Gronau 50 Jahre bei Bad Vilbel

am 1. Juli 1971 erfolgte die Eingemeindung

nicht alle Gronauer waren damit einverstanden !

Am frühen Abend des 1. Juli.1971 (19.00 Uhr) wurde die Eingliederung der bis dahin selbstständigen Gemeinde Gronau nach Bad Vilbel feierlich vollzogen.

Am Gronauer Ortseingang, von Bad Vilbel aus gesehen, trafen sich Mitglieder des Gronauer Gemeindevorstands und der Stadt Bad Vilbel um die Ortstafeln auszuwechseln.

Anschließend fand im ersten Stock des damaligen Feuerwehrgerätehauses eine Feier statt. In dieser verabschiedete Bad Vilbels Bürgermeister Erich Glück (SPD) die bisherige Gronauer Gemeindevertretung und führte sie in ihr neues Amt als Ortsbeirat ein. 

Der Vilbeler Bürgermeister Glück versprach daß der neue Stadtteil zu einem „echten Schmuckkästchen“ werden solle. Die Gronauer würden bald erkennen können, daß die Eingliederung für Gronau mehr positive als negative Seiten habe.

Diese Einverleibung nach Bad Vilbel fand keineswegs bei allen Gronauern eine breite Zustimmung.Im Vorfeld wurde der Zusammenschluß im Gemeinderat und bei der Bevölkerung heftig diskutiert.

Dem Zeitgeist der 60er Jahre folgend, geprägt von Fortschrittsglauben und Optimismus, machte sich die damalige hessische Landesregierung daran, mit einer Verwaltungs- und Gebietsreform größere und damit scheinbar effektivere Strukturen zu schaffen. Dies geschah häufig unter außer acht lassen der Wünsche der Bevölkerung, die in einem gewissen lokalen Stolz und Lokalpatriotismus teilweise über hunderte Jahre gewachsene Strukturen beibehalten wollte.

Viele Gronauer wollten, wenn schon nicht mehr selbstständig und zum Kreis Hanau gehörend, lieber eine Fusion mit Niederdorfelden. Zeitweise war auch eine Fusion mit beiden Dorfelden im Gespräch.Eines der Hauptargumente für ein Zusammengehen mit Niederdorfelden war, daß man ja schon ganz dicht beisammen sei, die Bebauung war  auf nur noch 300 Meter zusammengewachsen.

Noch im April 1970 wurde ein Zusammenschluß der  Gemeinden Gronau, Niederdorfelden als einzig mögliche Lösung seitens der drei Gemeinderäte angesehen. Dafür spräche der bestehende gemeinsame Schulverband, der gemeinsame Schiedsmannbezirk und der gemeinsame Pfarrbezirk, so der einstimmig gefasste Beschluß der Ortsvorstände. „Einen Zusammenschluß beider Gemeinden halten wir für ökonomisch sinnvoll, finanzpolitisch nützlich und alles in allem für vernünftig“ so die einhellig vertretene Auffassung der beiden Gemeindeparlamente.

Heftig diskutiert wurde die Schulsituation. Die Frage wohin die Schulkinder, die bis dahin die Gronauer bzw. Niederdorfelder Schule besuchten, nach der Eingemeindung, gehen sollten und ob genügend Transportkapazitäten vorhanden seien, die Kinder zur Schule nach Vilbel zu fahren.

Der nachstehende Zusammenschnitt der Schlagzeilen der örtlichen Presse zeigt nur einen kleinen Ausschnitt der kontroversen Diskussion.

 

 

Doch es kam ganz anders. Der Zusammenschluß nach Bad Vilbel wurde, teilweise auf Druck aus dem hessischen Innenministerium, vorbereitet und beschlossen.  Im Dezember 1970 sprach sich eine Mehrheit des Gronauer Gemeinderates für eine Eingemeindung nach Bad Vilbel aus. Den Meinungsumschwung im Rat bewirkten insbesondere die Argumente, die Gronauer würden sich größtenteils ohnehin schon zur Quellenstadt orientieren. Ein großer Teil der älteren Gronauer Schüler besuchte die Mittelschule in Vilbel. Zum Einkaufen, zum Arzt oder zur Apotheke zum Schwimmbad oder zum Flanieren fuhr man sowieso in die Badestadt, auch wurde dorthin eine Busverbindung eingerichtet, während eine Buslinie zwischen Gronau und Dorfelden für völlig unrealistisch dargestellt wurde. Hinzu kam, daß die Gronauer Gemeindekasse damals sehr klamm war, man versprach sich vom Zusammengehen mit Vilbel auch eine wirtschaftliche Sanierung.

Hellmuth Diener, der bis dahin jüngste Bürgermeister Hessens

Im Zuge der Einverleibung verzichtete der damalige Bürgermeister Hellmuth Diener (SPD), damals der jüngste Bürgermeister Hessens, auf sein Amt, bzw. ein angebotenes Amt als erster hauptamtlicher Beigeordneter bei der Stadt Bad Vilbel. Er war ein erbitterter Gegner des Zusammenschlusses. Kurz darauf (1972) fiel, sozusagen als erstes Opfer der Eingemeindung, das bis dahin Ortsbild prägende Gronauer Rathaus (am Dalles) der Spitzhacke zum Opfer.

Im Laufe der Jahre hat die Stadt Bad Vilbel wohl viele ihrer Zusagen eingehalten.

Zweifellos ist das Gronau von heute das versprochene Schmuckkästchen (geblieben) geworden.

Die Breitwiesenhalle wurde gebaut, Kindergarten, Schwesternstation und Sportanlagen wurden errichtet. Inzwischen wurde bereits das zweite neue Feuerwehrhaus gebaut nach dem das im Jahr 1984 errichtete nicht mehr den Anforderungen entsprach.

Die Stadt hatte sich ebenfalls verpflichtet, die jährliche Durchführung der Gronauer Kerb zu sichern. Dieses ist bis heute eingehalten.

Das Urteil, ob die Eingemeindung eine Erfolgsgeschichte war, bleibt den Gronauern überlassen.

 

Daß allerdings das 50 jährige Jubiläum des Zusammengehens den Vätern der Stadt nicht einmal eine kleinere Feierlichkeit oder Erwähnung wert war …..


Gronau – 50 Jahre bei Bad Vilbel

Gronauer SPD erinnert an Eingemeindung

Gronau ist nun schon seit 50 Jahren ein Stadtteil Bad Vilbels. Zum 01.07.1971 schloss sich die Gemeinde der Stadt Bad Vilbel und dem Wetteraukreis an. Bis dahin gehörte Gronau zum Kreis Hanau. Die Gebietsreform wurde damals von der in Hessen regierenden sozialliberalen Koalition beschlossen und vorangetrieben. Ziel war es, mittels größerer Verwaltungseinheiten, leistungsfähigere Gemeinden und Landkreise zu schaffen. Damals nicht nur auf Landesebene, sondern auch in Gronau ein diskutiertes Vorhaben. Die Gronauer mussten sich entscheiden, ob sie sich der Gemeinde Niederdorfelden und dem Main-Kinzig-Kreis oder der Stadt Bad Vilbel und dem Wetteraukreis anschließen wollten. Der damalige Vilbeler Bürgermeister Erich Glück (SPD), unterstützte die hessische Gebietsreform und führte Verhandlungen mit den umliegenden Gemeinden. In Gronau begleiteten das Vorhaben vor allem die örtlichen Sozialdemokraten und der 1964 ins Amt gewählte Gronauer Bürgermeister Helmut Diener (SPD). Auch innerhalb des Gemeinderats und der Gronauer SPD ein umstrittenes Vorhaben.

Nach vielen Verhandlungen kam es schließlich zu einer Einigung, die dann sowohl vom Gronauer Gemeinderat als auch vom Bad Vilbeler Stadtparlament mehrheitlich beschlossen wurde. Nach der Gebietsreform wurde für Gronau ein Ortsbeirat eingerichtet, der bis heute alle 5 Jahre nach einer Wahl einen neuen Ortsvorsteher wählt. An dieses Ereignis wollen die Gronauer Sozialdemokraten heute erinnern. „Die von der Gronauer SPD maßgeblich vorangetriebene Entscheidung, sich Bad Vilbel anzuschließen, erforderte viel Mut. Das verdient auch heute noch unseren Respekt“, meint die Ortsbezirksvorsitzende der SPD, Mirjam Fuhrmann. Die Entscheidung sei nicht populär gewesen, aber dennoch zukunftsweisend. In diesen seit der Eingemeindung vergangenen 50 Jahren hat sich viel getan. 1970 hatte Gronau circa 1200 Einwohner, heute wohnen in dem dörflich geprägten Stadtteil in etwa 2700 Menschen. Der ländliche Charme, die noch vorhandene Landwirtschaft und die direkte Nachbarschaft zur Rhein-Main-Metropole Frankfurt am Main machen Gronau heute zu einem attraktiven und spannenden Wohnort. Insbesondere die Gemeinschaft, geprägt durch die Arbeit der vielen Vereine, zeichnet Gronau bis heute aus. Rückblickend sei die Entscheidung für eine Eingemeindung richtig gewesen. „Die damals in Gronau über Parteigrenzen hinweg getroffene Entscheidung war von Weitsicht und einem großen Verantwortungsbewusstsein geprägt. Das sollte uns auch heute noch ein Beispiel sein, um die zukünftigen Herausforderungen gut meistern zu können“ so der stellvertretende Ortsvorsteher Janis Ahäuser (SPD)