer nördlich von Frankfurt lag beim Reichsgericht Bornheimer Berg.

In einer Urkunde dieses Gerichts wird Gronau bereits 1303 als Dorf erwähnt.

Diesem Ge­richt oblag die Gerichtsbarkeit für Vergehen wider das Leben, die Blutgerichtsbarkeit.

Schöffenbeisitzer waren die Zentgrafen (Schultheißen) aller Dörfer. Von Gronau sind viele Namen dieser Zentgrafen in der Zeit von 1346 bis 1834 überliefert. Der Zentgraf galt als kö­niglicher Beamter. Er brauchte im Dorf keine Dienste zu Leisten und war auch von der „Königsbede“ (eine Art Steuer) befreit.

Das alte Ortsgericht Gronau

Für kleinere Rechtsangelegenheiten, wie Güterverkäufe, Zinsverschreibungen und kleinere Vergehen gab es das Ortsgericht. Im 18. Jahrhundert bestand das Gericht aus dem Zentgrafen und 5 Schöffen.

Im Laufe der Zeit bildete sich, bedingt durch die im Ort, vorherrschende Landwirtschaft, eine fast regelmäßige, über das ganze Jahr verteilte Tagesordnung aus.

Im Januar jeden Jahres war die Wahl des Bürgermeisters (damals Rechnungs­führer) und des Feldschützen,

sowie alle drei Jahre die Ver­pachtung des gemeindeeigenen Faselochsens. Im März wurde die jährliche Verpachtung der Schafweide verhandelt. Im April ging es um die Verpachtung der Gemeindewiesen.

Im Juli stand die Versteigerung des Grases und des Heues, im September die Versteigerung der Gemeindeäpfel, die Verpach­tung des Backhauses sowie die Haltung des Gemeindeebers alle 3 Jahre (beides gehörte zusammen) auf der Tagesordnung. Im Monat Oktober wurde über die jährliche Bestellung eines Viehhirten beschlossen. Die letzte Gerichtsverhandlung im Jahr, im November beriet und beschloss über die Verpachtung der Gemeindeäcker in Dreifel­derwirtschaft (Gerste, Hafer — Korn, Wei­zen – Brache).

Dadurch ergaben sich zwangsläufig zahl­reiche Sitzungen des Untergerichts, so fan­den im 19. Jahrhundert etwa 9 Ge­richtstage im Jahre statt. Die letzte Sitzung des Gronauer Gerichts erfolgte am 18. Mai 1844.

Die Abgabenlast des Dorfes

Außer den Zehntabgaben mußten die Dörfer dem König Heeresfolge leisten und jedes Dorf einen Wagen mit Pferden und Gewappneten stellen, daneben Holzfuhren leisten und dem königlichen Gefolge Atzung und Lager gewähren.

An den Fiskus der Stadt Frankfurt waren zusätzlich Abgaben zu leisten, diese waren aber eher recht bescheiden. Um 1366 erhob Frankfurt Gebühren in Höhe von 6 denar (1 denar = 1 Pfennig) für Gronau, dafür hatte Gronau Burgrecht in Frankfurt. Die Stadt gewährte in Zeiten der Gefahr den Dorfbewohnern mit Hab und Gut in ihren Mauern Schutz und erleichterte im Frieden durch Erlass der Verkehrsabgaben den Absatz ihrer Erzeugnisse. Die Gronauer hatten auch Zugang zu den Frankfurter Wochenmärkten und brauchten an der Friedberger Warte (der Pforte) für jeden Wagen nur 6 Heller Zoll zu zahlen, in Messezeiten jedoch 12 Heller (1 Heller = 0,2 Pfennig).

Die Zehntabgaben kamen im Jahre 1479 durch Kauf an das Stift Lich. Bis 1826 besaß das Marienstift den großen und kleinen Zehnten der Gemeinde einschließlich des Gronauer Hofes. Dafür übernahm das Stift die Besoldung des Pfarrers und die Ver­pflichtung, die Pfarrgebäude mit allem Zu­behör zu unterhalten und gegebenenfalls zu erbauen. 1826 verkaufte das Marienstift den Zehnten an die seitherigen Pächter, die so­genannte Zehntgesellschaft, gegen Zahlung einer Ablösungssumme von 16500 Gulden

Gronau im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit

Der 1525 ausbrechende Bauernkrieg führte im Gericht Bornheimer Berg, zu dem Gronau gehörte, zu Revolten der Bauern. Diese forderten die Abschaffung des Gerichtsgeldes, des Eiergeldes, des kleinen Zehnten (auf Lämmer, Kälber, Ferkel und Hühner) außerdem forderten sie die Abschaffung der Weinschankgebühren sowie die Freiheit für Wasser und Weide. Pech für die Bauern, der Bauernkrieg ging verloren und so mussten sie weiter diese Abgaben leisten.

Im Rechnungsjahr 1566/67 mußte der „Zentgraf Beckel vierzehnmal zu Ross oder zu Fuß nach Hanau“, um mit den Behörden zu verhandeln.
1569/70 wurde der „Gemeine Wald“ vermessen und „abgesteint“ (Grenzsteine gesetzt).

In Gronau wird erstmals 1574 ein Backhaus erwähnt. Wegen Feuergefahr waren Backöfen in den eigenen Häusern damals oft untersagt. So wurde in der gemeinschaftlichen Einrichtung eines Backhauses gebacken.

In der frühen Neuzeit kämpften in Europa die Herrschenden in 31 Kriegen um ihre Vorherrschaft. Die Türken schlugen die Ungarn (Schlacht bei Mohács, 1526) und belagerten Wien (Erste Wiener Türkenbelagerung, 1529)

Nikolaus Kopernikus veröffentlichte seine Theorie vom heliozentrischen Weltbild (1543). Die Zeit der großen europäischen Hexenverfolgung begann gegen Ende des Jahrhunderts. Die Frührenaissance entwickelte etwa ab 1420, zuerst in den italienischen Stadtstaaten, ihre Blüte. Sie erreichte den deutschsprachigen Raum erst etwa 1520.

Große Geister und Gelehrte dieser Epoche, mit teils weitreichenden Erkenntnissen waren die Wissenschaftler Nikolaus Kopernikus, Galileo Galilei („und sie bewegt sich doch“), der deutsche Rechenmeister Adam Ries, der Arzt Paracelsus, große Künstler wie die Maler Leonardo da Vinci, Rafael Michelangelo in Italien oder Albrecht Dürer in Deutschland, sowie die Dichter und Dramatiker William Shakespeare und Miguel de Cervantes bezeugten ein großes geistiges Potential dieser Zeit. Johannes Gutenberg erfand den Buchdruck mit beweglichen Lettern.

Erasmus von Rotterdam, Martin Luther und Johannes Calvin bereiteten den Weg für die Reformation der Kirche. In diese Zeit fiel aber auch die Schreckensherrschaft von Iwan IV., „dem Schrecklichen“; der seine Untertanen in Russland terrorisierte. Maria Stuart, Königin von Schottland wurde vom englischen Königshaus verurteilt und hingerichtet.

In Europa wurden im 16. Jahrhundert 22 Kriege geführt und die religiösen und dynastischen Spannungen erreichten im Dreißigjährigen Krieg ihren Höhepunkt.

Martin Luther hatte seine 95 Thesen am 31. Oktober 1517 an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg genagelt. Schwerwiegende Umwälzungen wie die einsetzende Reformation und der heraufziehende Dreißigjährige Krieg waren in Folge auf unser Dorf in zugekommen.

Im Jahr 1521 wurde erstmals eine Schule in Gronau erwähnt. Der erste Gronauer Lehrer hieß Johann Lenhart. Er hatte neben dem Unterricht zusätzliche Pflichten, das Glockenamt um 4 Uhr, das 20 Uhr Läuten und das Sonntagsläuten zum Gottesdienst.

Erstmals wurde 1529 die Gronauer Kerb (Kirchweih) überliefert. Die Gemeinde kaufte laut einem Beleg „Kirbewein“.

In Gronau wurde zwischen 1544 und 1564 die Reformation eingeführt. Seit der Reformation sind die geschichtlichen Umwälzungen und das Geschehen in Gronau durch zahlreiche Urkunden dokumentiert.

Die Gemeinde Gronau kaufte 1602 ein eigenes Schulhaus. Etwa um 1600 wurde die Gronauer Riedmühle gebaut. Ihre erste schriftliche Erwähnung findet sich 1664.

Altes Schriftstück
heatrum Europaeum von
Mathäus Merian

Ein Erdbeben erschütterte Gronau und die Umgebung am 19. Januar 1616, eine Pfarrchronik aus Bergen berichtet, die Nidda habe wegen des Bebens drei Stunden aufgehört zu fließen. Auch im Theatrum Europaeum von Mathäus Merian wird dieses schwere Beben erwähnt. Es gilt als Ankündigung eines heraufziehenden großen Unheils.

Der Dreißigjährige Krieg 1618-48 brachte dem Ort Gronau ebenso wie den umliegenden Dörfern schwere Heimsuchungen und Drangsale. Vor Kriegsbeginn hatte Gronau 185 Einwohner, zum Kriegsende gab es nur noch 28 Haushalte in Gronau.

Nach der Schlacht bei Höchst bezogen 1622 /23 die Truppen des Feldherrn Graf von Tilly ihr Winterquartier auch in unserer Gegend. Die Gemeinden hatten unter einer hohen Abgabenlast zu leiden. Kroatische Söldner unter General Graf Isolani verwüsteten 1628 Vilbel und die Dörfer rundherum. Von 1630 bis 1633 hielten die Schweden die Wetterau besetzt. Es herrschte eine relative Ruhe.

Altes Schriftstück
Der spanische General Spinola verwüstete mit seinen Truppen weite Teile der Wetterau

Ausschnitt aus: „Wahrhaftige Abbildung derjenigen Städt und Schlösser welche Ihre Excell. Marquis Ambrosius Spinola … in der Chur Pfalz am Rhein eingenommen…“

Mehr als die Hälfte des Dorfes wurde 1635 niedergebrannt und zerstört. Seine fast vollständige Zerstörung erlebte das Dorf noch einmal sieben Jahre später, im Jahr 1642.Die dritte Verwüstung erlebte Gronau kurz vor Ende des Krieges, wie ein Chronist berichtete: „Noch am 10. Februar 1647, vor dem Ende dieses schrecklichen Krieges, wurde „dass gantze dorff Grunaw undt damit das pfarrhaus abgebrandt“.
Zweimal, 1623-24 und 1642, wurde die große Hospital-Hofreite durch Brand vernichtet.
Als Folge des Krieges wütete dreimal 1632, 1637 und 1667 die Pest in Gronau und forderte viele Todesopfer.

Diese langanhaltende Kriegskatastrophe betraf nahezu den gesamten Kontinent, verwüstete und entvölkerte ganze Landstriche. Der „Westfälische Friede“ beendete den Dreißigjährigen Krieg. Die mittelalterliche Feudalordnung löste sich weiter auf.

Gronau war 1663 fast wieder aufgebaut. Das Dorf hatte 325 Einwohner in 45 Häusern. Ein Schulhaus wurde 1684 in der Schäfergasse 2 neu erbaut.

Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges war bei beiden Konfessionen eine gesteigerte Frömmigkeit zu verzeichnen. Trotzdem wurde dadurch nicht der verbreitete Teufelsglauben und Hexenwahn gemäßigt. Ein dunkler Fleck in der Geschichte der Wetterau sind die ab Mitte des 17. Jahrhunderts einsetzenden Hexenverfolgungen die bis ins 18. Jahrhundert andauerten.

Erstmals finden wir 1648 Aufzeichnungen über die Einkünfte der Pfarrei, sie beliefen sich auf: 40 Achtel Korn vom Stift Lich, 1 Achtel Korn von Vilbel (1 Achtel = 125 l.), die Hälfte des Heuzehnten, den Flachszehnten, den Kleinzehnten (Hühner, Gänse, Lämmer, Schweine), 2 Teile des Kraut- und Rüben­zehnten, die Pachteinnahmen der Pfarrländereien (27 Morgen), das Recht 1 Rind und 8 Schweine auf der Weide zu halten sowie 20 thornus Bargeld (1 thornus = 18 Heller = 4 Pfenig).

Jesus am Kreuz
Der Gronauer Kruzifixus von 1684

Im Jahr 1684 wurde für den Kruzifixus über dem Altar 18 fl (Florin = Gulden) an den Bildhauer Wolfgang Fröhlicher, Frankfurt, bezahlt. Fröhlicher, 1652 in Solothurn / Schweiz geboren, hatte in Rom Bernini kennengelernt. Seit 1675 lebt er in Frankfurt.

Gronau im 18. Jahrhundert

Fast im gesamten 18. Jahrhundert musste die Wetterau unter den Belästigungen durchziehender Soldaten leiden. Dazu kam im Jahre 1727 ein größeres Brandunglück im Dorf. Die Gemeinde Vilbel übergab damals Gronau eine Geldsumme zur Behebung der erlittenen Brandschäden.

Die Gronauer Landwirte hatten immer schon einen großen Viehbestand. Im Jahr 1717 wurden im Dorf 20 Pferde und 22 Ochsen angegeben. Zu jeder Landwirtschaft gehörten Schweine, Schfe, Ziegen,Gänse und Hühner. Die Landwirtschaft wurde seit dem Mittelalter in der sogenannten „Dreifelderwirtschaft“ betrieben. Die Gronauer Böden waren so ertragreich, daß sogar die Wegränder zur Futtergewinnung verpachtet waren. Zu jedem Gronauer Haus gehörte damals eine Scheuer.

Foto der Kirche
Der Bau der heutigen
Kirche begann 1718,
sie wurde im folgenden
Jahr fertiggestellt.

Gronau wechselte einmal wieder die Herrschaft und kam zur Landgrafschaft Hessen-Kassel.

Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) stand Hessen auf der Seite von Preußen, (das Hanauer Land war von den Franzosen besetzt). Gronau war besonders einbezogen durch die Schlacht bei Bergen und Vilbel, mit Kampfhandlungen auf der Berger Höhe und auch im Vilbeler Wald. Die Schlacht am Karfreitag 13.4.1759 forderte einen hohen Blutzoll. Mehr als viertausend Kanonenkugeln und Kartätschen sowie 300 000 Gewehrkugeln sind an diesem Tag verschossen worden.
Es starben 2373 „deutsche“ Soldaten und fast 4000 französische Soldaten. Grabsteine in Gronau kündeten davon, daß auch dort Gefallene bestattet wurden. „Capitain von Strantze“ von der Herzoglich-Braunschweigischen Artillerie wurde auf dem Gronauer Kirchhof begraben, er wurde wenige Stunden vorher bei Bergen durch einen Kanonenschuß getötet.

Im Jahr 1762 lagen französische Soldaten als Wache in Gronau, sie kosteten der Gemeinde täglich 10 Gulden, der damalige Gemeinderechner bemerkte lakonisch „diese Rechnung wurde von den Franzosen nicht bezahlt“. Für die gemeindeeigene Feuerspritze wurde 1770 ein Spritzenhaus am „Dalles“, dem zentralen Ort des Dorfes, erbaut. Im Jahr 1773 hieß Gronau „Grunau“.

Orgel

In die Kirche wurde 1777 eine Orgel durch Orgelbaumeister Heinrich Jakob Sier aus Hanau eingebaut, die Kosten hierfür betrugen 500 Gulden.

1781 Die Ruhr wütete in Gronau, sie forderte viele Todesopfer. Die Gemeindekasse übernahm die anfallenden beträchtlichen Arztrechnungen. Im Jahr 1788verursachte ein großes Hochwasser schwere Schäden in Wiesen und Feldern. Eine Kirchturmuhr wurde 1797 an der Gronauer Kirche angebracht.

Auf Kosten der Gemeinde lag 1799 eine ständige Wache französischer Soldaten im Dorf.

Ende des 18. Jahrhunderts war das Dorf bereits nach Osten erweitert und vermutlich auch ein neuer Ring aus Mauern und Scheuern erbaut worden.

Gronau im 19. Jahrhundert

Ab dem Jahr 1801 heißt Gronau nun auch „Gronau“

Die Dominanz Europas in der Welt erreichte in dieser Zeit mit dem Imperialismus ihren Höhepunkt.

In dieser Zeitspanne setzte sich die Industrialisierung und die kapitalistische Wirtschaftsweise vor allem in Europa und Nordamerika durch. Die fortschreitende Industrialisierung zwang der Gesellschaft eine teilweise dramatisch veränderte Lebensweise auf. Der soziale Wandel zerstörte hergebrachte Verhaltens- und Denkweisen. Arbeiterbewegung und Sozialismus wurden zu zentralen Begriffen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Karl Marx und Friedrich Engels veröffentlichten im Jahr 1848 zusammen das Kommunistische Manifest. Es begann die Entwicklung eines „Arbeiterbewußtseins“. Dagegen verloren der Adel und die Landbevölkerung tendenziell an Bedeutung.

Durch neue Verkehrsmittel wie Eisenbahn, Dampfschiff und Auto entstand eine höhere Mobilität. Eine neuzeitliche städtische Lebensweise setzte sich allmählich durch. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde mit dem Telegrafen der Aufbau der modernen Telekommunikation eingeläutet.

Auch das 19. Jahrhundert war nicht frei von Kriegen. Zu Beginn des Jahrhunderts eroberte Kaiser Napoleon Bonaparte von Frankreich aus große Teile Europas. Er kam bis Moskau. In den folgenden Befreiungskriegen wurden die napoleonischen Truppen besiegt (Völkerschlacht bei Leipzig). Napoleon erlitt 1815 in der Schlacht bei Waterloo endgültig seine militärische Niederlage. Im Wiener Kongress 1815 wurde das politische Europa neu geordnet.

Ein deutsches Heer zog 1870 im deutsch-französischen Krieg durch Frankreich und erzwang in Versailles, dem traditionellen Ort der von Frankreich ausgehenden Herrschaft, ein Eingeständnis der Niederlage, das in Frankreich als Demütigung empfunden wurde.

Der deutsche Sprachraum war zu Beginn des 19. Jahrhunderts politisch zersplittert. Deutsche Intellektuelle sahen im deutschen Nationalstaat die einzige Option, bürgerliche Freiheiten zu erlangen sowie eine Organisationsstruktur aufzubauen, die sich gegenüber Frankreich und Großbritannien verteidigen könne.

Aber immer noch konnten viele Menschen nicht selbst über ihr Schicksal entscheiden. So lebten 1801 in Gronau immer noch 44 Männer und 14 Witwen in Leibeigenschaft. Die Aufhebung der Leibeigenschaft in Gronau erfolgte erst im Jahr 1808.

Die europäische und auch die deutsche Bevölkerung wurde durch Massenauswanderungswellen von Europa in die USA dezimiert. Es gab auch Gronauer, die nach Amerika auswanderten. Die Inquisition wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beendet. In den britischen Kolonien und in Amerika endete die Sklaverei.

Große, das Jahrhundert prägende Geister, Gelehrte, Künstler und Politiker waren:

August Bebel und Ferdinand Lassale, Wilhelm Liebknecht, SPD-Mitbegründer, Karl Marx und Friedrich Engels, Otto von Bismarck, deutscher Reichskanzler, Napoléon Bonaparte, französischer Kaiser, Franz Joseph I., Kaiser von Österreich, König von Ungarn, der italienische Revolutionär Giuseppe Garibaldi und der amerikanische Präsident Abraham Lincoln. Geisteswissenschaftler bauten am neuen Weltbild, wie z.B. Arthur Schopenhauer, deutscher Philosoph, Charles Darwin, englischer Biologe, Alexander von Humboldt, deutscher Naturforscher und Universalgelehrter. Die deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Heinrich Heine und der deutsche Dramatiker und Revolutionär Georg Büchner waren prägende Geister dieser Zeit.

Erfindungen die das Leben der Menschheit nachhaltig beeinflussen sollten, wurden in diesem Jahrhundert gemacht. Dazu gehörten Eisenbahn, Automobil, Dampfschiff, Elektrisches Licht, Fotografie, Film, Gummi und der Phonograph. Die Radioaktivität und die Röntgenstrahlung wurde entdeckt.

Das Repetiergewehr wurde erfunden, es brachte massenhaften Tod. Telegraf und Telefon sorgten plötzlich für weltweite Verbreitung von Nachrichten in Sekundenbruchteilen.

In Folge der „napoleonischen Kriege“ durchzogen 1806 französische Soldaten die Gegend was mit schweren Abgabelasten für die Truppen verbunden war. Infolge der langen Kriegsjahre und der anhaltenden Besetzung des Ortes durch fremde Truppen war die allgemeine Moral sehr gesunken, so hielten sich drei Einwohner „Beischläferinnen“, die jedoch bald des Ortes verwiesen wurden.

Foto eines Fachwerkhauses
Das alte Gronauer Rathaus am Dalles

Ein Rathaus wurde im Jahr 1806, mit einem Kostenaufwand von 2000 Gulden, als Fachwerkbau errichtet, im Erdgeschoß sind Feuerwehr und Backhaus untergebracht, im oberen Stock die „Rathausstube“.

Nach der Völkerschlacht bei Leipzig wurden die napoleonischen Truppen auf ihrem Rückzug von russischen Truppen verfolgt. Am 1. November 1813 waren russische Truppen, darunter 66 Offiziere und 1997 Mannschaften mit 2439 Pferden in Gronau einquartiert. Diese Einquartierung von Mannschaften und Pferden dauerte 10 Monate und war für die damals in Gronau lebenden etwa360 Einheimischen eine schwere Belastung. Für einen Tag und eine Nacht hatte Gronau sogar einen russischen General samt sechs Stabsoffizieren aufzunehmen. Eine Aufstellung der von Gronau zu tragenden Lasten für diese zehn Monate ergab: entwendete Gegenstände im Wert von 7703 Gulden, 255 Malter ( 1 Malter = 114 Liter) Gerste, 551 Zentner Heu, 960 Pfund Fleisch, 4080 Pfund Brot. Insgesamt waren einquartiert: 66 Offiziere an 113 Tagen, 1997 Mannschaften und 2439 Pferde
Zum Vergleich: 1 Gulden entsprach der heutigen Kaufkraft von 2,50 Euro.

Luftbild von Gronau
Karte von Gronau
Lage der Braunkohlegrube

Um das Jahr 1815 herum war Gronau „Bergbaugebiet“. Eine Braunkohlegrube wurde in offenem Tagebau betrieben. Versuchsweise wurde ein Schacht niedergebracht. Die Braunkohlegrube lag südlich der Ortschaft, in Verlängerung der Vilbeler Straße gesehen etwa 200 Meter geradeaus ab der Bahnschranke. Am Schacht lag der Braunkohleflöz in einer Mächtigkeit von 2,20 Meter in einer Tiefe von nur 11 Metern vor. Auf einer Breite von 35 Metern und einer Länge von 65 Metern wurde die Kohle im Tagebau abgebaut. Etwa 5500 Kubikmeter Braunkohle wurden gewonnen. Da das Flöz in östlicher Richtung stark abfiel , von 11 Meter auf 85 Meter in etwa 380 Metern Entfernung, erschien eine weitere Ausbeutung bei einer Flözstärke von nur 2 Metern nicht rentabel. Daher wurde der Abbau bereits 1816 wieder aufgegeben. Im Jahr 1865 wurden erneut Probebohrungen durchgeführt. Auf einen weiteren Abbau wurde verzichtet, da die Förderung unrentabel schien.

In Gronau lebten um 1820 etwa 360 Einwohner.

In den Jahren1824 bis 1840 mussten die Gronauer in Fronarbeit die Wege nach Vilbel, Rendel und Niederdorfelden ausbauen und mit Apfelbäumen bepflanzen.

Aus einer Pfarr-Beschreibung vom Jahre 1829 ist überliefert, daß damals Gronau 57 Häuser und 294 Einwohner hatte. Die Bauern des Dorfes hielten im Jahr 1834 59 Pferde, 214 Ochsen und Kühe, 447 Schafe und 341 Schweine.

Die Wege aus dem Ort nach Vilbel und Niederdorfelden wurden 1824 chaussiert und mit Apfelbäumen gesäumt. Die Regierung hatte empfohlen, den Weg nach Rendel ebenfalls auszubauen, dies lehnten die Gronau entschieden ab. (Wer will schon nach Rendel?). Der Weg zum Gronauer Hof sollte 1842 ausgebaut werden, auch hier weigerte sich die Gemeinde zunächst, mußte aber später, auf Befehl der Obrigkeit diesen Ausbau doch tätigen. Widerspenstig waren die Gronauer auch beim Wegebau nach Niederdorfelden und Bergen, mit der Begründung, diese Wege seien unnötig. Auch hier wurde zunächst die Mitarbeit verweigert. Später musste sich die Gemeinde aber den Anordnungen beugen.

Foto einer Holzbrücke

Eine hölzerne Brücke wurde 1830 über die Nidda erbaut. Zur Deckung der Baukosten wurde bei der Grummet- und Heuernte je Wagen 4 Kreuzer Brückengeld erhoben.

Im Jahr 1836 wurde erstmals in Gronau ein Gemeinderat, bestehend aus dem Bürgermeister und sieben Gemeinderäten gebildet.

Gronau war zu dieser Zeit eine sehr vermögende Gemeinde (im 18. Und 19. Jahrhundert). , ein Inventarium aus dem Jahre 1770 zählt als Gemeindeeigentum auf:

„Eysenwerck“: 1 Brenneisen für Mastschwei­ne, 1 Dorf-Spiess –
.Holtzwerck“: 1 Gerichstlade, 1 Schultafel, Schulbänke, 6
Bücher, Scripturen: Hypothekenbücher, Kon­trakte, Gerichtsordnung,
An Feuer-Gerätschaften: 1 Spritze mit Pferdewa­gen, Schläuche, Ledereimer, Handspritzen, Leitern
gemeines Vieh: 1 Faselochse —
Häuser: Schulhaus und Stallung, Backhaus, Hirtenhaus, Platz mit Spritzenhaus, Trinkbrun­nen im Feld „die Weed“ (oder das Wath)
Grund in Gemeindebesitz:Äcker 3 Morgen, Wiesen 44 Morgen, Weide 50 Morgen
Zum Schulgut gehören:Äcker 6 Morgen , Wiesen 8 Viertel , Krautgärten 59 Ruthen
Activa nichts – Passiva 660 Gulden Kapita­lien —
Activ-Gerechtigkeiten gemeine Feld- und Wie­senwege —
Passiv-Lehen – Herrschaft Hanau Novalzehnte (Zentabgabe für neugerodetes Land), Stift Lich großer Zehnt, Pfarrer in Gronau Flachs-­und Blutzehnte.

Im Brandkataster vom Jahre 1852 wurde als Gemeindebesitz ein Wohnhaus mit Stall, Backhaus, Schmiede mit Stall und Spritzen­haus mit einem Wert von insgesamt 710 Tha­ler angegeben.

Das Gemeindeinventar von 1855 zählte außer den oben genannten Gebäuden noch ein Wachthaus und einen Feuerleiterschuppen auf, daneben noch 3 Steinbrüche, 53 Morgen* Ackerland, 51 Morgen* Wiesen und 3/4 Morgen Totenhof.

*1 hessischer Morgen = 2500 qm

Pfarrer in Gronau wurde am 9. Mai 1838 Karl Faust. Nach dem Bericht des Pfarrers konnten damals die wenigsten Männer mehr als ihren Namen schreiben. Bei den Gronauer Frauen war es mit Lesen und Schreiben eher noch schlechter bestellt). Die kirchlichen Verhältnisse im Ort lagen in dieser Zeit sehr darnieder. Pfarrer Faust beklagte sich in einem Schreiben an das Konsistorium über die zunehmende Trunk­sucht, die Mißachtung des vierten Gebotes (Du sollst Vater und Mutter ehren!), die dürftige Schulbildung, Mißhandlungen untereinander und über die Verwüstung sei­nes eigenen Gartens.

Pfarrer Faust beschreibt:“, dass wie zu vielen Orten so auch hier in Gronau ein böser Geist in erschreckender Weise hervorgetreten ist; ein Geist der all mein Bemühen auf den Nullpunkt herab gedrückt hat und lange vielleicht immer auf demselben verhalten wird. Die eigenen Erfahrungen, wie die Mitteilungen meines Vorgängers haben mir ein ziemlich gutes aber freilich auch erschreckendes Bild von den Zuständen und Verhältnissen meiner Gemeinde verschafft. Diese Gründe bestehen in fürchterlichen Eigennutz und Trug, Neid, Lüge, Missgunst, Zank und Prunksucht in fast durchgehender Nichtachtung der meisten Gebote. Es fehlt also Liebe gegen Gott und den Nächsten. Aber nicht erst seit kurzem ist das der Fall, schon vor mehr als 100 Jahren finden sich fast dieselben Klagen vor, was wohl meist darin seinen Grund haben mag: dass die Gronauer fast nur unter sich heiraten, das Fremde kaum Äcker und Wiesen nicht mitbringen, und werden dahingehend sehr angefeindet, darum erben sich die Gemeinde Übel wie eine ewige Krankheit fort. Hohen Einfluß schrieb ich dem Zehnten zu, der zu 1000 Betrügereien Veranlassung gab. An die Pfarrei war zu entrichten Blut- Zehnter vom Schwein, Hasen, Gänsen, Enten und Hühnern, Grün – Gras und Flachs- Zehnter. Darum riet ich von Anfang an mein Bestreben auf Ablösung der Zehnt-Steuer“.

Viele Gronauer Pfarrer berichteten in der Pfarrchronik von schweren Auseinanderset­zungen und Spannungen mit einzelnen Bür­gern, „in deren Folge mancher Pfarrer nicht nur seinen Humor, sondern auch sein Leben ließ“.

Mauer mit Baum dahinter
Der „neue“ Gronauer Friedhof, Mauer von 1843

1843 wurde ein neuer Friedhof mit Friedhofsgebäude am Haingraben angelegt (heute steht hier das Feuerwehrhaus). Auf dem Friedhof stand zentral der „Friedensbaum“, eine stämmige alte Linde, die Pfarrer Gustav Boos 1910 erwähnt. „Zum Schluss der Feier auf dem Friedhof umkreiste der Festzug sodann noch den Friedensbaum, wo die Feier nach Gesang des Kirchenchores und einer Rede des Wagnermeisters Wenzel ihren Abschluss fand“. Diese Linde stand noch bis in die 1960er Jahre, bevor das Naturdenkmal (!) gefällt wurde.

Der Gronauer Gemeinderat verpflichtete 1846 die Gronauer zu Gemeindediensten. So hieß es: “Wer der Gemeinde angehört…., muß Gemeindedienste leisten, den Spieß halten und im Wegebau mitarbeiten.“

Im Zuge der „liberalen Bewegung“ kam es 1848 in Gronau zu kleinen Unruhen. Junge Burschen führten vor dem Pfarrhaus eine Schießerei auf mit den Rufen „Freiheit“ und „Jetzt soll`s aber losgehen“. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung wurde im Dorf daraufhin eine Gruppe von „Bürger-Gardisten“ gebildet. Für diese kaufte die Gemeinde „7 Stück Schleifsäbel“. Damit war die Revolution in Gronau auch beendet.

Der 1852 errichtete Brandkataster verzeichnete 83 Hofreiten, darunter den Dottenfelder- und den Gronauer Hof, Kirche, Pfarrhaus und 3 Gemeindehäuser. Nach der Beschreibung vom Jahr 1863 zählte der Ort 381 evangelische Einwohner, mit der wechselnden Bevölkerung der beiden Höfe hatte es eine Bevölkerungszahl von 435 Seelen, nach der letzten Volkszählung vom Jahre 1891: 431 Seelen.

Der „Gesangverein Gronau“ nahm 1864 mit 28 Teilnehmern am Sängerfest in Okarben teil. Im gleichen Jahr gründet Stellmacher Johann Kasimir Wenzel in der Kirchgasse eine bis heute bestehende Wagnerei.

Foto ein Bahnhofs
Gronau H.N. Bahnhof

Gronau gehörte seit dem Jahr 1866 zum Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau. Daher kommt unser Homepagename gronau-hessen-nassau. Gronau H.N. stand früher groß am Bahnhofsgebäude angeschrieben.

Unter hartnäckigem Beharren des Pfarrers Karl Faust wurde in Gronau 1870 nach vielen Querelen ein neues Pfarrhaus in der Kirchgasse erbaut.

Erbittert über die jahrelange Vorgeschichte bis zur Baugenehmigung und die darauf folgenden Auseinandersetzungen während der Bauzeit und in Folge bis zur endgültigen Fertigstellung nach mehr als vier Jahren schrieb der damalige Gronauer Pfarrer Faust ein 24 seitiges, eng geschriebenes, Memorandum, welches detailliert die Vorgänge um den Bau schildert. Er überschrieb das Momorandum mit den Worten: „Der Neubau des Pfarrhauses zu Gronau, ein lokalgeschichtliches Kultur-Bild aus der letzten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts“ von S.F. Pfr. 1875/76.

Menschen mit Flagge
Gesangverein Germania Gronau

Der „Gesangverein Germania Gronau 1889″ wurde gegründet.

Im Jahr 1889 stritt fast das gesamte Dorf, nämlich 161 Klagebeteiligte, aufgeteilt in zwei gegnerische Parteien, darüber, wo das Vieh gehütet werden durfte, bzw. wer das Recht hatte, Vieh auf die Wiesen und die abgeernteten oder brachliegenden Felder zu treiben. Das sich über Zwei Jahre hinziehende Verfahren begann mit dem Satz: „Wir, die unterzeichneten Grundbesitzer der Gemarkung Gronau beantragen die Hütebefreiung und wirtschaftliche Zusammenlegung der Gemarkung Gronau.“ Das Gericht stellte fest, daß neben Schafen selbstverständlich auch Schweine, Rinder und Gänse auf die Weiden getrieben werden dürfen.

Damals hatte Gronau etwa 370 Einwohner.

Einen kleinen Makel an unserem schönen Dorf hatte Pfarrer Münch in seiner Beschreibung aus dem Jahr 1891 angemerkt. Er beschrieb: „Die wechselnde Seelenzahl erklärte sich unzweifelhaft aus der hierorts allgemeinen bestehenden Vormundschaftsehe aus welcher sich auch das häufige Vorkommen nicht vollsinniger Kinder erklärt.“ Mit anderen Worten, die jeweiligen Herren der Höfe bestimmten, als Folge der damals noch herrschenden Leibeigenschaften, welcher Knecht welche Magd zu ehelichen hatte, ungeachtet der etwaiger verwandtschaftlicher Beziehungen.

Die Leibeigenschaft wurde in Gronau erst zum Jahre 1808 abgeschafft. Pro Kopf mussten bis dahin Abgaben, der so­genannte Leibschilling gezahlt werden. Dieser betrug für Männer 1 Gulden und für Witwen 15 alb. jährlich. Von 1801 bis 1808 wurde der Betrag auf die Hälfte herabgesetzt. Neben dem Leibschilling oder Kopfzins als Geldabgabe mußten die Leibeigenen noch Dienste und Fronden für die Herrschaft leisten. In Gronau wohnten bei­spielsweise im Jahre 1483 drei Leibeigene, die zu Frankfurt gehörten

Lehrer Cämmerer fand 1895 an der Straße nach Niederdorfelden Relikte aus vorrömischer Zeit. Diese Funde kamen nach Frankfurt. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren sie dort nicht mehr wiederzufinden.

Der hölzerne Steg am Weg nach Rendel wurde 1895 durch eine befahrbare Steinbrücke ersetzt.

Historisches Schulfoto
Gronauer Schule 1896
Zeichnung eines Backsteingebäudes

Am Berger Weg wurde 1897 ein Schulneubau errichtet, mit einem Klassenraum im Erdgeschoß, in welchem die Klassen eins bis acht alle Klassen gleichzeitig unterrichtet wurden. Im 1. Stock war die Lehrerwohnung

Durch das damals herrschende Erbrecht der „Realteilung“ waren Äcker und Weiden in immer kleinere Einheiten zerstückelt und zersplittert worden. Im Erbfall wurde der Landbesitz unter den Erbberechtigten gleich aufgeteilt. Diese Aufteilung fand bei jedem Erbgang statt, sodass die Parzellen stetig kleiner wurden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war dieser Flickenteppich nicht mehr vernünftig zu bewirtschaften. Im Jahr 1898 wurde eine Flurbereinigung durchgeführt. Nun war es wieder möglich, eine vernünftige Entwässerung und ein vorbildlich angelegtes Wegenetz durch die Felder zu realisieren. Allerdings begann bald darauf wieder die Zerstückelung, weil nach wie vor die „Realteilung“ im Erbrecht beibehalten wurde.

Foto eines Fachwerkhauses
altes Gronauer Schulhaus
in der Schulgasse

Das alte Schulhaus in der Schulgasse, heutige Schäfergasse, wurde im Jahr 1898 von der Gemeinde verkauft. (Vor wenigen Jahren wurde es, wie so fast alle historischen öffentlichen Gebäude in Gronau, abgerissen).

Foto des Bahnhofs
Gronauer Bahnhof

Im Jahr 1899 mussten für den geplanten Eisenbahnbau 8000 Mark gezahlt werden. Dafür verlangte die Gemeinde die Erstellung eines eigenen Bahnhofes für Gronau. Die Bahnlinie Vilbel – Heldenbergen ging 1907 in Betrieb.

Das Zeitalter der Moderne

Das 20. Jahrhundert war geprägt von Kriegen. In der ersten Hälfte des Jahrhunderts war Europa und die Welt in zwei Weltkriege mit Millionen Toten verstrickt. Unser Deutschland war immer an vorderster Front dabei.

In den Ersten Weltkrieg marschierten unsere Altvorderen mit Hurra, wilhelminischem Größenwahn und nationalistischer Verblendung. Nach den Ersten Weltkrieg herrschte große Not, der Kaiser wurde gezwungen abzudanken, die demokratische Verfassung der Weimarer Republik überdauerte nur wenige Jahre. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten unter Adolf Hitler steuerte unser Land auf seine fast vollständige Zerstörung und die Verwüstung fast ganz Europas im Zweiten Weltkrieg zu.

Rassenwahn und Fremdenfeindlichkeit führten zu den unfassbaren Verbrechen am jüdischen Volk, an den Sinti und Roma, an Homosexuellen. Eine „Kulturnation“ verfiel der Barbarei. Ein furchtbares Ende fand dieser Krieg mit dem Abwurf der zwei Atombomben auf Hiroschima und Nagasaki in Japan.

Weitere Kriege auf der ganzen Welt, der Korea-Krieg, der israelisch-ägyptische Sechstagekrieg, Befreiungskriege in den Kolonialstaaten, der Vietnamkrieg, die ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen in Nahen Osten drückten diesem Jahrhundert ihren Stempel auf.

Zum Glück blieb unser Land in der zweiten Jahrhunderthälfte von Krieg verschont und erreichte mit dem Wirtschaftswunder einen Aufstieg zu ungeahntem Wohlstand.

Hier nun eine Auflistung der Gronauer Ereignisse der letzten 120 Jahre:

Im Jahr 1900 wurde bei Meisinger in der Riedmühle (in der Nähe des Friedhofes) eine Posthilfsstelle eingerichtet, Frau Meisinger, ein Begriff für sprichwörtliche Zuverlässigkeit, war die Briefträgerin und trug über 35 Jahre lang Briefe und Pakete im Ort aus.

Der Pfarrer erwirkt im Jahre 1904, daß am Karfreitag keine Festtags-Osterkuchen gebacken werden dürfen. Die Ortspolizeibehörde wird beauftragt, dieses zu überwachen und durchzusetzen.

Auf dieser Karte aus dem Jahr 1906 ist in Gronau südlich der Hohl eine ehemalige Ziegelei eingezeichnet. Es sind vermutlich Feldbrandsteine hergestellt worden, wie sie in vielen Gronauern Häusern verbaut wurden. Die sogenannten Russensteine hatten durch den Ruß eine grau-gelbliche Farbe.

Karte von Gronau

1907 wurde Gronau an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Die Eisenbahnlinie Vilbel – Heldenbergen wurde am 1. Juni 1907 eingeweiht. Die 15 km lange Strecke wurde in 50 Minuten befahren. Das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 18 Kilometer pro Stunde. Vier Zugpaare bedienten damals diese Linie des „Stockheimer Lies`sche. Den Kosenamen erhielt der Zug nach Liesel Brand, der Wirtin des End-Bahnhofs Stockheim. Heute heißt die Bahnlinie „Niddertal-Bahn“.

Wiegekarte
Die letzte Wiegekarte der Gronauer Gemeindewaage von 1966

1907 Die Gemeindewaage am Dalles wurde gebaut. Sie war noch bis in die 1960er Jahre in Betrieb.

1911 Am 16, November erschütterte ein heftiges Erdbeben Gronau. Im Sommer herrscht große Trockenheit. Die Landwirte beklagen einen Mangel an Heu und an Viehfutter.

1913 Ein leichteres Erdbeben war in Gronau zu spüren (20. Juli 1913) Als Epizentrum wurde Baden-Würtemberg genannt. Im Oktober 1913 wurde zum hundertjährigen Andenken an die Völkerschlacht bei Leipzig im Gronauer Ried eine Linde gepflanzt, die den Namen „Kaiser Wilhelm Linde“ erhielt.

1914 Deutschland stürzte sich in den Ersten Weltkrieg
Gronau hatte damals 475 Einwohner. Sieben Gronauer Soldaten starben im Krieg, drei blieben vermisst.

1915 Am 1. Osterfeiertag, am 4. April 1915 zersprang die große Glocke beim Osterläuten (gegossen 1805)

Eine Gruppe von Männern steht um eine Glocke
Die alte Glocke
Eine Gruppe von Männern zieht eine Glocke auf den Kirchturm
Die neue Glocke auf dem Weg zum Turm 1915

Als Ersatz der gesprungenen Glocke wurde eine neue Glocke gegossen. Sie trug die Inschrift “Franz Schilling Söhne Apolda gossen mich im Kriegsjahr 1915“. Die Glocke war 592 Pfund schwer. Am 1. August wurde die neue Glocke geweiht.

Am 24. Juni 1917 wurde die erst 1915 aufgehängte Glocke wieder beschlagnahmt und zum Einschmelzen für Kriegsmaterial abgeliefert.

1917 Aus der Nahrungsmittelknappheit heraus fielen die „Hamsterer“ aus den Städten über das Dorf her und plünderten die Felder und Obstbäume. Es mussten Ehren-Feldschützen eingestellt werden, die die Felder bewachen sollten. Auch Soldaten wurden zur Wache aufgeboten.

1918 Die Gemeinde Gronau hatte ihr gesamtes Barvermögen in Kriegsanleihen angelegt. Infolge der Inflation ging das gesamte Vermögen verloren.

Am 1. Pfingsttag, am 15. Mai 1918 um 17.15 Uhr schlug ein Blitz in den Kirchturm, zum Glück war es ein kalter Blitz, so dass kein Feuer entstand. Er verursachte dennoch ziemlich große Verwüstungen.

Jesus am Kreuz

Bei der Durchsicht alter Kirchenrechnungen war die Rechnung aus dem Jahr 1684 für das Kruzifix aufgetaucht. Bildhauer Johann Wolfgang Fröhlicher aus Frankfurt erhielt für seine Arbeit 18 fl. (Florin = Gulden).

1918 Am 9. November dankte der Kaiser ab. Der Erste Weltkrieg ging zu Ende.

Gronau bekam einen „Arbeiter- und Soldatenrat“

Denkmal
Vertrag
Vertrag der Gemeinde Gronau mit August Bischoff (Bildhauer)

Ein Gefallenen-Denkmal wurde errichtet. Beauftragt war der damals sehr bekannte Bildhauer August. Bischoff. Dieser hatte Ateliers in Frankfurt und Hanau und dort bedeutende Skulpturen erstellt.
Gronau gehörte zum Volksstaat Hessen

1919 Die „Städter“ hamsterten in Gronau. Es wurde viel von Bäumen, Feldern und aus Gärten gestohlen. Im Dorf bildete sich eine „Nachtwehr“ aus Gronauer Bürgern, die Felder und Früchte beschützen sollte.

1920 Gronau wurde von französischen Truppen besetzt.

1921 Gründung des „Rasse-Geflügelzuchtverein Gronau 1921″.

An Stelle der im Weltkrieg abgelieferten und eingeschmolzenen Glocke bekam Gronau 1925 eine neue Glocke. Diese hatte ein Gewicht von 323 Kilogramm. Sie kostete 936,70 RM, das einzelne Kilo zu 2.90 RM, dazu kamen noch Nebenkosten von 195,69 RM. Gesamt ergab sich eine Summe von 1132 RM 39 Pf.

Gronau wurde 1927 elektrifiziert.

Geschmücktes Fachwerkhaus
Das alte Gronauer Spritzenhaus am Dalles

Im Jahr 1929 gründeten die Gronauer die Freiwillige Feuerwehr Gronau.

Eine zentrale Wasserversorgung in Gronau wurde 1930 gebaut.

Backsteinhaus
Das „Wasserhäusi“, Flur am „Trinkbrunnen“

Die Gründung des „Angelsportverein Frühauf “ erfolgt 1932, in diesem Jahr wählen die Gronauer zu 80 % Nationalsozialisten.

Drei Bilder der Gronariswerke

Der Gronaris-Sprudel auf der Breitwiese wurde 1935 erbohrt. Der Vilbeler Schmiedemeister und Wagenbauer Friedrich Wilhelm Dittmar, der neben seinem eigentlichen Geschäft die Elisabethen-Quelle betrieb, hatte die Bohrung in Auftrag gegeben. Das Kohlensäurewerk beim Gronaris-Sprudel ging 1938 in Betrieb. Zunächst wurde nur die Kohlensäure abgefüllt, das Wasser wurde abgetrennt und abgeleitet.

1939 Mit dem Tag des Überfalls auf Polen am 1. September 1939 stürzte Nazi-Deutschland die ganze Welt in einen verheerenden Krieg mit Millionen von Toten und unsagbaren Verlusten für die Bevölkerung.
In Gronau gab es 21 Gefallene und Vermisste in Folge des 2. Weltkrieges.
Kurz vor Kriegsende fiel eine Luftmine und zerstörte mehrere Häuser im Ort. Die Gronauer Kirche erlitt dadurch Beschädigungen an Fenstern und am Dach. Diese konnten zunächst nur notdürftig mit Drahtglas bzw. Brettern repariert werden.

SAöter Traktor
Ein Lanz Bulldog

Kurz nach Beginn des Krieges wurde in Gronau der erste Traktor, der legendäre „Lanz-Bulldog“ angeliefert. Bis dahin, und noch weit in die 1950er Jahre war in der Landwirtschaft die Arbeit mit Zugtieren die Regel.

1944 am 6. und 7. Juli wurde die Straße Gronau nach Vilbel wegen Bombentrichtern und Blindgängern gesperrt. Am 8. Und 9. August fielen Bomben beim Dottenfelder Hof.

Luftbild von Gronau
Auf dieser Aufnahme zu Ende des Krieges ist sehr gut
die nach außen hin geschlossene Bebauung des alten Dorfkernes erkennbar

Gronau wurde am 28. März 1945 von den Amerikanern (ohne größere Kampfhandlungen) erobert.

In einem Bericht der „Sixth Armored Division“ unter dem Titel „Das letzte Bollwerk“ aus den letzten Märztagen des Jahres 1945 heißt es:

Die 5. Infanteriedivision hatte einen Brückenkopf auf der rechten Rheinseite bei Oppenheim eingerichtet… Die Kampfgruppe „Ward“ überquerte den „famous river“ über eine Pontonbrücke am frühen Abend des 25. März 1945. Bei Groß Gerau wurde unter Angriffen der deutschen Luftwaffe ein Biwak für die Nacht eingerichtet. Am folgenden Nachmittag rückte die Kampfgruppe vor, mit dem Auftrag einen Bereitstellungsraum auf der Westseite des Mainufers zu erobern um die 5. Infanterie-Division beim Übergang über den Main zu unterstützen….

Unter diesem neuen Kommando, bewegte sich die Kampfgruppe (Task-Force) „Ward“ aus ihrem Aufstellungsraum, am frühen Nachmittag des 28. März mit dem Auftrag den Main zu erreichen und die 90. Infanterie Division bei ihrem Angriff nach Norden zu unterstützen. Mühlheim war ein weiterer Schauplatz der Überquerung des Mains unter einem Schirm künstlichen Nebels, wir ließen den Main hinter uns.

Vilbel war der nächste Ort der einzunehmen war. Nach einem Querfeldeinmarsch unter leichtem, verstreutem Widerstand erreichten wir die Nidda. Die Einnahme der Niddabrücke war das Sprungbrett für einen fortgesetzen, überfallartigen „Wirbelwind“ mit dem die Orte Massenheim, Erlenbach, Ober-Erlenbach, Dortelweil und Kloppenheim eingenommen wurden.

Wir machten einen ersten größeren Packen von 200 Gefangenen, bevor wir ein Biwak bei Obererlenbach für die Übernachtung einrichteten.Die Kampfgruppe “Ward” brach am frühen Morgen des 29. März 1945 bei strahlendem Sonnenschein über dem „Rhineland“ (mit der Geografie nahmen es die Amis nicht so genau) auf, fortschreitend Richtung Norden abwechselnd zwischen „Autobahn“ und schmalen, staubigen Wegen.

Nach Kriegsende und amerikanischer Besatzungszone gehört Gronau zum Bundesland Hessen, Kreis Hanau.

Nach Kriegsende, 1946 gründete sich in Gronau die „Jugendvereinigung“. In ihr traf sich die Gronauer Jugend zum geselligen Beisammensein. Wanderungen und Ausflüge wurden organisiert, Fastnachtsveranstaltungen wie z.B. Büttensitzungen und Elferratssitzungen wurden veranstaltet, Es wurden Theaterstücke einstudiert und im Saal des „Wirt“ oder beim „Kroeger“ aufgeführt. Die Jugendvereinigung kümmerte sich in der Nachkriegszeit um die Durchführung der Gronauer Kerb. Geleitet hat die Jugendvereinigung mehr als 25 Jahre der Mitbegründer und spätere Ehrenvorsitzende Heinz Hoch (mein Großvater)

Gruppe junger Männer
Männer der Jugendvereinigung mit Kerblies
Schriftstück
Männer in Kostümen
Elferratssitzung der Jugendvereinigung

1951 Ein Erweiterungsbau der Schule, ein weiterer Klassenraum, wurde an der heutigen Bismarckstraße eingeweiht. Darin wurden die Klassen 1 bis 4 unterrichtet. Im alten Klassenraum ist Unterricht für die Klassen 5 bis acht.

Backsteinhaus
alte Gronauer Schule mit Anbau
Schriftstück
Text zur Einweihung des Anbaues, vermutlich aus der Feder von Maria Hoch, vorgetragen vom Bürgermeister

So langsam setzte die Mechanisierung der Landwirtschaft auch in Gronau ein. Der Traktor setzte sich mehr und mehr durch, obwohl man noch 1952 an den Landwirtschaftsschulen die Meinung vertrat, daß eine Bestellung der Felder ohne Pferde nicht möglich sei. Nach dem Krieg waren in Gronau noch 35 landwirtschaftliche Vollerwerbs-Betriebe, 1986 waren es, außer den beiden Gutshöfen, nur noch 10, 5 Höfe wurden noch im Nebenerwerb bewirtschaftet.

In den 1950er Nachkriegsjahren waren die amerikanischen Truppen in unserer Gegend noch sehr präsent. Fast täglich hörte man in Gronau das Geballere von Gewehrschüssen, Maschinengewehrsalven und auch schwerer Waffen von der Schießbahn im Vilbeler Wald herunterschallen. Häufig kamen auch die Truppen „zu Besuch“. Tag und Nacht donnerten und rasselten die Ketten der schweren Sherman- und Patton-Panzer durchs Dorf, die schweren LKW-REO mit aufmontiertem Maschinengewehr und zahlreiche Jeeps, MG auf Lafette montiert, quälten sich durch die Vilbeler Straße. Hatte sich in Niederdorfelden ein Panzer in der engen Ortsdurchfahrt festgefahren, stauten sich die Marschkolonnen bis weit hinter Gronau zurück.

Patronenhülse

Gelegentlich gab es auch kleinere Manöverübungen im Dorf selbst. Aus nicht bestätigten Quellen wird erzählt, in einer lauen Sommernacht im Jahr 1959 habe ein Specialist 4th Class, er nannte sich „Presley“ während einer Infanteriegefechts-Übung hinter der dicken Sandsteinmauer des alten Gronauer Friedhofs übernachtet. Am Morgen darauf habe er einigen vorwitzigen Gronauer Buben nicht nur einige Scheiben sehr leckeren Mais-Weißbrotes, sondern auch Messing-Hülsen von Übungspatronen geschenkt.

Ein wichtiges, feierliches Ereignis für die Gemeinde war Anfang November 1952 die Ankunft und das Hängen der neuen Glocke, denn die frühere zweite Glocke war im Kriegsjahr 1941 zum Einschmelzen (für Kanonen) geholt worden.

Pferde mit Wagen
Die neue Glocke wird durchs Dorf gefahren (Foto B.Broscheit)

Die Glocke wurde bei der Glockengießerei Bachert in Kochendorf gegossen. In einem feierlichen Umzug auf mit Girlanden geschmücktem Wagen wurde die Glocke durchs Dorf gefahren. Bei einem Festgottesdienst am 3.11.1952 läuteten zum ersten Male die neue und die genau 200 Jahre ältere Glocke gemeinsam.

Gebäude
Alte Werbung

Der Füllbetrieb im Gronaris-Sprudel wurde 1956 aufgenommen, auch die Flaschen der Elisabethenquelle wurden hier abgefüllt, das Wasser der Elisabethen-Quelle wurde per Rohrleitung von Bad Vilbel angeliefert.

Beim Ausheben einer Baugrube im Jahr 1958, am Ortsausgang Vilbeler Straße, wurden römische Relikte gefunden. Pfarrer Broscheit berichtete:“Gegen Abend kamen drei Herren vom Geschichtsverein aus Hanau und wir sahen uns die Fundamente und (P)Flasterungen eines römischen Gutes an, die beim Ausschachten des Umlauf`schen Hauses rechts vor den Bahngleisen an der Vilbelerstraße freigelegt waren. Ich konnte den Herren auch die Teile eines römischen Kochgefäßes geben, das mir Herr Umlauf am Sonntag Nachmittag gezeigt hatte.“

Der Gronauer Bahnhof, als Bahnhofsgebäude wurde 1960 von der Bahn aufgelassen.

Eine Kanalisation wurde 1962 in Gronau gebaut.

Wappen von Gronau

Im Jahr 1963 wurde Gronau ein Wappen verliehen – Es symbolisiert den Zusammenfluß von Nidda und Nidder in der grünen Aue.

1963 Über Nidda und Nidder wurden drei neue Brücken errichtet, sie führen nach Rendel, zum Sportplatz und zum Gronauer Hof.

In der Landwirtschaft waren 1963 noch etwa 45% der Gronauer Bevölkerung tätig. 50 % pendelten zur Arbeit nach Frankfurt, Offenbach oder Bad Vilbel.

Ab Mitte der 1960er Jahre wurden durch eine gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft auf dem Gebiet „Taunusring“ 118 Wohnungen in drei- und viergeschossigen Wohnblöcken gebaut, man erwartete einen Einwohnerzuwachs von etwa 450 Personen. Im Zuge einer Maßnahme des sogenannten „Grünen Plan“ wurden in Gronau 2 Km Hauptwirtschaftswege angelegt.

Die evangelischen Kirchengemeinden Gronau und Niederdorfelden wurden 1963 zusammengelegt mit Sitz der Pfarrei in Niederdorfelden.

Der Dottenfelder Hof wird seit 1963 biologisch-dynamisch bewirtschaftet, seit 1968 in der Form einer Betriebsgemeinschaft.

1966 Schließung der Gronauer „Zwerg“ – Schule. Die Gronauer Schüler mussten nun zur Mittelpunktschule nach Niederdorfelden bzw. nach Bad Vilbel.

Menschen auf einem Kettenkarussel

1967 Die „Gronauer Kerbeburschen“ gründeten sich. In der Nachkriegszeit die Gronauer Jugendvereinigung für die Durchführung der Kerb gesorgt.

Goldmünze
Etwa im Jahr 1968 erscheint der Gronauer Gold-Dukat. Er zeigt eine Abbildung des alten Gronauer Rathauses und des alten Dorfbrunnen
(Foto: K. P. Schäfer, Gronau)

Ein größerer römischer Gutshof an der Vilbeler Straße etwa Höhe Taunusring wurde 1967/72
ausgegraben, zahlreiche Funde. Die Fundstücke werden im Historischen Museum Hanau aufbewahrt.
Ebenfalls in diesem Zeitraum wurde der Grundriss eines römischen Gebäudes, einer „Villa rustica“ mit den Ausmaßen von etwa 17 x 25 m in der Flur 21 „Auf dem Hundsrück“ freigelegt. Unter der römischen Schicht fanden sich auch noch Relikte aus vorrömischer Zeit.

TonscherbenRömische Scherben, 1967 in Gronau gefunden

1969 wurde die Abfüllung der Elisabethen-Quelle von Vilbel zum Gronauer Gronaris-Sprudel verlegt.

1971 Der Gronauer Gemeinderat beschloß den Anschluß an Bad Vilbel (Eingemeindung 1.1.1971).
Dazu wurde Gronau aus dem Kreis Hanau aus- und in den Landkreis Friedberg eingekreist.

1972 Das alte Gronauer Rathaus wurde abgebrochen

Einweihung Kindergarten und Schwesternstation im Kindergarten, Spielplatz

1974 Gründung des Sportverein SV Gronau

1977 Gründung des Kleingartenverein Bad Vilbel – Gronau.

1977 wurde der Gronauer Brunnen am „Dalles“, etwa an der Stelle, an der einst die Gemeindewaage und das Spritzenhaus stand, errichtet. Der Brunnen wurde vom Künstler Georg Hieronymi aus Oberursel im Taunus gestaltet.

1984 Ausbau des Feuerwehr- und Gerätehauses Gronau, der Kreis beteiligte sich am Bau vom Bürgerhaus Gronau mit 120 000 DM,

Gründung des Tennisverein TC 84 Gronau

1985 Übergabe des neu erbauten evangelischen Gemeindehauses am 6. Oktober nach einjähriger Bauzeit.
Die Kosten betrugen 440 000 DM. Der Architekt war Werner Bange.

FestwagenWagen des Festausschuss
mit Bürgermeister Theodor Wenzel, Heinz Hoch, Maria Hoch

1986 feierte Gronau die 1200 Jahrfeier – Aus diesem Anlass erschien eine Festschrift der Bad Vilbeler Heimatblätter als Sonderausgabe, im gleichen Jahr erfolgte die Eröffnung der Mehrzweckhalle „Breitwiesenhalle“

Im Oktober 1986 wurden bei einem Spaziergang einige vorgeschichtliche Scherben auf einem Acker südlich der Umgehungsstraße zwi­schen Gronau und Niederdorfelden gefunden. Diese Scherben konnten an Hand der typischen Dekoration als etwa 6000 Jahre alte, bandkeramische Ton­ware identifi­ziert werden. Es wurde vermutet, daß sich die Besiedlung auch an der Nordseite der Um­gehungsstraße weiter hinzieht. Nach Süden zur Nidder hin wurden keine Funde mehr geborgen.

2009 wurde die Renaturierung der Nidda beim Gonauer Hof abgeschlossen. Die Nidda war Ende der 1950er Jahre stark reguliert worden, um den regelmäßigen Überschwemmungen der Gronauer Aue entgegenzuwirken. Seit Anfang der 90er Jahre hatte ein Umdenken eingesetzt. Die Renaturierung wurde damals in die Wege geleitet.

Überschwemmte StraßeÜberschwemmung, 50 er Jahre, bei der Dortelweiler Straße, im Hintergrund Gronaris-Sprudel

2013 Neubau der Brücke zum Gronauer Hof.

2018 Abbruch des zu klein gewordenen Feuerwehrhauses, das auf dem alten Gronauer Friedhof stand.
Es war 1984 (an der Ecke Vilbeler-/ Dortelweiler Straße) errichtet worden.

2019 Jubiläum 300 Jahre Gronauer Kirche, Jubiläumsfeier mit Bischof Prof. Dr. Martin Hein
am 1. September.

2020 Ein neues Feuerwehrhaus wird an gleicher Stelle gebaut, an der das Vorherige stand.

Quellen:

  • Bad Vilbeler Stadtarchiv,
  • Bad Vilbeler Heimatblätter:
  • Heft 6 (1973),
  • Heft 7 (1973),
  • Heft 14 (1976),
  • Heft35 (1987),
  • Heft 43 (1997),
  • Sonderheft Gronau 1200 Jahre (1986),
  • Willi Giegerich, „Bad Vilbel“,
  • Walter Heil, verschiedene Aufsätze,
  • Werner Schwind, „Die Gronauer Landwirtschaft im Wandel der Zeiten“
  • Pfarrchronik der ev. Kirchengemeinde Gronau,
  • Aufzeichnungen Maria Hoch
  • Eigene Aufzeichnungen