Erinnerungen an die Nachkriegszeit – Die 50er Jahre

von Hansfried Münchberg unter tatkräftiger Mithilfe von Rainer Hoch

Rückblickend auf die Jahre meiner Kindheit fallen mir etliche Dinge ein, die zusammengesetzt ein Mosaik jener Zeit bilden.

Für uns Kinder waren zum Beispiel Fahrzeuge etwas ganz Besonderes, übten eine große Faszination aus. So konnten wir ein herannahendes Auto, ein Motorrad, einen Traktor schon am Geräusch erkennen, lange bevor das Fahrzeug zu sehen war.

Union
Kohlen waren Mangelware
in den 50ern, Brikett-Werbung,
Emaille – Schild

Werbebotschaften, wie sie emaillierte Schilder boten, die über das ganze Dorf verteilt an den Wänden der Scheuern hingen, aber auch Werbung aus der Zeitung oder im Kaufladen sind mir nachhaltig in Erinnerung geblieben.

Ich zähle hier einfach einmal, in zufälliger Reihung und ohne Anspruch auf Vollständigkeit, Erinnerungen, Waren und Marken der 50er Jahre auf, zusammen mit den mir in Erinnerung gebliebenen Details.

Zigarettenmarken

In den 50ern galt es als ausgesprochen chic Zigaretten in eine Zigarettenspitze zu stecken und sie so zu rauchen.

Gängige Zigarettenmarken der 50er Jahre:

Union
Aschenbecher mit Zigarrenbauchbinden,
große Mode in den 50ern
  • Astor
  • Atos
  • „BZ“ 3er Packung
  • Chesterfield
  • Eckstein No. 5, ein auf einer Spitze stehendes rotes Quadrat mit einem „E“
  • Enver Bey
  • Finas
  • Gloria, „Genuß ohne Reue“
  • Gold Dollar
  • Güldenring – Haus Neuerburg
  • HB – Werbung: „Wer wird denn gleich in die Luft gehen…?“
  • Haus Bergmann privat
  • Juno, („Aus gutem Grund ist Juno rund“)
  • Kurmark
  • Lord
  • Lux
  • Memphis
  • Mercedes
  • Mokri
  • Muratti privat
  • Nil – Filter
  • North State
  • Overstolz, „Overstolz vom Rhein“ (eine „rauchende“ Ritterrüstung als Werbebild)
  • Peer Export
  • Players Navy Cut – Ein Rettungsring mit einem kernigen Matrosen als Marke
  • Ravenklau-Haus Neuerburg Spezialmischung – Ein Rabe mit großen Klauen
  • Reemstma Gelbe Sorte
  • Roth Händle
  • R6
  • Saba
  • Salem No. 6
  • Senoussi
  • Simon Arzt
  • Supra, Filter „Gefilterter Rauch – reiner Genuß“
  • Texas
  • Virginia No. 6
  • Zuban Auslese (Filter) „Morgen so gut wie gestern und heute“
>

Bei den die Dreh-Tabaken gab es u.A. : „Batavia“ und „Schwarzer Krauser“
Bei Zigarren: „Handelsgold“, „R+C Stahl und Eisen“, „Deutsche Einheit“ und „Villinger“
Bei Stumpen: „Weisse Eule“, „Javaneser“, „Rössli Feine Sorte Stumpen“ und „Burger Stumpen“

Zeitschriften

Magazin der Spiegel
Der Spiegel allererstes Heft, Privatbesitz – Januar 1949
  • Constanze – Frauen- und Modemagazin
  • Hör Zu – Rundfunkprogramm und Fernsehzeitschrift
  • Rasselbande (Kinderzeitschrift)
  • Quick (Illustrierte)
  • Spiegel (politisches Magazin)
  • Stern, Illustrierte – mit Kinderseite („Kinder haben Sternchen gern- Sternchen ist das Kind vom Stern“)

Fahrzeuge

Fahrzeuge PKW

Natürlich gab es in der Nachkriegszeit keine große Kraftfahrzeugdichte. Ein PKW in Privatbesitz war die absolute Ausnahme, ein Auto war eher Wohlhabenden, wie Metzgermeistern, Ärzten und Kaufleuten vorbehalten.

  • BMW, (München) der legendäre V8 mit Achtzylindermotor
  • Borgward, Borgwardwerke Bremen, die schöne Isabella
  • DKW (Autounion, Markenzeichen 4 Ringe (Audi)
  • Ford, (Köln) Der Klassiker der 50er Jahre, „Buckeltaunus“
  • Gutbrod
  • Heinckel
  • Horch
  • Karmann
  • Lloyd, Kleinwagen, auch Leukoplastbomber genannt, Leukoplast war ein Heftpflaster
  • Mercedes Benz
  • Messerschmidt, Kabinenroller
  • Opel Olympia
  • Triumph
  • VW – Volkswagen, der legendäre Käfer mit der geteilten Heckscheibe
  • Wanderer (geflügeltes „W“)

Ein PKW in den 50er Jahren hatte oft auch noch eine am Armaturenbrett angebrachte Autovase in formschönen Design der 50er Jahre. Diese wurde in der Regel mit einer frischen Nelke mit Asparagus-Deko oder mit einer Anthurie bestückt.

Fahrzeuge Motorräder / Moped

  • BMW
  • DKW
  • Hercules
  • Horex, davon schwärmten alle Jungs, die legendäre „Regina“ hatte einen tollen Klang
    Motorrad
    Eine Horex – damals DAS Motorrad
  • Kreidler
  • NSU (Neckarsulm)
  • NSU Quikly
  • Rex-Moped
  • Sachs-Moped
  • Wanderer
  • Zündapp Victoria, Zündapp KS 601 (Grüner Elefant) mit Beiwagen

Fahrzeuge Lieferwagen

  • Goliath-Dreirad (Goliath-Werke Bremen)
  • Gutbrod
  • Opel Blitz
  • Tempo (Tempo Werke Harburg) Mitte der 50er Jahre waren vom Tempo Hanseat Dreirad mehr als 100 000 Fahrzeuge zugelassen, ebenfalls weitverbreitet der vierrädrige Lieferwagen Tempo-Matador

Fahrzeuge – schwere LKW

LKW jener Zeit hatten, anders als heute übliche Bauformen, fast alle ein lange Motorhaube.
Weitverbreitet waren Modelle der Firmen:

  • Büssing (hergestellt in Braunscheig, Markenzeichen Braunschweiger Löwe)
  • Magirus Deutz, Das Markenzeichen zeigt die stilisierte Silhouette des Ulmer Münsters in Verbindung mit einem „M“ für Magirus
  • Hanomag (Hannoversche Maschinenbau AG, geflügeltes „H“)
  • Henschel Nutzfahrzeuge (Kassel)
LKW
Gronauer Feuerwehr-Wagen mit langer Motorhaube (Opel-Blitz)

Fahrzeuge – Traktoren

Als Traktoren die in unserer Gegend dem Bauern dienten sind mir in Erinnerung:

  • Deutz
  • Fendt „Dieselross“
  • Güldner
  • Hanomag
  • Lanz „Bulldog“
  • Porsche
Traktor
Bild (privat): Lanz Bulldog mit Verfasser

Tankstellen


Foto: Münchberg
  • Aral (BV Aral)
  • BP
  • DEA
  • Esso
  • Gasolin
  • Rheinpreußen
  • Shell

Beim Kaufmann

Viele Produkte waren noch nicht fertig abgepackt, sondern wurden lose verkauft. Man nahm einfach ein leeres Glas, eine leere Flasche mit in den Laden und ließ sich darin die gewünschte Menge Senf aus dem Senfspender, Maggi aus der Literflasche oder einen halben Liter Speiseöl abfüllen.

Aber es gab auch schon abgepackte Markenprodukte. Wir Kinder aßen zum Beispiel sehr gerne „Milka“-Käse.
Weiter fällt mir ein:

  • Alba Gurkendoktor – Zum Einmachen von Gurken
  • Aurora Gries
  • Aurora – Mehl
  • Bäckerblume – Mehl
  • Kathreiner Malzkaffee
  • „Lauterbacher Strolch“ Camembert
  • Lindes Malzkaffeee (Muckefuck)
  • Maggi – Brühwürfel
  • Maggi – Würze
  • Maizena
  • Mondamin
  • Opekta Gelierpulver – Marmelade / Gelee – Einmachen
Senfspender
Senfspender ca. 10 Liter
Maggiflasche
Maggi-Nachfüllflasche 1 Liter
Käseverpackung
Lauterbacher Strolch – Camembert

Körper – Pflegeprodukte

  • Bac-Stift Deodorant
  • Blendax Zahnpasta mit der Werbefigur „Blendax-Max“
  • Brisk (Pomade, Haarcreme)
  • Birkin Haarwasser
  • Chlorodont Zahnpasta
  • „Fit“ Frisiercreme
  • „Fa“ – Seife
  • Kaloderma – Rasierseife
  • Kölnisch Wasser Farina
  • Kölnisch Wasser 4711
  • Lux – Seife
  • Nivea – Creme
  • Pitralon Rasierwasser
  • 8×4 Puder und Seife
  • Palmolive Seife und Rasierseife
  • Kernseife
  • Schauma Shampoo
  • Seborin – Haarwasser
  • Simi – Rasierwasser
  • Pepsodent Zahnpasta
  • Uralt Lavendel – Parfüm

Waschmittel / Putzmittel

Sunil, Suwa, Fewa, Rei in der Tube, Persil, Perwoll, IMI, ATA, VIM, K2R – Fleckentferner

Bohnerwachs zur Bodenpflege

Die Fußböden jener Nachkriegsjahre waren in vielen Häusern Holzdielen, die in schöner Regelmäßigkeit gebohnert werden mußten.
Dieses war eine aufreibende Arbeit. Nach vorheriger gründlicher Reinigung wurde der Boden, mit einem mit Bohnerwachs getränkten Lappen, gründlich eingerieben. Sodann mußte das Bohnerwachs erst einmal einige Zeit in das Holz einziehen. Dabei mußte dafür gesorgt werden, daß Niemand, auch nicht ein vorwitziges, wieselflinkes Enkelkind, den frisch gewachsten Boden betrat. Erst wenn das Wachs vollständig eingezogen war, wurde mit einem schweren, „Blocker“ genannten Gerät der Boden auf Hochglanz poliert und konnte dann wieder betreten werden.

Dieser mühsamen Arbeit überdrüssig wurde in vielen Haushalten der Boden mit Linoleum oder mit preiswerten „Stragula“ – Läufern ausgelegt. Dieses „Stragula“ war eigentlich nur eine starke, mit orientalischen Teppichmustern bedruckte, imprägnierte Pappe. Da es diese Bitumenpappen mit vielen Mustern gab, waren sie sehr beliebt.

Beliebte Marken zur Bodenpflege

  • Sigella
  • Dompfaff Edelwachs – bohnert mühelos
  • Waxa – Bohnerwachs von Erdal

Kino

Wenn wir alleine ins Kino durften, dann allenfalls nach Niederdorfelden ins Kino neben der Kirche. Dort waren Wirtshausstühle mit Dachlatten zu Stuhlreihen verschraubt.
Vorzugsweise Sonntagnachmittag wurden Western gespielt, besonders beliebt bei uns Jungen war „Fuzzy“.
Filme für Erwachsene wurden eher in den Kinos in Bad Vilbel gespielt, wie zum Beispiel „Die Ratten“ mit Maria Schell, oder später – Skandal – „Die Sünderin“ mit der „nackten“ Hildegard Knef.
Gerne gingen wir im Frankfurter Bahnhof ins Aki-Kino.

Filmplaket die Ratten
Kino – Programmheft,
doppelte DIN A4 Seite, gab es
damals an der Kino-Kasse
  • „Der dritte Mann“. Mit Orson Welles und Joseph Cotten
  • „08/15″ , deutscher Spielfilm aus dem Jahr 1954 nach Hans Hellmut Kirsts Roman
  • „Haie und kleine Fische“ , Regie von Frank Wisbar. Antikriegs-Film nach einem Roman von Wolfgang Ott dem der den grausamen U-Boot-Krieg, schildert.
    Mit Hansjörg Felmy , Horst Frank, Siegfried Lowitz, Karl Lieffen Vicco von Bülow
  • „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix_Krull“ , aus dem Jahr 1957. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Thomas Mann
  • „Peter Voss, der Millionendieb“ (1958), deutscher Film, die Hauptrolle des Titelhelden spielt O. W. Fischer.
  • „Wir Wunderkinder“ (1958), Ein Film der sich mit der Nazi Zeit auseinandersetzte, mit Starbesetzung:
    Johanna von Koczian, Hansjörg Felmy, Wolfgang Neuss, Elisabeth Flickenschildt, Liesl Karlstadt, Michl Lang, Pinkas Braun, Ingrid van Bergen, Horst Tappert, Ralf Wolter, Karl Lieffen
  • „Rosen für den Staatsanwalt“ (1959), Regie: Wolfgang Staudte
  • „Die Brücke“ (1959) Regie: Bernhard Wicky
  • „Des Teufels General“ (1954), nach Carl Zuckmayers gleichnamigem Drama von 1945 mit Curd Jürgens in der Hauptrolle. Regie: Helmut Käutner

Literatur der 50er Jahre

Wichtig für die Literatur der 1950er Jahre im Nachkriegsland war vor allem die Gruppe 47, eine lose Versammlung junger deutscher Autoren. Hans Werner Richter, der die Gruppe 47 im Jahr 1947 ins Leben gerufen hatte, Günter Grass, Ingeborg Bachmann, Ilse Aichinger, Günter Eich, Heinrich Böll, Hans Magnus Enzensberger und Peter Weiss.

Ein breiteres Publikum erreichten die Romane:

  • „So weit die Füße tragen“ von Josef Martin Bauer
  • „08/15″ von Hans Hellmut Kirst aus dem Jahr 1954
  • „Hunde wollt ihr ewig leben“ von Fritz Wöss
  • sowie die „ Trivial“-Romane von Johannes Mario Simmel

Beliebt bei uns Kindern waren:

  • „Kalle Blomquist – Der Meisterdetektiv“ von Astrid Lindgren
  • Die Bücher von Enid Blyton – die „Hanni und Nanni“ – Reihe sowie die „Fünf Freunde -Reihe“
  • Die Bücher von Erich Kästner – „Das fliegende Klassenzimmer“, „Emil und die Detektive“ und „Das doppelte Lottchen“

Rundfunk und Fernsehen

Fernsehapparate in Privathaushalten waren damals noch eine Seltenheit. Wenn man Fernsehen wollte, dann ging man Samstag Abend zum Wirt, der hatte ein Fernsehgerät, wo sich das ganze Dorf zum gemeinsamen Fernseherlebnis versammelte. Dort sah man große Samstagabend – Unterhaltung – Peter Frankenfeld mit dem karierten Sakko oder Hans-Joachim Kuhlenkampff. Private Haushalte konnten sich solche Geräte noch nicht leisten. Dafür wurde sehr viel Radio gehört.

Radio
Nordmende Modell „Tannhäuser“ Radio der 50er Jahre

Die alten Radios der 50er Jahre, das waren keine Geräte, das waren wahre Möbel mit großen Holzgehäusen, auf Hochglanz polierte Oberflächen, mit glänzenden, wertvollen Stoffen war die Front verkleidet. Der große Holzkörper verlieh den Geräten einen wundervollen Klang, solange noch alle Röhren in Ordnung waren. Begann eine der Röhren zu altern, so setzte nach und nach stärker ein sonorer Brummton ein. Natürlich waren die Klänge nicht auf Knopfdruck sofort zur Verfügung, so ein wundervolles Gerät brauchte eine Vorwärmzeit von mehreren Minuten.
Die Tasten rasteten mit einem satten „Klack“ ein.
Die beleuchtete Skala der Radios ließ alte Geschichte wiederauferstehen.
Sender aus fernen Weltgegenden ließen uns einen Hauch von „Weite Welt“ erahnen. Erinnern kann ich mich noch an Sender wie AFN, BFN, RIAS-BERLIN, RIAS-HOF, SENDER FREIES BERLIN, BERLIN-OST, DEUTSCHLANDFUNK, NWDR, Beromünster, Monte Ceneri, Langenfeld, Sottens, Hilversum, Kalundborg, Skagen, Falun, Bratislava, Tanger, Kigali.

Morgens, noch vom Bett aus, wurde das Gerät für den „Frankfurter Wecker“ eingeschaltet.
Der Wecker war eine täglich ab 6.30 Uhr morgens ausgestrahlte Hörfunk-Frühsendung des Hessischen Rundfunks in den 50er- und 60er-Jahren.
Man sendete aus den Stadthallen und von den Marktplätzen hessischer Städte. Ihr besonderes Flair erhielt die Sendung durch große Gesangsstars, durch das mitreisende hr-Tanzorchester (meistens unter Willy Berking) und durch so bekannte Moderatoren wie Peter Frankenfeld, Hans-Joachim Kulenkampff oder Heinz Schenk und Otto Höpfner.
Die Sendung begann täglich mit dem Frankfurter-Wecker-Marsch „Guten Morgen, Guten Morgen“

Dann gab es natürlich die berühmte Familie Hesselbach (nicht die Fernsehserie Firma Hesselbach!) mit Wolf Schmidt und Liesel Christ.
Jeden Sonntag zur Mittagszeit die Sendung “für Stadt und Land“ mit Heiner, Philipp und Babett. Es war eine der ältesten Hörfunksendungen des Hessischen Rundfunks. Sie war in südhessischem (Frankfurt-Darmstädter) Dialekt und man begrüßte sich gegenseitig mit “Mahlzeit“ und unterhielt sich locker über Themen von Rübenausaat, Kartoffelkäfer, Bonsai-Zucht bis Schweinepest. Es war ein MUß! Wegen hörbarer Altersbeschwerden der Protagonisten wurde die Sendung in den 90er Jahren eingestellt.

Dann gab es den Kinderfunk (ab 1946) mit Josephine Klee-Helmbach, Tante Jo und die kleine Bande. Sie begann mit der von den Kindern gesungener Melodie – heiter sind wir immer froh, wir und unsre Tante Jo.

Musik der Fifties

Der Besitz eines Plattenspielers war eher die Ausnahme, also hörte man , was der Rundfunk so spielte. Die deutschen Sender spielten vorzugsweise deutsche Schlagermusik. Einige Interpreten und Hits jener Zeit waren:

  • Lys Assia, – O mein Papa, Arrivederci Roma, Melodie d’amour
  • Friedel Hensch und die Cyprys, – „Winke – Winke“, Wenn ich will, stiehlt der Bill… , Tango-Max, Egon, Heideröslein
  • Lale Andersen, Lili Marleen, Blaue Nacht, o blaue Nacht am Hafen, Ein Schiff wird kommen
  • Willy Hagara, – Cindy, Oh Cindy, Mandolinen und Mondschein
  • Fred Bertelmann, – Der lachende Vagabund, Ich bin ja nur ein Troubadur
  • Caterina Valente, – Ganz Paris träumt von der Liebe, Komm ein bisschen mit nach Italien …
  • Cornelia Froboess auch bekannt als Die kleine Cornelia, später als Conny, trällerte „Pack die Badehose ein…“

Beliebt waren Übertragungen von Konzerten der Rundfunk – Orchester Kurt Edelhagen und Willy Berking (hessischer Rundfunk)

Plattencover

Erwischte man mal einen ausländischen Sender, dann hörte man als Jugendlicher auch gerne mal:
Papa Bue’s Viking Jazzband, Chris Barber Jazz & Blues Band mit „White cliffs of dover“ oder „Ice cream“ oder auf AFN – American-Forces-Network den legendären Bill Haley and the Comets mit Rock Around The Clock, oder „Shake, Rattle and Roll“ Paul Anka, Diana, You are My Destiny, Lonely Boy, Put Your Head on My Shoulder.

Die verbreiteten Rundfunk – Geräte dieser Jahre waren

  • Saba
  • Nordmende
  • Grundig
  • Loewe opta mit dem „magischen Auge“
  • Schaub-Lorenz
  • Körting
  • Graetz
  • Phillips
  • Telefunken
  • Dual

Das „Detektor – Radio“ – Rundfunk hören ohne Strom

Natürlich konnte man als Kind nicht ein so wertvolles Radiogerät wie die oben beschriebenen besitzen. Mein Onkel Rainer besaß ein wahres Wunderwerk, einen Detektorempfänger, mit dem man einige Programme empfangen konnte, obwohl das Gerät keinen Stromanschluß hatte.

Die Technik bestand im Wesentlichen aus einen „Quartzkristall“, einem Drehkondensator, einer Geräteplatte aus Bakelit und einem alten metallenen Wehrmachtskopfhörer. Durch behutsames Drehen des großen Drehkondensators konnte man die Wellenlänge verstellen und so, je nach Wetterlage näher oder weiter entfernte Sender empfangen. Am besten war natürlich der Empfang des AFN-Senders und des Senders „Heilsberg“.

Fotografie

Kamera
Kodak Retina und Agfa Box

In der Nachkriegszeit waren Fotoapparate im Privatbesitz eher die Ausnahme. Große Kamerahersteller in dieser Zeit waren u.a.:

  • Agfa
  • Kodak
  • Leica
  • Rollei
  • Voigtländer

Werbesprüche der 50er Jahre

  • „Nimm Dir Zeit und nicht das Leben“ – Gasolin (Tankstellen/Benzinmarke)
  • Aus gutem Grund ist Juno rund
  • Deuka – das gibt Eier (für Deuka – Legemehl)
  • Pril entspannt das Wasser (untergehende Ente)
  • „HB rauchen heißt frohen Herzens genießen!“
  • Wer wird den gleich in die Luft gehen? Greife lieber zur HB !Gut gelaunt geht alles wie von selbst.
  • Aus Erfahrung gut, AEG
  • Neckermann machts möööglich
  • Wenn ihnen also Gutes widerfährt, das ist schon einen Asbach Uralt wert
  • Bauknecht weiß, was Frauen wünschen
  • Ei ei ei Verpoorten – daheim und allerorten – nach der Melodie: Ay ay ay Maria – Maria aus Bahia

Getränke

Schaumwein – Sekt

Sekt war in den 50er jahren noch ein ausgesprochener Luxus und wurde nur an hohen Feiertagen konsumiert.
Deinhard lila , Kupferberg, M und M (Mathäus Müller)

Party – Getränke

Sehr beliebt bei größeren Geselligkeiten waren Bowlen in jeder Form, wie zum Beispiel die klassische Erdbeerbowle, Mai-Bowle (Waldmeister) oder allgemein Früchtebowlen aus frischem oder konserviertem Obst.

Ganz große Renner aber waren:

Kalte Ente

  • 3 Zitrone(n), unbehandelte
  • 1 Liter Mineralwasser
  • 1 Flasche trockener Weißwein Wein
  • 1 Flasche Sekt, trockenen
  • Eiswürfel

Dafür gab es ein spezielles Gefäß mit einem sparaten Behälter der mit Eiswürfeln gefüllt wurde.
Zitronen in dünnen Spiralen schälen und die Spiralen in das Bowlegefäß hängen, die geschälten Zitronen in dünne Scheiben schneiden und mit der Flasche Weißwein angießen, ca. 1 Stunde im Kühlschrank ziehen lassen.
Vor dem Servieren Mineralwasser und Sekt hinzugeben.

Erfrischungsgetränke

Beliebte Marken waren u.A. ,neben den regionalen Limonaden aus Bad Vilbel:

  • Sinalco, Werbung:„Die Sinalco schmeckt“, Sinalco Logo, der rote Punkt mit dem schräg stehenden Schriftzug.
  • Afri-Cola, Cola Erfrischungsgetränk, gleicher Hersteller wie „Bluna“
  • Bluna, Orangenlimonade in der markanten grünen Flasche
  • Libella, Erfrischungsgetränk, charakteristisch die braune Flasche mit Quer-Rillen und dem direkt aufgedruckten Schriftzug in Gelb-Grün.
  • Canada Dry – Kanadisches Erfrischungsgetränk, Ginger ale
  • Seven Up – Erfrischungsgetränk amerikanischen Ursprungs (Pepsi)
  • Pepsi – Cola
  • Coca – Cola

Keine Feier ohne „Russische Eier“

Man feierte gerne, oft und ausgiebig. Die Tatsache, daß man den Krieg überstanden hatte, daß es wirtschaftlich wieder aufwärts ging, daß es wieder Essen und Trinken gab, Familienfeiern, Silvester, Weihnachten, Konfirmationen, silberne Hochzeiten, all das waren willkommene Anlässe, ordentlich zu feiern. Zur „Eröffnung“ wurden erst einmal wahre Tortenschlachten veranstaltet. Besonders beliebt war die „fette“ Buttercreme – Torte.

Außerdem gab es:

Frankfurter Kranz , Fürst-Pückler Eis, Schwarzwälder-Kirsch- Torte, Kalte Schnauze/Kalter Hund, Windbeutel, Marmorkuchen, Käsekuchen

Anschließend wurde auch am Essen nicht gespart. Unter anderem gab es:

  • “Fliegenpilze“ (siehe unten)
  • Partyigel/Käseigel
  • Gouda auf Brottalern
  • Bockwurstsalat
  • Königinpastete
  • Kartoffelsalat
  • Schinkentütchen
  • Toast Hawaii
  • Waldorfsalat
  • Schinkenröllchen mit Spargel
  • Gemüse in Aspik
  • Eingelegte Gurken und Zwiebeln
  • Geflügelsalat
  • Russische Eier
  • Rollmöpse
  • Tomatenkörbchen mit Fleischsalat

Russische Eier
Die klassische Variante besteht aus halbierten Eiern auf Remoulade, worauf etwas Kaviar gesetzt wird. Auf dieser Zutat basiert vermutlich der Name. Bei den meisten anderen Varianten wird das Eigelb durch ein Sieb gestrichen und mit würzigen Zutaten wie Senf, Mayonnaise, Sardellen, Kapern, Kräutern usw. vermengt und wieder auf das Eiweiß gesetzt.
Regional üblich ist es auch, mit Mayonnaise und Kaviar bedeckte Eihälften auf Kartoffelsalat zu setzen und alles mit Häufchen von Fleischsalat, Lachs (bzw. Lachsersatz) oder Lachshäckerle, und rotem Heringssalat zu garnieren.

Natürlich gab es keinen echten Kaviar, man behalf sich mit gefärbtem Seehasen – Rogen. Sah gut aus, und veranlasste vor kurzem eine lebensältere Gronauerin zu der begeisterten Bemerkung: „Bei Hoch`s habe ich zum ersten Mal Kaviar gegessen !“ Das war allerdings lockere 60 Jahre her!

Fliegenpilze
Hartgekochte Eier auf einen Teller stellen. Halbierte Tomaten, Kerne und Fruchtfleisch entfernt, von außen trocken tupfen, als „Hut“ auf die Eier stülpen. Mit Mayonnaise aus der Tube kleine Punkte auf die roten Kappen drücken – und fertig sind die „Fliegenpilze“!

Naschen

Katzenzungenschokolade
Schokolade
  • Ahoj-Brause
  • Bensdorp-Schokolade
  • Cognacbohnen
  • Eszet – Schokolade – eine Tafel in schwarz – goldener Verpackung
  • Frigeo Brause so köstlich und erfrischend
  • Waldbaur – Katzenzungen
  • Liebesperlen in Nuckelflaschen
  • Nappo
  • Negerküsse
  • Novesia-Goldnuss – Schokolade mit ganzen Haselnüssen
  • PEZ – aus der PEZ-Box
  • Pfefferminz-Schokolinsen rot und weiß
  • Sarotti – Schokolade (mit dem berühmten „Sarotti – Mohr“)
  • Schokolinsen mit rosa und weißen Perlen bestreut
  • Storck Schoko- und Karamellbonbons
  • Trumpf-Scholade
  • Vivil – Pefferminzbonbon
  • Waldbaur-Schokolade
  • Wybert- Pastillen
Werbeschild Trumpf Schokolade

Sonstiges

  • Darmol – Darmol-Männchen (Werbefigur für Abführmittel)
  • Frauengold Stärkungsmittel für die Frau
  • Singer – Nähmaschinen
  • Schachenmayr – Wolle
  • Schoeller Wolle

Für Jugendliche streng verboten – „Die zugeknöpfte Republik“


Miederwaren Werbung,
in der Constanze 1950

Die 50er Jahre waren eine furchtbar prüde Zeit. Nacktheit galt als äußerst unschicklich. „Frau“ ging in der Regel hochgeschlossen durch die Welt. Eine furchtbare Zeit für uns „ahnungslose“ Jugendliche. Man munkelte und mutmaßte hinter vorgehaltener Hand über die Beschaffenheit des weiblichen Körpers. Der Anblick einer bloßen weiblichen Brust hätte uns wohl um den Verstand gebracht.

Dennoch gabe es Informationsquellen, wenn man sich nicht ganz dämlich anstellte.
An erster Stelle waren da die Anzeigen für Miederwaren in Illustrierten wie Quick oder Constanze. Wer jetzt meint, es wären da raffinierte Dessous angeboten worden, irrt gewaltig. Das Angebot bestand aus Miedern und Korsagen für die „Panzer“ oder „Rüstung“ der richtige Ausdruck wäre. Aber immerhin, man bekam eine Ahnung!


„Playboy“ – Ersatz
im Kleinstformat

Über die Anatomie der Frau informierte sich der Mann von Welt, lange vor Beate Uhse und vor Erfindung des „Playboy“ damals mit Magazinen wie „Gondel“, „Venus“ oder „Freies Leben“, das Organ des Vereins für Freikörperkultur.

Natürlich durften solche verlegerische Hervorbringungen nur unter dem Ladentisch gehandelt werden. Eine Abgabe an Jugendliche war strengstens untersagt. Irgendwie, irgendwann, irgendwo haben wir diese dann doch noch zu Gesicht bekommen. – Übrigens, den Verstand haben wir nicht verloren, obwohl…?

Allerlei Kinderkram

Comic – Hefte / Schundliteratur

Womit man sich als Knabe, ob man schon lesen konnte oder nicht, die Zeit vertrieb. Diese Heftchen waren allgemein von den Erwachsenen nicht gern gesehen !

  • Akim – gezeichnete Abenteuer im Dschungel
  • Billy Jenkins Wilder Westen – Groschenhefte
  • Fulgor (science fiction)
  • Jimmy, das Gummipferd – Zeichenserie aus dem Sternchen – Kinderseite des Stern
  • Nick
  • Mecki – Igelfigur aus der Hör Zu – Kinderseite
  • Mountie Bill
  • Pecos Bill Wilder Westen – Groschenhefte
  • Pete – Wilder Westen – Groschenhefte
  • Prinz Eisenherz – gezeichnete Rittersagen
  • Sigurd – gezeichnete Rittersagen
  • Tarzan – der Dschungelmensch
  • Tibor (Afrika)
  • Tom Mix – Wilder Westen – Groschenhefte
  • Tom Prox – Wilder Westen – Groschenhefte
  • Zorro

Kinder brauchen Schuhe

Natürlich brauchten Kinder ab und zu neue Schuhe. Diese besorgte man bei einer Fahrt nach Bad Vilbel oder Frankfurt. Wir freuten uns schon immer auf das Schuhe kaufen, denn da gab es etwas zu den Schuhen geschenkt.
Die damals gängigen Schuhmarken für Kinder waren Salamander Schuhe, oder Elefanten Schuhe. In den Geschäften gab es oft ein „Comic“-Heft von „Lurchi“ (Salamander), die wir begeistert sammelten.

Schuhcreme – „Nigrin“ und „Erdal“

Natürlich mußten die Schuhe auch gepflegt werden. Dazu nahm man Schuhcreme der Marken Nigrin oder Erdal – Marke Rotfrosch.
Das hatte den Vorteil, daß man als Kind beim Kauf einer neuen Dose Schuhcreme oft einen bunt bedruckten Blechfrosch geschenkt bekam, der als „Knackfrosch“ berühmt – berüchtigt war, weil man mit seinem knackenden Geräusch die Erwachsenen ohne große Anstrengung zur Weißglut treiben konnte.

Nigrin hatte einen Schornsteinfeger als Markenzeichen, den es auch als Figürchen gab.

Sammel – Leidenschaften

Es gab in den Nachkriegsjahren eine Menge Zugaben zu allem Erdenklichen.

Zu Gloria Margarine bekam man zum Beispiel Tierfiguren für einen Zoo und einen Bauernhof, aber auch Krippenfiguren aus einem weißen Kunststoff, die eifrig gesammelt wurden und mit denen wir viel spielten.

Zu Zigaretten gab es allerlei Sammelbilder, beispielsweise zu Olympiade – Büchern, aus denen wir viel Wissen schöpfen konnten.

Zur Zahnpasta „Blendax“ gab es, wenn man Glück hatte ein Heftchen – „Abenteuer des Blendax-Max“.

Bei einem Preisausschreiben aus dem Blendax-Max-Abenteuerheftchen gewann Rainer Hoch, etwa Mitte der fünfziger Jahre diesen wertvollen Rucksack, sie sehen auf dem Bild den heutigen Originalzustand nach mehr als 50 Jahren.

Sammelalben gab es auch von Margarinefirmen wie zum Beispiel Sanella. Berichte, Wissenswertes, Bilder aus der weiten Welt. Das waren gute Informationsquellen für uns Kinder, aus denen wir viel gelernt haben. Von Sanella gab es eine Reihe Alben zu Afrika, Süd- und Mittelamerika, Australien und Neuseeland, China – Tibet – Japan.


Sammelalben

Einer weiteren Sammelleidenschaft konnte man mit „Matrizen“ frönen, anderswo als Glanzbilder, Lackbilder oder Oblaten bezeichnet.

Spielsachen

Natürlich war das Geld knapp und das Angebot an Spielsachen eher überschaubar. Aber hin und wieder bekam man doch ein Spiel geschenkt. Einige konnte ich aus der Erinnerung hervorkramen.

BlechkreiselBlechboot

Natürlich gab es auch Lesebücher, gerne erinnere ich mich an die „Häschenschule“ mit vielen erbaulichen Zeichnungen.

Ein Vers daraus:

Hasenhans und Hasengretchen
gehen lustig Pfot´in Pfötchen
um die sechste Morgenstund´
durch den bunten Wiesengrund.
Viele andre Hasenjungen
kommen schnell herbeigesprungen.
Auf dem Rücken sitzt ein Ränzchen
hinten wippt das Hasenschwänzchen.

Wir spielten mit UHU – Bastelbögen, festere Papierbögen auf denen Allerlei aufgedruckt war, das man ausschnitt und dann zusammenklebte. Normalerweise war aber kein „UHU“ zur Hand, weil für Kinder zu teuer, geklebt wurde mit „Mehlpapp“ oder, besser, mit „Pelikanol“ einem ähnlich wie Marzipan schmeckenden Bürokleber.

Einem ähnlichen Prinzip folgten die „Anziehpuppen“- Papierbögen, auf denen ein Männlein oder Weiblein und alle möglichen Kleidungsstücke abgebildet waren, es wurde ausgeschnitten, man konnte die Kleidung wechselweise dem „Püppchen“ anziehen.

Beliebtes Spielzeug war die „Kinderpost“ Ein imaginärer Papp – Schalter, Briefumschläge, Stempel, Stempelkissen, Marken usw.

KinderpostFang den Hut

Natürlich spielten wir gerne Gesellschaftsspiele wie „Mensch ärgere dich nicht! Wir spielten Halma, Mühle, Dame, aber auch „Floh-Hüpfen“, „Fang den Hut“ und wie die Spiele alle hießen.

Zeichnung von Konstruktionsspielzeug

Als wir etwas größer waren, war das absolute Highlight ein „Trix „-, „Stabil-“ oder „Märklin – Metallbaukasten“. Löchrige Metallprofile, Winkelprofile, einige Räder und viele kleine Schrauben und Mütterchen, die immer wieder in den Ritzen des Dielenbodens verschwanden, konnte man zu gewaltigen und gewagten Konstruktionen zusammenfügen.

Noch mehr 50er Jahre

Sollten Sie nun gesteigertes Interesse an den Fifties – den „50ern“ gefunden haben und Ihnen ist der Weg nach Bonn, ins „Haus der Geschichte“, mit seiner umfangreichen Sammlung der Nachkriegsjahre, zu weit, es gibt ein 50er Jahre Museum ganz in Ihrer Nähe – im hessischen Büdingen.

Näheres erfahren Sie unter der Homepage – www.50er-jahre-museum.de