Das Gronauer Hofgut
Urkundlich nachweisbar ist, daß der Gronauer Hof von 1427 bis 1691 im Besitz des Klosters llbenstadt war. Der Hof ist jedoch wesentlich älter, 1354 erscheint zum ersten Male der Name „Niedern Gronauwe“ in den Urkunden, 1539 im llbenstädter Inventarium die Bezeichnung „Cleingrunaw“, 1582 hatte der Hof eine eigene Kapelle.

Zeichnung des Gronauer Hofes Ende des 19. Jahrhunderts (Historisches Museum Hanau)
Während wir für den Dottenfelder Hof die Zugehörigkeit zum Kloster llbenstadt von 1288 bis 1803 nachweisen können, sind die frühen Besitzverhältnisse des Gronauer Hofes erst von 1427 an, als er zum Kloster llbenstadt kam, exakt geklärt.
Es ist möglich, daß der Urprung des Gronauer Hofes im alten Besitz des Klosters Lorsch liegt; Lorsch hatte 855 in Gronau 270 Morgen, 1170 240 Morgen, die Güter des Klosters Lorsch kamen 1232 an Kurmainz, 1332 verpachtete ein Gronauer Pastor ein der Kirche gehöriges Gut von 255 Morgen mit Zinsabgaben an die Gronauer Kirche und an Königstein in Landsiedelrecht. Schon vorher (1290) war Gottschalk von Königstein Pastor in Gronau, vermutlich war er Patronatsherr.
Die ungefähre Kontinuität der Besitzgröße mit 270 bis 255 Morgen von der nachgewiesenen Lorscher Zeit von 855 bis 1170 und der Folgezeit bis 1332 sowie das frühe Vorhandensein einer Kapelle um 1229 läßt vermuten, daß es sich um ein und dasselbe Hofgut handelt, dessen Wurzeln sich vermutlich auf den alten Lorscher Besitz zurückführen lassen.
1434 bezeugt Kaiser Sigismund, daß die Grafen von Hanau im Gronauer Hof die Gerichtsbarkeit besitzen und Landesherren sind, Eigentümer des Hofes aber das Kloster llbenstadt sei; 1638 verkaufte llbenstadt mit mainzischer Zustimmung den Hof Kleingronau an Nicolaus Hermann, Frankfurt um 1000 Reichsthaler. Von dort gelangte er in Besitz von Johann Radefeldt, der ihn 1691 an die Herrschaft Hanau verkaufte. In dem Kaufbrief wird der Umfang des Hofes mit 246 Morgen Ackerland, 101 Morgen Wiesen, 10 Morgen Gärten, 65 Morgen Weide und 16 Morgen Waldung, insgesamt 444 Morgen angegeben, hierzu zählte das Recht, 12 Schweine jährlich im Dottenfelder Hofwald zu treiben. Ausdrücklich wird im Kaufbrief noch vermerkt Kleingronau ist durch Tausch gehandelt, nicht zum Reichslehen zu rechnen, es gehört seit 1691 alloidal zu Hanau“ (als Erb- und Freigut); im übrigen wird der Hof beschrieben als „eine schöne und ahnsehnliche Mayerey, Klein-Grunau genannt“. Der Preis, den damals Hanau für den Tausch entrichtete, war recht hoch, er betrug „den ganzen Zehnten zu Großen-Dorfelden, die jährliche Mühlpacht allda mit 8 Achtel Korn, sowie 60 Achtel Korn Pacht von 8’/2 Hüben Land daselbst, den herrschaftlichen Anteil des Zehnten zu Wachenbuchen, ein Sechstel der Schäferei zu Rodheim zuzüglich 4300 Gulden“ (1 Achtel = 125 lit; 1 Hube = 30 Morgen).
Bis 1806 blieb der Hof dann bei Hanau, von 1806 bis 1813 gehörte der Hof dem Grafen Regnier, der ihn von Napoleon zusammen mit einer Dotation von 10000 Franken als Geschenk erhielt.
1813 gelangte er wieder zu Hanau und 1928 als Staatsdomäne zum Land Hessen, er umfaßte zu dieser Zeit 94,28 ha = 479 Morgen.
Im Brandkataster von 1852 finden wir unter „Klein-Gronau“ angegeben:
- 1 Wohnhaus
- 4 Scheunen
- Stall
- Boden
- Schäferhaus
- Schafstall
- Frucht- und Heuboden
- Brennhaus
- Schweineställe
- Backhaus
- Holzschuppen
Brandkassenwert 12.400 Thaler.
Einige Namen der früheren Pächter sind:
- 1430 Peter Emmel
- 1434 Hert Krebs (er stammte aus llbenstadt und war dort „hofe-meynster“)
- 1650 Johann Radefeldt, (Hof-mann genannt)
- 1761 Johannes Bruder
- und etwa seit 1960 Ferd. Schwarz.
Einwohner oder Beständer war 1452 Johann Mußhencze (Musch).
1895 wurden 23 Bewohner auf dem Hof gezählt.

Der Gronauer Hof im September 2011
Im Zinsbuch des Klosters llbenstadt vom Jahre 1427 werden erstmals die Einkünfte aus den beiden Besitzungen des Klosters in Gronau genannt, sie betrugen für den Dottenfelder Hof 140 Achtel Korn und für den Gronauer Hof 150 Achtel Korn. 1587 war die Pacht für den Hof wesentlich niedriger, sie betrug nur noch 80 Achtel Korn, ein Fastnachtshuhn und anstelle des Besthauptes 8 Pfund Wachs jährlich. An Steuern mußte der Hof 1814 44 Gulden Landsteuer, 1845 50 und 1855 45 Gulden jährlich entrichten.
Von der Mitte des 15. Jahrhunderts an sank die Ertragslage des Hofes; während noch im Jahre 1430 ein „Wiesenplacken“ zugekauft wird, verkaufte 1450 das Kloster den Halbteil der Früchte und des Gefälles an Hans Brune, die Ansprüche Hanaus für Atzung, Dienste und alle anderen Rechte sollten jedoch bestehen bleiben. 1458 verkaufte das Kloster auch die andere Hälfte der Früchte und Gefälle an Hans Brommen. Schließlich werden im Jahre 1483 44 Morgen Land an Gronauer Einwohner verpachtet.

Diese Abbildung hat uns Heinrich Kutschera zur Verfügung gestellt
Die Gemeinde mußte nach einem alten Recht Fronarbeit auf dem Hof leisten; gegen eine jährliche Zahlung von 55 Gulden wurde 1758 diese Fronarbeit abgelöst. 1823 bewilligte die hanauische Verwaltung zur Befestigung des Ufers der Nidda an den Ländereien des Gronauer Hofes einen Betrag von 585 Gulden.