Obwohl etwa 2 Kilometer vom Gronauer Ortskern entfernt, gehört der „Dottenfelder Hof“ zur Gronauer Gemarkung, obwohl er geografisch näher an Bad Vilbel liegt. Vor der Reformation war der Dottenfelder Hof in die Katholische Gemeinde Vilbel eingepfarrt. Auch wurden die Toten des Hofes auf dem Vilbeler Friedhof begraben.

In einem Sonderheft zur Geschichte des Stadtteiles Bad Vilbel – Gronau (Bad Vilbeler Heimatblätter) aus dem Jahr 1973 schildert Willi Giegerich die wechselnden Besitzverhältnisse. Wir zitieren hier diesen Bericht auszugsweise:

Pfaffenhof

Etwa um 1288 tauschte der damalige Besitzer Heinrich von Vilbel sein Eigentum Dottenfeld gegen Grundstücke in der Vilbeler Gemarkung. Der Hof Dottenfeld kam in den Besitz des Klosters Ilbenstadt, dort blieb der Hof fast 700 Jahre bis ins Jahr 1803. Im Gronauer Volksmund wurde der Dottenfelder Hof  wegen dieser langen Zugehörigkeit zum Kloster Ilbenstadt auch „Pfaffenhof“ genannt, wie Pfarrer Münch in der Chronik der Kirchen- Gemeinde  1891 aufgeschrieben hat. So ist auch heute noch ein Flurname (Flur 25) zu erklären „Am Pfaffenwald“, dieser bezeichnet ein kleines Stück Wald zwischen Dottenfelder Hof und Dortelweil.

Der Hof kam dann bei der Säkularisation in das Eigentum des Grafen Leiningen-Westerburg, bald darauf an den Frankfurter Bürger Louis Harnier. der ihn 1806 an den Departhements-Rath Joseph von Camuzzi zum Preise von 97524 Gulden weiterver­äußerte. 1816 gelangte der Hof an Landgraf Friedrich von Hessen.

Der zum Hof gehörende Landbesitz war schon im Mittelalter recht groß: im Jahre 1362 betrug er 613 Morgen Acker, Wiesen und Weide. 1795 915 Morgen, 1780 wird er im Katasterbuch mit 1006 Morgen ausge­wiesen. Anläßlich der Übernahme in die Ge­markung Gronau im Jahre 1928 wird der Gutsumfang mit 183,46 ha — 940 Morgen — angegeben.

Im Brandsteuer-Kataster von 1852 werden als damalige Gebäude aufge­zählt: Wohnhaus, Stall mit Remise, Stall, Brennerei, Brauhaus, Schäferhaus, Schweine­stall, Zwergscheuer, Doppelscheuer, Pferde­stall, Roßmühle, Federviehstallung; der da­malige   Brandkassenwert   betrug   16960 Thaier.

Das Kloster llbenstadt verpachtete den Guts­hof in Landsiedelleihe, die Pächter über­nahmen gegen Pachtzins das Gut und ver­pflichteten  sich zur  Instandhaltung  und Pflege. Die Pacht betrug im Jahre 1427 140 Achtel Korn jährlich. 1492 124 Achtel und 1516 125 Achtel Korn (1 Achtel = 125 l).

In älteren Akten werden die Einwohnerzahlen des Dottenfelder Hofes für die Jahre 1875 mit 26, 1890 mit 39 und 1900 mit 49 angegeben.

Zahllose Streitigkeiten wegen der Herrschafts­rechte über den Hof fanden zwischen dem Kloster llbenstadt und den Grafen von Hanau statt. Das Kaiserliche Kammergericht erließ deshalb am 28. Mai 1552 den Beschluß: der Dottenfelder Hof ist Eigentum vom Kloster llbenstadt, liegt innerhalb der Hanauer Ob­rigkeit und in der Vilbeler Gemarkung; Streit­fälle, mit Ausnahme des Lebens, werden von dem- Gericht Vilbel behandelt; die Hofleute sind verpflichtet im Herbst zum Transport von Wein nach Königstein einen Fuhrknecht zu stellen. Trotz dieser Verfügung versuchten die Hanauer immer wieder, den Hofleuten Dienste aufzuzwingen, sie mit Abgaben zu belegen und die Gerichtsbarkeit allein und nicht von dem gemeinsamen Gericht in Vilbel auszuüben. 1696 wird nochmals das Reichs­kammergericht  angerufen  und  die  alte Rechtsteilung bestätigt, ergänzend wird hin­zugefügt, daß die Huldigung an die Herr­schaft Hanau geschehen soll. Nach dem Übergang der Rechte an den Landgrafen von Hessen und den Kurfürsten von Mainz wird im Jahre 1753 erneut vertraglich das alte Rechtsverhältnis bestätigt. Trotzdem setzten sich die Streitigkeiten zwischen den unteren Behörden bis zum Anfang des 19. Jahrhun­dert fort.

Am Dottenfelder Hof befinden sich aus der Zeit der Herrschaft des Klosters llbenstadt mehrere Wappensteine. Darunter einen Wappenschild aus dem Jahre 1707, darin sind links vom Beschauer die beiden Wappen­balken des Klosters und rechts das Wappen des damaligen Abtes dargestellt.

Der Hof wurde bereits von 1946 bis 1958 biologisch-dynamisch bewirtschaftet. 1954 fand hier die Gründerversammlung des Demeter-Bund e.V. statt. 1968 pachtete eine Betriebsgemeinschaft von 5 Familien den Hof und bewirtschaftet ihn seitdem wieder biologisch-dynamisch. Um die Betriebsgemeinschaft herum gründete sich 1981 die Landwirtschaftsgemeinschaft Dottenfelderhof mit etwa 150 Mitgliedern. Diese begleiten die Betriebsgemeinschaft bei der Bewirtschaftung und finanzieren das Umlaufvermögen des Hofes.Seit 1968 wird der Dottenfelderhof durch eine Betriebsgemeinschaft aus mehreren Familien bewirtschaftet. Heute leben auf dem Dottenfelderhof mehr als 100 Menschen.  

Eine Übersicht über historische Daten

1122               erste schriftliche Überlieferung des Namens, Graf von Cappenberg schenkte dem neu            gegründe­ten Kloster llbenstadt den „Freye Hof Dottenfeld“

1122 – 1803  Besitz des Klosters llbenstadt

1362               613 Morgen Äcker, Wiesen, Weide

1795               915 Morgen Äcker, Wiesen, Weide

1803               im Besitz des Grafen Leiningen-Westerburg

1806               im Besitz Departement-Rat Joseph Camuzzi

1816               im Besitz Landgraf von Hessen

1875              Einwohnerzahl 26

1900              Einwohnerzahl 49

1922              10 000 Menschen beim 25 Jahre – Jubiläum 

                       (Quelle: Das Goetheanum 1922)

                     

1951              Besitz  der Nassauischen Siedlungsgesellschaft

1946              durch diplomierte Landwirte biologisch-dynamisch bewirt­schaftet

1968              Betriebsgemeinschaft Dottenfelder Hof

1985              150 ha Landbesitz, Landbau-Schule, Universität Gießen  und Darmstädter Institut für         biolo­gisch-dynamische Forschungen

 

(Quellen: Bad Vilbeler Heimatblätter / Jubiläumsheft 1200 Jahre Gronau / Wikipedia / Chronik der ev. Kirchengemeinde)