Aus der handgeschrieben Kirchenchronik Seite 167

75 Jahre Gesangverein Germania Gronau 1964

Für das 75. Jahr ihres Bestehens schrieb ich für die Festschrift einen kurzen Überblick:
Aus der Geschichte der Ortschaft Gronau – Kreis Hanau – Land.

Gronau – ein Dorf auf der Grenze der Kreise Hanau und Friedberg, nicht mehr ganz Hanauer Land und noch nicht Wetterau, nördlich der Hohen Straße an der Mündung der Nidder in die Nidda, an den Wiesen und Auen dieser Stelle und daher Grunau, Grünau oder Gronau.

Von den vielen, die Gronaris-Sprudel trinken, oder Brot vom „Schargold-Mehl“ essen, wissen die wenigsten, wo Gronau mit seiner Kohlensäure – und eisenhaltigen Quelle liegt und daß das eigentliche Mühlenwerk der „Scharmühle“ zum Gronauer Gebiet gehört.
Bekannt ist Gronau dagegen einigen Autofahrern aus dem Raum Heldenbergen als Verkehrshindernis.
Ein paar Jäger jagen auf Niederwild und mehrere Fischer angeln an der Nidder. Dabei finden sie, wie auch mancher andere hier Ruhe und Erholung, bis zum allgemeinen Entsetzen die Klein-Motorflieger mit ihrem Lärm auf den Wiesen an der Rendeler Straße ihr Unwesen zu treiben begannen. Bisher ließ sich keine Behörde finden, den Benzinseglern den Wind aus den Flügeln zu nehmen. Aber vielleicht greifen die Gronauer in nicht zu ferner Zeit zur Selbsthilfe. Das wäre dann geschichtlich die erste „Schlacht zu Gronau“.

Gronau hat keinen Wald, aber einen Bürgermeister und eine Opposition.

Der Gesangverein besteht 75 Jahre, der Club für Geflügelzucht und die Feuerwehr sind längst nicht so alt, man glaubt aber fest an ihr Weiterbestehen.

1719 ließ der Fürst Solms-Lich die mitten im Dorf zum Klostergut gehörende Kapelle zu einer viel zu großen Kirche umbauen. Die wenigen Bauern damals hatten das Land in Erbpacht und mussten zum Kirchenbau Hand- und Spanndienste leisten. Noch nach 240 Jahren konnte man bei den Nachkommen ermessen, wie ungehalten ihre Vorfahren über diese Belastung gewesen sein müssen, obwohl sie lutherisch waren.

Weil sie mit ihrer Schule zufrieden sind, haben die Gronauer keinen Hang zu Mittelpunkten dieser Art, zumal sie außerhalb ihrer Ortschaft liegen.
Zentralisierung in jeder Form weckt in ihnen Misstrauen, bieten doch schon die zentralen Milchsammelstellen das Jahr hindurch genügend Gesprächsstoff.

Der Kirchturm hat sich ca. 30 cm nach Osten gesenkt, hält sich aber noch aufrecht. Die kleine Glocke in ihm stammt aus dem Jahr 1752, die große wurde 1952 gegossen mit der Inschrift: „Den Opfern des Weltkrieges 1939 – 1945 in spem contra spem (Auf Hoffnung gegen alle Hoffnung), daß nämlich die unsinnigen Kriege mit ihren vergeblichen Opfern ein Ende nähmen.

Die in der Kirche und am Denkmal davor angebrachten Tafeln mit den Namen der Gefallenen und Vermissten spiegeln in ihren Zeichen die jüngste Geschichte der Gemeinde. Sie zeigen für 1813/14 den Hessischen Löwen, für 1870/71 den Preussischen Adler, für 1914/18 das Eiserne Kreuz und für 1939/45 das Christuskreuz.

Manches ist anders geworden, seit das Land 1826 durch Verträge mit dem Kloster Maria Virginis (Jungfrau Maria) in Lich aus der Erbpacht in den Besitz der heutigen Familien überging.

Die verwandtschaftlichen Verflechtungen haben sich gelockert. Die Ortschaft ist größer geworden.

Neue Brücken wurden gebaut; über die Nidder nach Rendel und in die Wiesen. Auch zur Staatsdomäne „Gronauer Hof“ führt über die Nidda eine neue Brücke … (unleserlich).

Als man vor (??) Jahren westlich der Vilbeler Straße vor dem Bahnübergang einen Hauskeller aushob, wurde neben zwei Gefäßen aus einer römischen Siedlung auch die Straße entdeckt, die zu den damaligen Höfen geführt haben muss.

So gehört Gronau, wie die Bodenfunde erzählen, die im geschichtlichen Museum in Hanau aufbewahrt werden, mit seinen Feldern, Baumstücken und Wiesen in die Geschichte dieses Landes über die römische Zeit, die Germanen, Kelten, bis in die Eisen- und Steinzeit.

Eine lange Geschichte, fast zu lang für ein Dorf

1. März 1964 Broscheit