Gronau im 19. Jahrhundert
1801 bis 1900
Die Dominanz Europas in der Welt erreichte in dieser Zeit mit dem Imperialismus ihren Höhepunkt.
In dieser Zeitspanne setzt sich die Industrialisierung und die kapitalistische Wirtschaftsweise vor allem in Europa und Nordamerika durch. Die fortschreitende Industrialisierung zwingt der Gesellschaft eine teilweise dramatisch veränderte Lebensweise auf. Der soziale Wandel zerstörte hergebrachte Verhaltens- und Denkweisen. Arbeiterbewegung und Sozialismus wurden zu zentralen Begriffen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Karl Marx und Friedrich Engels verfassten 1848 zusammen das Kommunistische Manifest. Es beginnt die Entwicklung eines „Arbeiterbewußtseins“. Dagegen verloren der Adel und die Landbevölkerung tendenziell an Bedeutung.
Durch neue Verkehrsmittel wie Eisenbahn, Dampfschiff und Auto entsteht eine höhere Mobilität, es beginnt, sich eine neuzeitliche städtische Lebensweise durchzusetzen. Mitte des 19. Jahrhunderts wird mit dem Telegrafen der Aufbau der modernen Telekommunikation eingeläutet.
Natürlich ist auch das 19. Jahrhundert nicht frei von Kriegen. Zu Beginn des Jahrhunderts eroberte Kaiser Napoleon Bonaparte von Frankreich große Teile Europas. Er kam bis Moskau. In den folgenden Befreiungskriegen wurden die napoleonischen Truppen besiegt (Völkerschlacht bei Leipzig).Napoleon erlitt 1815 in der Schlacht bei Waterloo endgültig seine militärische Niederlage. Im Wiener Kongress 1815 wurde das politische Europa neu geordnet.
Ein deutsches Heer zieht 1870 im deutsch-französischen Krieg durch Frankreich und erzwingt in Versailles, dem traditionellen Ort der von Frankreich ausgehenden Herrschaft, ein Eingeständnis der Niederlage, das in Frankreich als Demütigung empfunden wird.
Der deutsche Sprachraum ist zu Beginn des 19. Jahrhunderts politisch zersplittert. Deutsche Intellektuelle sehen im deutschen Nationalstaat die einzige Option, bürgerliche Freiheiten zu erlangen sowie eine Organisationsstruktur aufzubauen, die sich gegenüber Frankreich und Großbritannien verteidigen kann. Der Nationalstaat unter Führung der Gebildeten scheitert 1849. Die wirtschaftliche Entwicklung lässt in den meisten Territorien zu wünschen übrig. Preußen nutzt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die militärische Vormachtstellung, um die politische Vereinigung von oben herab durchzusetzen. Eine eigene Sozialstaatlichkeit wird unter Otto von Bismarck von oben herab eingeführt. (Quelle wikipedia)
Die europäische und auch die deutsche Bevölkerung wird durch Massenauswanderungswellen von Europa in die USA dezimiert.
Die Inquisition wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beendet
In den britischen Kolonien und in Amerika endete die Sklaverei.
Große, das Jahrhundert prägende Geister, Gelehrte, Künstler und Politiker waren:
August Bebel und Ferdinand Lassale, SPD-Mitbegründer, Karl Marx und Friedrich Engels, Wilhelm Liebknecht, deutscher Marxist, Revolutionär und SPD-Mitbegründer, Otto von Bismarck, deutscher Reichskanzler, Napoléon Bonaparte, französischer Kaiser, Franz Joseph I., Kaiser von Österreich, König von Ungarn, Giuseppe Garibaldi, italienischer Revolutionär, Abraham Lincoln, amerikanischer Präsident,
Arthur Schopenhauer, deutscher Philosoph, Charles Darwin, englischer Biologe, Alexander von Humboldt, deutscher Naturforscher und Universalgelehrter
Ludwig van Beethoven, Komponist
Johann Wolfgang von Goethe, deutscher Dichter, Friedrich Schiller, deutscher Dichter des Sturm und Drang, Heinrich Heine, deutscher Dichter, Satiriker und Schriftsteller, Georg Büchner, deutscher Dramatiker und Revolutionär, Charles Dickens, englischer Schriftsteller
Paul Cézanne, französischer Maler, Caspar David Friedrich, deutscher Maler der Romantik, Édouard Manet, französischer Maler, Vincent van Gogh, niederländischer Maler
Erfindungen die das Leben der Menschheit nachhaltig beeinflussen werden, wurden in diesem Jahrhundert gemacht.
Eisenbahn, Automobil, Dampfschiff, Elektrisches Licht, Fotografie, Film, Gummi, Phonograph, die Radioaktivität und die Röntgenstrahlung wird entdeckt, das Repetiergewehr bringt den massenhaften Tod,, Telegraf und Telefon sorgen für weltweite Verbreitung von Nachrichten in Sekundenbruchteilen.
Gronau 1801 bis 1900
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1801 |
Ortsname „Gronau“ |
1801 |
9 Gerichtstage bis zur Auflösung des Dorfgerichts 1844 |
1801 |
In Gronau leben 44 Männer und 14 Witwen als Leibeigene. |
1803 |
Kurfürstentum Hanau |
1803 |
Der Dottenfelder Hof geht in den Besitz des Grafen Leiningen – Westerburg |
1805 |
39 Männer und 3 Witwen haben Fronarbeit zu leisten, z.B. beim Brücken- und Wegebau. |
1805 |
Die große Glocke wird von Glockengießer Gerhard Georg Bach gegossen |
1806 |
in Folge der „napoleonischen Kriege“ durchziehen französische Soldaten die Gegend was mit schweren Abgabelasten für die Truppen verbunden war. Infolge der langen Kriegsjahre und der anhaltenden |
1806 |
Ein Rathaus wird als Fachwerkbau errichtet, im Erdgeschoß sind Feuerwehr und Backhaus |
1807 |
die Gemeinde mußte für die französische Besatzung 1538 Gulden ausgeben |
1808 |
Aufhebung der Leibeigenschaft in Gronau |
1806 |
Fürstentum Hanau |
1806 |
Der Dottenfelderhof geht in Besitz des Departement-Rat Joseph Camuzzi |
1808 |
Die Leibeigenschaft wird aufgehoben. |
1809 |
Pfarrer ist Friedrich Valentin Laupus (bis 1835, danach nach Preungesheim versetzt) |
1810 |
Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau |
1810 |
Die Gronauer Schule hat 40 Schulkinder. |
1812 |
Napoleonische Truppen, auf dem Rückweg aus dem verlorenen Rußlandfeldzug durchziehen die Gegend. Erneut müssen diese massiv unterstützt werden. |
1812 |
Der Unterricht in der Gronauer Schule beschränkt sich auf Lesen, Schreiben und Rechnen. |
1813 |
Nach der Völkerschlacht bei Leipzig wurden die napoleonischen Truppen auf ihrem Rückzug von russischen Truppen verfolgt. Am 1. November 1813 waren russische Truppen, darunter 66 Offiziere und 1997 Mannschaften mit 2439 Pferden in Gronau einquartiert. Diese Einquartierung von Mannschaften und Pferden dauerte 10 Monate und war für Gronau eine schwere Belastung. Für einen Tag und eine Nacht hatte Gronau sogar einen russischen Genaral samt sechs Stabsoffizieren aufzunehmen. Eine Aufstellung der von Gronau zu tragenden Lasten für diese zehn Monate ergibt: |
1814 |
1814 Die Heilquellen am Taunus von Johann Isaac von Gerning: |
1815 |
Im Wiener Kongress wurde das politische Europa neu geordnet. |
1815 |
Gronau ist Bergbaugebiet, eine Braunkohlegrube wird in offenem Tagebau betrieben, ein Schacht wird abgeteuft. Die Braunkohlegrube lag südlich der Ortschaft, in Verlängerung der Vilbelerstraße gesehen etwa 200 Meter geradeaus ab der Bahnschranke gesehen.
Am Schacht lag der Braunkohleflöz in einer Mächtigkeit von 2,20 Meter in einer Tiefe von nur 11 Metern vor. Auf einer Breite von 35 m und einer Länge von 65 m wurde die Kohle im Tagebau abgebaut. Etwa 5500 cbm Braunkohle wurden gewonnen. Da das Flöz in östlicher Richtung stark abfiel , von 11m auf 85 m in ca. 380 m Entfernung, erschien eine weitere Ausbeutung bei einer Flözstärke von nur 2 m nicht rentabel. Daher wurde der Abbau bereits 1816 wieder eingestellt. Die Grube wurde bereits 1816 wieder aufgelassen. Im Jahr 1865 wurden erneut Probebohrungen durchgeführt. |
1816 |
Der Dottenfelderhof geht in Besitz des Landgrafen von Hessen |
1819 |
Der einzige Handwerker in der Gemeinde ist der Dorfschmied |
1820 |
die Gemeinde verkaufte von dem ihr gehörigen „Rieth“ ein kleines Stück Land an den Riedmüller Georg Pöhlmann, dabei wurde ausdrücklich betont, daß die Mühle auf Grund und Boden der Gemeinde stehe |
1820 |
360 Einwohner |
1821 |
Land Kurhessen, Kreis Hanau |
1821 |
durchgreifende Reparatur des Kirchengebäudes |
1821 |
Der Lehrer heißt Heckmann |
1823 |
Im Ort gibt es zwei Wirtschaften. Die Gastwirte sind Peter Falk, und Christian Wentzel. |
1824 |
bis 1840, Gronauer müssen in Fronarbeit die Wege nach Vilbel, Rendel und Niederdorfelden ausbauen und mit Apfelbäumen bepflanzen. |
1826 |
Von diesem Jahr an ist der Schulunterricht ganzjährig. |
1828 |
Verwaltung der Gemeinde durch die Zehntgesellschaft, bis dato durch das Stift Lich verwaltetAbgaben an das Stift jährlich 40 Malter marktreifer Frucht , (entspr. 504 Liter) |
1829 |
57 Häuser , 294 Einwohner |
1830 |
eine hölzerne Brücke über die Nidda erbaut, zur Deckung ihrer Kosten wurden bei der Grummet- und Heuernte je Wagen 4 Kreuzer Brückengeld erhoben |
1835 |
Am 24. April 1835 erhielt der seitherige Zentgraf Mohr den Titel „Bürgermeister“, im folgenden Jahre wurde ein Gemeinderat mit 4 Mitgliedern und ein Gemeindeausschuß mit 10 Mitgliedern gebildet. |
1835 |
Pfarrer wird versetzt |
1836 |
Erster Gemeinderat tagt in Gronau |
1838 |
Pfarrer wird Karl Faust (Amtsantritt 9. Mai 1838) Nach dem Bericht des Pfarrers können damals die wenigsten Männer mehr als ihren Namen schreiben, bei Frauen ist es mit Lesen und Schreiben eher noch schlechter bestellt) |
1840 |
60 Gulden Branntweinsteuer werden in Gronau eingenommen,für 20 Ohm Branntwein (= 2860 l), ein beträchtlicher Verbrauch für das kleine Dort |
1840 |
Die ganze Gegend ist ein großer Wein- und Obstgarten – kleines Handbuch der Landeskunde von 1840 |
1842 |
Der Lehrer heißt Jacob Heckmann |
1843 |
Ein neuer Friedhof mit Friedhofsgebäude wird am Haingraben angelegt (heute steht da das Feuerwehrhaus). |
1843 |
eine Feuerspritze für 640 Gulden wird gekauft |
1844 |
am 18. Mai 1844 findet die letzte Gerichtssitzung des Dorfgerichts statt. |
1846 |
Ablösungsvertrag (bzw. 6. Januar 1847) Parrer verpflichtet sich, 20 Jahre lang keinen Antrag auf Neubau des Pfarrhauses zu stellen |
1846 |
Der „Totenhof“, der die Kirche umgibt wird nicht mehr zu Beerdigungen genutzt. Der „neue Friedhof“ wird angelegt entlang der Vilbeler-/ Dortelweiler Straße |
1848 |
Karl Marx verfasste 1848 zusammen mit Friedrich Engels das Kommunistische Manifest |
1848 |
18 Personen sind zu je 2 Tagen Hand- und Spanndiensten verpflichtet, dazu 44 Personen Spanndienste mit einem Fuhrwerk an 7 bis 16 Tagen jährlich. |
1848 |
Im Zuge der „liberalen Bewegung“ kam es in Gronau zu kleinen Unruhen. Junge Burschen führten vor dem Pfarrhaus eine Schießerei auf mmit den Rufen „Freiheit“ und „Jetzt soll`s aber losgehen“ Zur Aufrechterhaltung der Ordnung wurde im Dorf daraufhin eine Gruppe von „Bürger-Gardisten“ gebildet, für diese kaufte die Gemeinde „7 Stück Schleifsäbel „Damit war die Revolution in Gronau auch beendet. |
1850 |
Gemeindebesitz: Äcker und Wiesen 50 Morgen, Weide 51 Morgen sowie 3 Steinbrüche |
1852 |
Der 1852 errichtete Brandkataster verzeichnete 83 Hofreiten, dar-unter den Dottenfelder und den Gronauer Hof, Kirche, Pfarrhaus und 3 Gemeindehäuser |
1853 |
Der Lehrer ist Philipp Orth |
1853 |
durchgreifende Reparatur des Kirchengebäudes |
1854 |
Dem nach Amerika auswandernden Wilhelm Deininger gab die Gemeinde im Jahre 1854 einen Zuschuß von 150 Gulden. |
1855 |
426 Einwohner |
1855 |
Gronau wird von einem Bürgermeister und 7 Gemeinderäten verwaltet. |
1858 |
Die Zehntgesellschaft (Verwaltung der Gemeinde) löst sich auf, laut Vertrag vom 27. Mai 1858 gingen alle Rechte und Pflichten der Zehntgesellschaft auf die politische Gemeinde über
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1859 |
Eine Pfarr-Scheune wird aus massiven roten Sandsteinen erbaut |
1863 |
Der Gronauer Lehrer ist Peter Ruth |
1863 |
Der Gronauer Bürgermeister heißt Böckel Gronau ist bewohnt von 435 Seelen davon 381 ev. Einwohner |
1864 |
Der „Gesangverein Gronau“ nimmt mit 28 Teilnehmern am Sängerfest in Okarben teil. Lied: „Dir will ich diese Lieder weihen“ |
1864 |
Stellmacher Johann Kasimir Wenzel gründet in der Kirchgasse eine Wagnerei. |
1865 |
Eine Postverbindung zwischen Heldenbergen und Vilbel wird eingerichtet. Dadurch wird auch Gronau täglich von der Postkutsche angefahren. (Siehe Abbildung unten) |
1866 |
Gronau gehört zum Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, im sogenannten „Deutschen Krieg“ war Gronau Aufmarschgebiet des 2. Badischen Grenadier-Regiments. (Siehe Abbildung unten) |
1867 |
Nun erhalten die Mädchen in der Schule auch Handarbeitsunterricht. |
1867 |
der Gemeinderat führt die Hundesteuer ein. |
1867 |
Pfarrer Faust beantragt entweder gründliche Reparatur des alten Pfarrhauses oder Neubau des Pfarrhauses |
1868 |
Die Kirche erhält neue Fenster |
1870 |
Ein neues Pfarrhaus wird in der Kirchgasse errichtet |
1871 |
von Gronau ziehen 15 Männer in den deutsch/franösischen Krieg |
1872 |
Der Gronauer Lehrer heißt Stiebing |
1874 |
Der Lehrer heißt Heinrich Dauth und Hamburger |
1875 |
Einwohner des Dottenfelder Hofes 26 |
1881 |
Die Gronauer Kirchturmuhr wird erneuert |
1883 |
63 Schulkinder besuchen die Gronauer Schule |
1885 |
Pfarrer Karl Faust verstirbt nach fast 50 jähriger Dienstzeit am 12. März 1885
J.W.A. Münch (Johann Wilhelm Adolf) wird neuer Pfarrer in Gronau (am 15. 11.1885 ins Amt eingeführt) |
1888 |
es wurde ein hauptamtlicher Ortspolizeidiener von der Gemeinde eingestellt. |
1889 |
63 Personen sind zu Handdiensten an je 10 Tagen verpflichtet, |
1889 |
Der „Gesangverein Germania Gronau 1889″ wird gegründet. |
1889 |
Der Lehrer heißt Kämmerer |
1890 |
es kam täglich von Vilbel ein Postbote zum Bringen und Abholen der Postsachen |
1891 |
neuer Pfarrer, Pfr. J.W.A. Münch (bis 30.4.1897), seit 1891 wird der Pfarrer verpflichtet, zwecks Überlieferung eine regelmäßige Pfarrchronik aufzustelllen. |
1891 |
431 Seelen |
1893 |
72 Wohnhäuser |
1893 |
laut einer Aufstellung des Bürgermeisters J. Böckel beträgt die Größe der Gemarkung Gronau 439.0845 ha |
1895 |
369 Einwohner. Lehrer Cämmerer findet an der Straße nach Niederdorfelden Gebäudereste römischen Ursprungs |
1895 |
der hölzerne Steg am Weg nach Rendel wird durch eine befahrbare Steinbrücke ersetzt. |
1896 |
Die Gronauer Verwaltung besteht aus dem Bürgermeister, 3 Gemeinderäten, 3 ständigen und |
1897 |
Schulneubau am Berger Weg, 1 Klassenraum im Erdgeschoß, 1 Lehrerwohnung im 1. Stock |
1898 |
Das alte Schulhaus wird von der Gemeinde verkauft. (Inzwischen ist es leider abgerissen worden.) |
1998 |
Neuer Pfarrer wird Pfr. Theodor Wagner (Amtseinführung 13. Juni 1897, durch Superintendent Pfeiffer zu Hanau) |
1898 |
Aufhebung der Pflicht zu Hand- und Spanndiensten. |
1899 |
für den geplanten Eisenbahnbau mußten 8000 Mk gezahlt werden, dafür verlangte die Gemeinde die Erstellung eines eigenen Bahnhofes für Gronau |
1900 |
bei Meisinger (in der Nähe des Friedhofes, Riedmühle) eine Posthilfsstelle eingerichtet, Frau Meisinger war Briefträgerin und trug über 35 Jahre lang Briefe und Pakete im Ort aus |