Der Gronaris – Sprudel und die Elisabethen Quelle
Der Gronaris-Sprudel – die „Elisabethen – Quelle“ waren für Gronau in den 50er Jahren ein wichtiger Betrieb und Arbeitgeber. Natürlich darf eine Dokumentation zum Gronauer – Sprudel hier nicht fehlen.
Für diese Dokumentation bedanken wir uns bei der Hassia Mineralquellen GmbH & Co. KG, Herrn Stefan Kunz, Produktmanager und historische Beratung.
Bad Vilbeler Elisabethen-Quelle
Der Firmengründer, Christoph Heinrich Beurer, stammte ursprünglich aus Unter-Türkheim und betrieb in der Frankfurter Straße 10 in Vilbel eine Bäckerei. 1872 ließ er sich im Gewerbetagebuch als Mineralwasserhändler eintragen und verkaufte ab diesem Zeitpunkt aus dem eigenen Hofbrunnen saisonal Mineralwasser in Krügen. Auch füllten dort verschiedene Vilbeler Mineralwasserhändler, die nicht über einen eigenen Brunnen verfügten.
Etikett und Werbeanzeige von Vilbeler Mineralwasserhändlem
Nach dem Tode von Christoph Heinrich Beurer ging das Grundstück 1902/03 an den Schmiedemeister Heinrich Friedrich Wilhelm Dittmar aus Oberstedten. Gleichzeitig wurde der Mineralwasserhandel von den Gebrüdern Heinrich und Friedrich May gepachtet und der Brunnen Elisabethen-Quelle genannt. Nach mündlicher Überlieferung geschah dies in Anlehnung an Beurers Tochter, Elisabetha Schaub, geb. Beurer. Der erste gedruckte Nachweis der Bezeichnung „Elisabethen-Quelle“ liegt aus dem Jahre 1905 vor.
Werbeanzeige um 1905
Heinrich Friedrich Wilhelm Dittmar ließ ein Wohnhaus, die Werkstatt und eine kleine Füllhalle erbauen. Anschließend eröffnete er seine Schmiede und fertigte und reparierte Metallteile u.a. für Transport- sowie Versandfahrzeuge für die umliegenden Mineralbrunnenbetriebe.
Schon früh spielte man mit dem Gedanken den Pachtvertrag mit den Gebr. May aufzukündigen, um den Brunnenbetrieb in eigener Regie zu führen. Als Heinrich Friedrich Wilhelm Dittmar 1923 den Abfüllbetrieb übernahm, motorisierte er diesen mit Hilfe zweier Gasmotoren, die die Transmission antrieben.
Der erste LKW war ein umgebauter Mercedes Benz PKW mit relativ kleiner Ladefläche.
Dieser wurde 1924 angeschafft, als der jüngere Sohn Georg Dittmar seinen Führerschein erhielt.
Etikett, Werbeanzeige und Personal der Elisabethen-Quelle um 1924
Anfangs wurden die Flaschen noch in einem großen Holztrog gereinigt. Um das Jahr 1926 konstruierte der ältere Sohn Willi Dittmar eine Reinigungsmaschine. Der sogenannte „Dreiwasserweicher“ wurde nach eigen Ideen und Plänen gebaut. Er bestand aus drei Behältern, die alle mit der Hand bestückt wurden. Es passten 18 Flaschen in einen Blechkasten. Im ersten wurden die Etiketten und der grobe Schmutz gelöst, im zweiten befand sich Natronlauge zur Sterilisierung und im letzten erfolgte eine Klarspülung. Die Flaschen wurden in der Bürstmaschine gebürstet, danach auf dem „Ausspritzer“ mit der Flaschenöffnung nach unten von innen ausgespült und anschließend in einen Rundfüller mit 20 Füllstöcken befüllt. Der Rundfüller war von der Firma Ortmann & Herbst aus Hamburg und kostete ca. 10.000 RM (Reichsmark).
Abfüllanlage um 1935
Der Gronaris-Sprudel
Anfang der dreißiger Jahre erwarb Dittmar ein ca. 10.000 qm großes Grundstück in Bad Vilbels Nachbargemeinde Gronau. 1933 wurde die Firma Kühn aus Inheiden beauftragt auf diesem Grundstück eine Bohrung niederzubringen. Die Arbeiten wurden 1935 erfolgreich beendet. Man hatte einen Sprudel erbohrt. Anschließend erfolgte die Fassung der Quelle.
Das Kohlensäurewerk wurde um 1938 in Betrieb genommen und anfangs nur die austretende Kohlensäure des Sprudels genutzt. Die Firmenbezeichnung lautete „Gronau-Sprudel“ und nach 1939 „Gronaris-Sprudel Gronau“. Das Mineralwasser wurde in die nahegelegene Nidda geleitet. Das Wasser eines Oberflächenbrunnens diente zur Kühlung der Kompressoren der Verflüssigungsanlage. Viele Vilbeler Betriebe bezogen ihren Bedarf vom Gronauer Kohlensäurewerk.
Anfang der 1950er Jahre wurden das Wohnhaus, die Produktions- und Lagerhallen errichtet. Der Füllbetrieb begann 1956. Es waren etwa 20 bis 25 Personen im Betrieb beschäftigt.
Luftaufnahme des Betriebsstandortes, Etikett um 1957, LKW um 1958
Anfang 1969 wurden neue Abfüll- und Produktionsmaschinen angeschafft.
Verlegung der Mineralwasserleitung zwischen Bad Vilbel und Gronau
Nach der Fertigstellung der Rohrleitung, um 1969, von der Vilbeler Elisabethen-Quelle zum Gronaris-Sprudel wurde der Vilbeler Betrieb geschlossen und gänzlich nach Gronau verlegt.
In den siebziger Jahren waren zwischen 70 und 80 Personen beschäftigt.
Ende 1978 wurde der Betrieb aus familiären Gründen an Hassia-Sprudel und Luisen-Brunnen verkauft. Zuletzt wurden etwa 30 Millionen Füllungen im Jahr umgesetzt.
Das Mineralwasservorkommen wird heute von Hassia-Mineralquellen in Bad Vilbel genutzt.
Quellennachweis: Vilbeler Mineralbrunnen-Archiv Stefan Kunz, Bad Vilbel Stand: 05.2011
Abbildung hat uns Heinrich Kutschera zur Verfügung gestellt
Frankfurter Rundschau 25.07.2019
Bei Hassia in Bad Vilbel läuft die Produktion im Sommer auf Hochtouren. Stündlich gehen tausende Flaschen auf die Reise – und längst nicht mehr mit nur Mineralwasser.
Ein stetiges Rattern erfüllt die riesige Halle. Zwischendurch zischt es mal, an einer anderen Stellen vernehmen empfindliche Ohren ein Rauschen…
Wer diesen sehr informativen Artikel weiterlesen will: https://www.fr.de/rhein-main/wetterau/hessisch-wasser-12854828.html