Mein Gronau – Ich kenn dich bald nimmer !

Ein Ort verliert schleichend sein Gesicht !

Eine frisch aufgerissenen Wunde im Ortsbild des Kerndorfes Gronau, der Abriss des „Laupus-Hofes“ veranlasst mich, diesen Text zu schreiben. Als Jemand, der den Ort nur noch in größeren Abständen sieht, keinerlei private oder familiäre Verpflichtungen im Dorf hat, sehe ich den  Ort als meine Heimat, nach wie vor liebevoll aber auch kritisch.

Es sind heute noch, wohlwollend geschätzt, etwa 20 Gebäude mit der einst für Gronau so typischen Fassaden-Gestaltung im Ortskern zu finden. Die Backstein-Bauweise, unverputzt, Spitzgiebel mit relativ steil abfallender Dachneigung, gemauert aus einfachem rohen Feldbrand-Backsteinen oder Fassaden mit edlem glatten gelben Backstein, Fenster, Sockel und Gesimse abgesetzt mit dem vor Ort Gronau-typischen roten Sandstein, oder Backsteinen in kontrastierender Farbe, waren prägend für das Gesamtbild des Ortes, das unverkennbare Gronauer Gesicht.

 Inzwischen sind von der ehemals großen Zahl zwar einige Gebäude in der ursprünglichen Form erhalten, die Fassaden aber Dämmstoffüberzogen glattgeputzt. Die Fenster und Eingänge sind glatt und nicht mehr abgesetzt. Einige sind gar noch, Sünden der 60er /70er Jahre mit Eternit-Platten o.Ä. verkleidet. Man darf aber vermuten oder sogar hoffen, daß darunter die ursprüngliche Fassade, vielleicht sogar die ehemals auch typischen Fachwerk-Wände, noch erhalten ist.

                                           

Historische Gronauer Ansichten – Fotos Stadtarchiv

Der immer wieder angeführte Grund, „Eine Sanierung ist nicht wirtschaftlich  – also Abriss und Neubau“ hat schon zur Vernichtung mehrerer markanter, für Gronau wichtiger, Gebäude geführt. Wobei dieses Argument zwar gerne angeführt wird, trotzdem aber auch einmal hinterfragt werden muss. Ist es wirklich wirtschaftlich, ein bestehendes Gebäude, vermutlich mit guter Bausubstanz, abzureißen? Oder ist es eher im Interesse der Architekten, eigene Vorstellungen zu verwirklichen, sich „Selbst“ zu bauen?

In Gronau ist in den Nachkriegsjahren schon so vieles Markantes abgerissen worden. So wurde das Gronauer Bahnhofsgebäude, einst ein stattlicher Bau, für den die Gemeinde um die Jahrhundertwende  die stolze Summe von 8000 Mark aufbringen musste, (um die 60er Jahre herum) abgerissen. Die ganz alte Gronauer Schule in der Schulgass, jetzt Schäfergass, ein Fachwerkhaus aus dem Jahr 1684 wurde im vorigen Jahrzehnt abgerissen. Das Gronauer Rathaus, ein stattlicher Fachwerkbau an zentraler Stelle des Ortes, (am heutigen Kreisverkehr) war kurz zuvor liebevoll restauriert worden, bevor es, nach der Eingemeindung Gronaus nach Bad Vilbel, abgerissen wurde. Es ist zu befürchten, daß auch irgendwann die Volksschule in der Berger-Straße dran glauben muss.

             

Die Schule in der Schäfergasse (abgerissen)   

Der Gronauer Bahnhof (abgerissen)                     

Das Spritzenhaus am Dalles (abgerissen)

Nachdem kürzlich das Eckhaus Vilbeler-Straße / Alter Hof, der ehemalige Laupus-Hof, abgerissen wurde, offenbar stand er mehr als 20  Jahre leer, und durch einen Neubau ersetzt wurde, wird in der jetzt entstandenen Diskussion viel Verständnis für den Bauherren aufgebracht, da angeblich / vorgeblich ein Neubau immer rentabler sei als eine Altbausanierung.

Zum „Laupus-Hof“ möchte ich zunächst anmerken, es ist mir unverständlich, wie man ein so großes, schönes, repräsentatives Gebäude über einen Zeitraum von  zwanzig Jahren unbewohnt lassen kann. Aber das ist Geschichte.

Der Laupus Hof (abgerissen) (Quelle Google earth)

Der Hauptbau, das Eckgebäude war von einer ganz seltenen Schönheit, vielleicht von den Proportionen das schönste Haus in Gronau. Wäre es nicht möglich gewesen, den ohnehin sehr großen Wirtschaftsbereich mit Scheuer und Stallungen, den zur Vilbeler-Straße hin gelegenen Seitenflügel abzureißen um dort einen Neubau nach allerneuesten Kriterien zu errichten, den stolzen Wohnbau aber wenigstens in der Fassade zu erhalten?

Klar, wenn man heutige Dämmungskriterien anlegt wird man diese bei einer Sanierung mit Erhaltung der Fassade nie erreichen. Das kann bei einer Altbau-Sanierung aber auch gar nicht das Ziel sein.

Nach dem Sündenfall „Laupus-Hof-Abriss“ wer jetzt will den Besitzern historischer Häuser noch das Recht verwehren, ihrer alten Häuser auch abzureißen und durch Neubauten zu  ersetzen? Wie erklärt man das dem Besitzer eines denkmalgeschützten Hauses, der auch nicht mit seinem Gebäude machen kann was er will.

      

Orstbild – Typische Gronauer Gebäude (Quelle Google earth)

Klar, der Eigentümer kann rein rechtlich mit seinem Eigentum tun und lassen was er will, andererseits gibt es aber auch den Grundsatz „Eigentum verpflichtet“. Ist es nicht auch Teil der Verpflichtung auf die unmittelbare Umgebung Rücksicht zu nehmen? Es ist heute auch nicht nachvollziehbar, daß sich die beauftragten Architekten nicht nach den örtlichen Bau – Gepflogenheiten orientieren, haben die denn gar kein Gespür für das Ortsbild, wenn schon ihre Auftraggeber das nicht sehen?

Im alten Gronau wird man kein Gebäude finden mit einem Krüppelwalmdach, auch reine alte Walmdächer sind kaum zu finden, noch dazu solche mit flacher, fast schon am mediterranen Bauen orientierter Dachneigung. Trotzdem sind diese Dachformen im Weichteilbereich Gronaus, im Neubau-Außenbereich, inzwischen fast Standard.

Vielleicht finden sich in Gronau ja doch noch Hausbesitzer mit gesundem „Gronau-Verstand“ die ihre Gebäude, wenn es denn nötig wird, so herrichten, daß das Gronau-Gesicht erhalten bleibt! Gronau hat es nicht verdient,  zu einer der den gesichtslosen, belanglosen Vorstädte zu werden !

Bis dahin wäre es aber wichtig, daß seitens der Stadt /Gemeinde / Magistrat entsprechende Informationen an die Hauseigner herangetragen werden, vielleicht wäre eine „Erhaltungssatzung“ anzuwenden, aber man könnte auch Architekten empfehlen die ein Bewusstsein für diese Erhaltung  des markanten Dorf – Gesichtes entwickeln.

Wünschenswert wäre es.