Am 19. Januar 1619, vor 400 Jahren

Die Nidda bleibt stehen
das „erschröckliche“ Erdbeben am 19. Januar 1619

von Hansfried Münchberg

Schwer erschüttert wurden die Menschen im Taunus und der Wetterau durch ein schweres Erdbeben vor genau 400 Jahren. Dieses galt damals als eines von mehreren Vorboten eines heraufziehenden großen Unglücks.

Kurz zuvor hatte, mit dem „Prager Fenstersturz“ der dreißigjährige Krieg begonnen

Von einem „bösen Vorzeichen“ berichtet Mathäus Merian in seinen Aufzeichnungen im „Theatrum Europaeum“ aus dem Jahr 1619.

Der Tod des Kaisers Matthias (1557 bis 1619) soll sich durch mehrere ungewöhnliche Ereignisse angekündigt haben.

So haben sich u.A. im Jahr 1618 ein „schröcklicher Comet“ 27 Tage am Himmel gezeigt. (Es gibt dazu von Merian eine zeitgenössische Abbildung, einen Kupferstich, der den Cometen über Heidelberg zeigt), außerdem haben sich zeitgleich drei Regenbogen und drei Sonnen am Himmel gezeigt.

Bei Calis Malis, in der Bucht von Cadiz (Spanien) soll an einem Tag das Meer siebenmal ab- und zugeflossen sein..

Der Chronist berichtet:

„Den 19. Januar 1619 morgens zwischen sechs und sieben Uhren / hat sich ein großes Erbeben / etwa zwo Meylen von Franckfurt am Mayn West-Nord begeben, welches sonderlich die Inwohner zu Königstein / Cronenberg / Reiffenberg und der Rester mit Schrecken empfanden.

Selbiger Zeit hat auch der Fluß Nieda so nahe darbey unversehens das Wasser verloren / also daß die Mühlen / so von demselbigen getrieben worden / bey etlich Stunden ganz stillgestanden.“

Andere Aufzeichnungen berichten, das Beben sei so stark gewesen, „daß die menschen haben gemeint der Jüngste tag Sey vor handen und in grosen schrecken Kommen.“

Dieses Beben, das sogenannte Wertheim-Erdbeben, galt lange als eines der stärksten in der Geschichte des Taunus, auch darum,weil das Versiegen der Nidda mit dem Beben in Verbindung gebracht wurde.

Eine von Sebastian Franck geschriebene Chronik aus diesem Jahr berichtet ebenfalls: Anno 1619 den 19 Januarii, ist die Niedt auß Plieben, und haben die müller, nicht mahlen künnd, von morgen ahn 7 Uhr, biß umb achte, ist daß Wasser Wieder in seinen Staden kommen.“

Auch eine Pfarrchronik aus Bergen berichtet über das Erdbeben, am 19. Januar 1619 habe die Nidda wegen des Bebens drei Stunden aufgehört zu fließen.

In einer „Geschichte der natürlichen Veränderungen der Erdoberfläche“ zitiert Karl E.A. v. Hoff im Jahr 1840 einen Chronisten namens Lerner:“ 1619, am 19. Januar, zwischen 6 und 7 U. Morgens. Erdbeben westlich von Frankfurt am Mayn, zu Königsberg, Kronberg, Reiffenberg, bis Boppard, St. Goar und Ober Wesel. Der kleine Fluß Nidda, unweit Frankfurt, soll eine Zeit lang aufgehört haben zu fließen.“ Lerner zufolge bekam die Nidda erst nach drei Stunden wieder Wasser.

Von weiteren, späteren Beben berichteten Chronisten in Gronau

1913 Erdbeben in Gronau

Am Sonntag den 20. Juli, als eben die Nachmittagskirche begonnen hatte ging ein leichtes Erdbeben durch diese Gegend, die beiden Stöße waren in der Sakristei kräftig zu spüren.

Doch waren sie nicht so heftig wie bei dem Erdbeben am 16. November 1911

In beiden Fällen handelte es sich um ein … tektonisches Beben, dessen Herd im schwäbischen Raum lag.


Ausschnitt aus der Merian Chronik Band 1/1619/107