Vor 400 Jahren – 1622 –

Der dreißigjährige Krieg tobt im Hanauer und Frankfurter Raum

Zusammengefasst von Hansfried Münchberg

Aus dieser Zeit gibt es einige ausführliche schriftliche Berichte. Wir beziehen uns hier insbesondere auf „Theatrum Europaeum“ des Mathaeus Merian, Band 1.

 

Im Jahr 1622 tobte der dreißigjährige Krieg in unserer Gegend besonders heftig.

Bereits in den Jahren zuvor war das Rhein-Main Gebiet von den katholischen (katholische Liga, daher auch die „Ligistischen“ genannt) Truppen des General Tilly, bayerischen Truppen sowie Truppen des spanischen Heerführers Generalleutnant Ambrosio Spinola besetzt und verwüstet worden. Die Stadt Frankfurt selbst war allerdings von den Kampfhandlungen weitgehend verschont geblieben. Ihr war eine Art Garantie gegeben worden, daß sie nicht angegriffen werde..

Herzog Christian von Braunschweig (Kupferstich Merian)

Die Protestantische Seite macht sich in Richtung Rhein-Main Gebiet auf

Auf der protestantischen Gegenseite waren im Jahre 1622 besonders der Heerführer Herzog Christian von Braunschweig und sein Verbündeter Graf Mansfeld die herausragenden Persönlichkeiten. Christian von Braunschweigs Haltung lässt sich besonders illustrieren durch den „Pfaffenfeindthaler“, einer Spottmünze die er im Jahre 1622 prägen ließ. Auf der einen Seite der Münze ist eine Hand mit einem Schwert dargestellt, die aus einer Wolke kommt und auf der Schwertspitze einen Pfaffenhut aufgespießt hat, dazu sein Name „Christian“, die andere Seite der Münze ziert die Inschrift „GOTTES Freund und der Pfaffen Feind“.

Anfang des Jahres 1622 lag Herzog Christian von Braunschweig mit seiner Truppe  im hessischen Amt Amöneburg, welches er im Jahr zuvor erobert hatte. Im Januar 1622 machte er sich von dort aus zu einem Feldzug auf.

 

Eine riesige Armee aus Landsknechten zieht durch Westfalen in Richtung Rhein – Main

Seine Armee bestand damals aus zweiundachtzig Kompanien Reiterei und über zwölftausend Mann zu Fuß. Dazu kam noch der Troß, außerdem führte er mehrere gefangene Jesuiten und einen Probst mit, die aber, wie vermerkt wurde „sehr stattlich und ehrlich“ gehalten wurden.

Zuerst nahm Herzog Christian auf seinem Weg das Städtchen Lippstadt ein, die dortigen Bürger hatten ihm geschrieben, sie seien der Spanischen Garnison, die es besetzt hatte, überdrüssig. Bei Einnahme der Stadt hat er zwölf Geschütze erbeutet. Darauf ist er am 22. Januar 1622 mit seiner ganzen Truppe auf Soest gezogen, die Stadt zur Übergabe aufgefordert, als diese nicht erfolgte, hat er die Stadt beschossen, Feuer hineingeworfen, gestürmt und eingenommen. Allerdings hat er dabei 50 Mann verloren

Anschließend hat er die Stifte Paderborn und Münster bedroht, er würde sie mit „Feuer und Schwert“ heimsuchen, sollten sie sich nicht freiwillig ergeben.

Diese weigerten sich jedoch, darauf hat er in Westfalen „mit Brandschatzen sehr übel gehauset“, viele Orte in Brand stecken lassen, das Stift Paderborn und auch die Stadt eingenommen.

In der Stadt Paderborn hat er die Juden zur Plünderung freigegeben, die Domfreiheit gebrandschatzt und im Turm des Domes einen großen Schatz „an altem Gelde“, die Statue de Hl. Liborius* („vom besten Gold formiert und achtzig Pfund schwer“) erbeutet, diese in den Arm genommen und sie willkommen geheißen, da er sie so lange schon vermisst habe. (Allerdings war die Statue wohl aus Silberblech getrieben und nur äußerlich vergoldet. )

* Im Dreißigjährigen Krieg plünderten 1622 Landsknechte den Dom und raubten den kostbaren Reliquienschrein mit den Gebeinen des Heiligen Liborius und zahlreiche andere Kunstschätze. Fünf Jahre später, am 25. Oktober 1627, kamen die Reliquien durch eine glückliche Fügung des Schicksals nach Paderborn zurück. (paderborn.de)

 

Rauben, Plündern, Vergewaltigen, der (katholische) Kurfürst von Köln zieht seine Truppen heran

Um sich den Truppen von Christian von Braunschweig entgegenzustellen hat der Kurfürst von Köln eine Zahl Söldner der Papsttreuen (Ligistischen) Armada aus der Wetterau und der Bergstraße zusammengezogen. Unter Führung des Grafen von Anholt nahm diese schrecklich hausend, raubend und plündernd, ihren Weg durch Nassau, Dillenburg und Siegen. Frauen, Jungfrauen, sogar Schwangere und Wöchnerinnen wurden durch sie geschändet.

In der Nähe von Attendorn (im Sauerland) haben Christians Truppen mit einer Abordnung der Styrumbischen Reiter den Vormarsch des Grafen von Anholt aufhalten wollen, dieses Vorhaben  wurde aber frühzeitig entdeckt, so wurde ihnen eine Truppe der wegen ihrer besonderen Grausamkeit gefürchteten Crabaten, Söldner vom Balkan, entgegengeschickt. Beim Ort Brielen (Brilon) haben diese zugeschlagen die Truppen Christians überfallen, geschlagen und ihnen etwa hundert Pferde und „gute Beuthen“ abgenommen.

Am 8 März  hat der Oberstleutnant Erwitte mit tausend Pferden und etlichem bayerischen Fuß-Volk die Stadt Gisecken zur Nachtzeit und zuvor die Städte Pickelsheim, Berentreich, Bornreicke und Warburg mit Einverständnis der Einwohner eingenommen, und das darin liegende neunhundert Mann starke braunschweigische Volk, zum großen Teil noch unbewaffnet, überfallen, was sich nicht versteckt hatte , wurde erschlagen und  gefangen, der Obriste Carpezan*, der auch mit gefangen worden war, hat dreitausend Reichsthaler Ranzion (Lösegeld) geben müssen.

(* Joachim von Carpzow, auch CarpezanCarpensonius u. a. (* 1585 in Brandenburg an der Havel; † 1628 in Glückstadt) war ein mansfeldischer Obrist, der im Dreißigjährigen Krieg bis zum königlich-dänischen Generalfeldzeugmeister aufstieg.)

Diesen Verlust zu rächen, hat sich Herzog Christian aufgemacht, nachdem er herausgefunden hatte, daß acht Cornet ( etwa 320 Mann) Cöllnischer Reiter und vier Fahnen zu Fuß, unter dem Obristen Wickenheim und Palland, nicht weit von Soest sich in etlichen Dörfern einquartiert hatten. Er hat sich eilends von Lippstadt mit seiner Reiterei aufgemacht.

 Hanau, Frankfurt, Darmstadt, Bergstraße

Das Brennen und Totschlagen solle verboten sein

Am 22. Mai 1622 ist der ebenfalls zur protestantischen Seite gezählte Heerführer Graf von Mansfeld, mit dem größten Teil seiner Truppen in Richtung Darmstadt aufgebrochen. Er hatte seinen Leuten versprochen, sie „in eine ruhige Weide“ zu führen. Wenn sie dort ankämen, sollte ihnen alles Hab und Gut gehören, jedoch sollte ihnen „das Brennen und Totschlagen“ verboten sein, auch sollten sie niemanden mit heißen Eisen traktieren oder Mühlsteine um den Hals hängen um die Leute zu ersäufen. Die Truppen waren des Nachts um elf Uhr aufgebrochen und kamen frühmorgens vor Darmstadt an. Ehe die Stadt sich versah, wurde sie umzingelt, damit niemand herauskäme. Die überrumpelten und erschreckten Einwohner haben die Stadt angesichts der Übermacht geöffnet und die Leibgarden des Grafen Mansfeld und des mit ihm verbündeten Pfalzgrafen Friedrich eingelassen. Graf Mansfeld hat das Rathaus besetzt, Pfalzgraf Friedrich das Darmstädter Schloß.

Die restlichen Truppen haben sich im Darmstädter Land verteilt und dort geplündert, es wurde reichlich Beute gemacht. Das Vieh haben Sie den Bauern weggetrieben, einen Teil die Bergstraße hinauf, der andere Teil wurde nach Hanau und Frankfurt getrieben. Dort wurde es mit großem Gewinn verkauft.

 

Ultimatum an das Städtchen Steinheim am Main

Am 27. Mai 1622 erschien ein Trompeter als Abgesandter des Grafen Mansfeld vor Steinheim am Main, das damals zum Kurfürstentum Mainz gehörte, und überbrachte das Ultimatum, daß die Stadt sich ergeben möge. Ihm wurde seitens der Stadt ausgerichtet, es gäbe hier nichts zu holen, „weder Kraut noch Loth“ (bedeutet soviel wie Pulver und Blei).

Darauf haben die Mannsfeldischen Truppen, auch wegen des erwarteten Widerstands, den Ort nicht angegriffen und auch von einer Belagerung abgesehen. Allerdings wurde das Umland acht Tage lang ausgeplündert.

 

Darmstadt  wird bedroht

Als dem Grafen Mansfeld berichtet wurde, die Bayerische und Spanische Armada wolle ihn in Darmstadt angreifen um den Ort („in die Kluppen“ fassen), zu umzingeln und sich der Mannheimer Brücke zu bemächtigen, hat er sich zusammen mit Pfalzgraf Friedrich und seiner Heerschar am 9. Juni „eylends darvon“ aufgemacht und ist die Bergstraße wieder hinauf gezogen.

Die Mannsfeldische Nachhut wurde von der Reiterei der Spanier und Bayern, die zehn Meilen ohne Rast zurückgelegt hatte, eingeholt, geschlagen und bis an den Lorscher Wald verfolgt. Zweihundert Mannsfeldische Landsknechte wurden getötet. Viele Bagage- Wagen wurden erbeutet, das zuvor geraubte Vieh und die Beute wurde ihnen abgenommen.

Die Mannsfeldische Truppe ist daraufhin umgekehrt und der Nachhut zu Hilfe gekommen. In Folge des Scharmützels waren auf beiden Seiten viele Tote zu beklagen.

Daraufhin haben die „Crabaten“ (Söldner vom Balkan, die wegen ihrer besonderen Grausamkeit bekannt und gefürchtet waren) alle Mannsfeldischen Soldaten, die verstreut in den umliegenden Isenburgischen Flecken auf Wache gelegen haben, niedergemetzelt.

In dieser Zeit, so wird berichtet, war in der Stadt Frankfurt ein großes „Flehnen“ (Flennen /Wehgeschrei) zu hören, als man dort gewahr wurde, daß der protestantische Herzog Christian von Braunschweig seinen Feldzug beenden wollte.

 

Herzog Christian macht sich aus Westfalen auf in Richtung Frankfurt

Als sich Christian von Braunschweig mit seinen Truppen, von Westfalen kommend den Kur-Sächsischen Landen näherte, hat sich der sächsische Kurfürst bei Langensalza mit zwölftausend Mann aufgestellt, für den Fall daß die Braunschweiger dort einfallen wollten. Christian ist aber friedlich mit seinen Truppen durch das Land des Herzogs von Sachsen-Coburg gezogen. Dabei hat er einen reichen „Knipperer“ (Münzfälscher) gefangen und mitgenommen. Von dort ist er nach Fulda gezogen, wobei er das Stift Fulda gegen Zahlung von 40 000 Reichs-Taler vor Brandschatzung verschonte.

Da dieser Feldzug sich offenbar Richtung Frankfurter Land bewegte, wurde dort großes Unheil erwartet.

Am 4. Juni 1622 hat sich der Vormarsch der Braunschweigischen dem Kur-Mainzischen Land genähert.

Am 5. Juni zog ein starker Trupp auf Ursel zu. Der Kur-Mainzische Leutnant, der dort zur Verteidigung abkommandiert war, hatte zuvor, um zur Verteidigung ein besseres Schußfeld zu haben alle Bäume, Hecken und Gärten niederreißen lassen, Als er den Vormarsch sah, hat er kurz überlegt und hat sich, bevor der Feind angekommen war, eilends aus dem Staub gemacht.

So konnten die Braunschweigischen das Städtlein ohne Widerstand einnehmen, alles plündern, verwüsten und ganz nach ihrem Gefallen hausen.

So gibt Peter Milger in seiner Schrift „Der 30jährigeKrieg: gegen Land und Leute eine Textpassage jener Zeit wieder, die die ganze Grausamkeit des Kriegsvolks beschreibt, es wird berichtet aus Echzell:

Verrückt geworden

„Die Männer, die umkamen, wurden teils gehenkt, teils wegen des Gelds gemartert. Sie haben die Leute um die Köpfe mit Seilen geknebelt, dass ihnen das Blut aus den Ohren, Nasen und Mund gelaufen; ihnen die Daumen und Finger geschraubt und um die Geschlechtsteile herum jämmerlich gebrannt. Sie haben ihnen die Musketen und Rohre an die Lippen geschraubt und daran bis zur schrecklichen Zerreißung hängen lassen, die Leute mit Musketen wider die Brüste und an heimliche Orte gestoßen und etliche so gemartert, dass sie um die Sinne kamen.“ 

Frauen zu Tode geschändet

„Nicht auszusprechen ist die Schande, die sie mit Weibsleuten getrieben, sofern dass sie auch 60 und 70jährige Personen, was kaum zu glauben ist, nicht verschonten. Es ist hier eine ehrliche junge Witwe, die geklagt, dass sie bei Zusehen mehrerer Weiber, ihrer eigenen und anderer Kinder von dreien Soldaten nacheinander mitten in der Stube sei vergewaltigt worden. Eine andere Magd haben sie in einem nahen Dorf also verderbt – sind ihrer auf die 10 gewesen -, dass sie in wenigen Tagen hernach ihren Geist aufgeben. Was sie von Weibsleuten auf dem Feld und in den Gärten angetroffen, haben sie ohne alle Scheu missbraucht.“

Höchst mit Schloß

Höchst soll eingenommen werden

Nachdem Herzog Christian dort sein Quartier bezogen hatte, sandte er noch am selben Abend den Obristen Kniphausen mit fünfzehnhundert Musketieren, bewaffnet mit etlichen Perarden (Artilleriegeschütz)/ zwei „Stück“    ( eine Geschütz-Art)  und vier Kompanien zu Roß nach Höchst, um sich des Städtleins zu bemächtigen.

Er wollte dort seine Truppe mit den von Süden heranziehenden Truppen des Grafen von Mansfeld vereinen.

Am folgenden Morgen haben die Höchster Einwohner und ihre Soldaten, sobald sie des heranrückenden Feindes gewahr wurden, mit Musketen und Doppelhaken (Vorderlader mit denen bis 120 Gramm schwere Bleikugeln verschossen wurden) „ohne Aufhören gewaltig Feuer herausgegeben“. Dabei ist dem Obristen Kniphausen gleich zu Beginn des Feuerwechsels durch den Arm geschossen worden. Dieser aber ist tapfer bei seiner Truppe geblieben.

Der Stadt wurde ein Ultimatum gestellt: „Sollte die Stadt gestürmt werden müssen, würde niemand verschont, nicht einmal das Kind im Mutterleib. Würde man sich aber ergeben, sollten Bürger wie auch Soldaten mit Sack und Pack ausziehen dürfen“. Die Belagerten erklärten, sie würden sich bis aufs Äußerste wehren und haben daraufhin so heftig das Feuer eröffnet, daß sich kein Braunschweigischer bei ihren zwei Geschützen blicken lassen konnte.

Viele Tonnen Gold werden in Sicherheit gebracht

Nachdem auf braunschweigischer Seite bereits hundert Mann gefallen waren, hat der Obrist Kniphausen bei Herzog Christian Verstärkung angefordert. Als ihm die Verstärkung zu Hilfe eilte, haben die Höchster, angesichts der heranziehenden Macht, die Flucht ergriffen und sind mit Frauen und Kindern und aller Habe, soweit sie diese mitnehmen konnten, mit Schiffen über den Main auf die andere Seite geflohen. Von da haben sie sich teils nach Frankfurt, teils nach Mainz in Sicherheit gebracht. Ein Chronist vermerkte: „Viele Tonnen Gold wurden in die Stadt (Frankfurt) in scheinbare Sicherheit gebracht.“

 

Höchst wird protestantisch besetzt

Als die Braunschweigischen bemerkten, daß das Städtlein verlassen war, sind sie längs des Mains zum Wasser-Tor vorgerückt. Als Sie in die Stadt kamen, haben sie alles was sie darin gefunden haben geraubt, Truhen und Schränke, Fenster, die Türen und Öfen wurden zerschlagen.

Am darauffolgenden Tag ist Herzog Christian mit seinem ganzen Gefolge von Oberursel kommend in Höchst eingetroffen, unterwegs hat er alle Mainzischen Orte, wie auch teilweise neutrale Orte „jämmerlich“ ausplündern lassen, teilweise wurden diese in Brand gesteckt.

der General der katholischen Liga Feldherr Tilly

Die „katholische Liga“ stellt sich zur Gegenwehr auf

Inzwischen, am 6. Juni, hatten General Tilly und Don Gonzalo di Cordua ihre katholische Streitmacht in der Nähe von Aschaffenburg zusammengezogen und Main abwärts geschickt um Höchst zu entsetzen..

Deren Stärke wurde beschrieben mit „ zwey Cornet Reuter (etwa 80 Reiter), mehrern Theils Crabaten/ und 200 zu Fuß.

Sie trafen dabei auf eine Braunschweigische Streitmacht, die mit 120 Reitern am Abend zuvor unterhalb von Hanau über den Main gesetzt hatte. 60 „Katholische“ wurden niedergehauen, über einhundert wurden gefangen genommen.

 

General Tillys Truppen lagern zwischen Hanau und Frankfurt

Am 7. Juni sind Tillys Truppen und die Spanischen Truppen über die Brücke bei Aschaffenburg über den Main gezogen und Mainabwärts gezogen.

Am 8. Juni haben sie zwischen Hanau und Frankfurt auf freiem Feld gelagert.

Brücke über die Nidda bei Nied

Eine Behelfs-Brücke über den Main

Inzwischen hatte der Herzog von Braunschweig bei Höchst eine behelfsmäßige Brücke über den Main schlagen lassen, die jedoch eher notdürftig zu nennen war. Es mangelte an Seilen, Floß-Bäumen, Brettern und auch an Eisen-Beschlägen, da die Frankfurter zunächst Bedenken hatten, diese an Christian zu verkaufen, schließlich war man aber doch bereit, die erforderlichen Stücke herauszugeben.

Am 9. Juni 1622 sind von den Braunschweigischen Landsknechten zwei Cornet Bayerischer Truppe (ca. 80 Mann) „zerrennet“ worden.

 

Eschborn, Oberursel, Sulzbach und Nidda werden in Brand gesteckt

Als sich die Ligistischen (Tillys Truppe) und die Spanische Truppen eine Meile oberhalb Frankfurt vereinigten, hat der braunschweigische Brand-Meister den Flecken Eschborn (Cronbergisch), das Städtlein Oberursel (Mainzisch), Sulzbach (Frankfurtisch) und das Haunauische Nidda fast zeitgleich am 9. Juni anstecken lassen. Auch andere, namentlich nicht genannte Flecken wurden am selben, teilweise auch am Tag zuvor, zu „einem jämmerlichen Spectacul“ angezündet.

Am 9. Juni Mittag  sind Tillys Truppe und die Spanischen, 15 Regimenter zu Fuß ( 20 000 Mann)  und 140 Cornet Reiter, 6000 Mann stark, mit 18 Stücken Geschütz, an Frankfurt vorüber auf die braunschweigischen Truppen zugezogen. Über Nacht haben sie diesseits der Nidda  gelagert.

Am folgenden Tags hat Herzog Christian die Kriegs-Munition,  soweit entbehrlich und eine Anzahl Bagage-Wagen über die Brücke, die gerade am Morgen fertig geworden war, ziehen lassen.

Darauf hat er seine Armee in Schlachtordnung aufgestellt.

 

Das Schloß bei „Rüdelheim“ wird von den Ligistischen erobert

Indessen sind die Ligistischen bei Rüdelheim (Rödelheim)aufgetaucht. Weil im dortigen Schloß eine Anzahl Braunschweigischer lag, die aus dem Schloß mit Musketen auf die Bayerischen geschossen haben, ist das Schloß mit großen Geschützen, sogenannten „Stücken“ beschossen worden. Nachdem daraus acht Schüsse abgefeuert waren, haben sich die Schloßbesatzer ergeben.

    

Feldherr Tilly und Herzog Christian reiten am 20. Juni 1622 in die Schlacht bei Höchst

Sechs Stunden tobt die Schlacht

Daraufhin hat sich die Ligistische Truppe auf die braunschweigische Streitordnung zubewegt. Die sehr hart geführte Schlacht dauerte sechs Stunden lang. Da die Ligistischen gleich zu Anfang des Gefechtes ihre achtzehn „Stücke“ (Geschütze) wie in einem Dreieck plaziert hatten, konnten sie daraus konzentriert die Braunschweigische Reiterei unter Geschoß-Hagel setzen. Die jeweiligen Ladungen wurden beschrieben mit „24 Stück zu drei und vier Pfund in einer Ladung“.

Kanonen im Gefecht

Dem hatten die Braunschweigischen nur drei „Stücke“-Geschütze entgegenzusetzen, von denen eines gleich Anfangs zersprang, das andere durch einen Gegentreffer zerstört und das dritte alleine wenig ausrichten konnte.

Insbesondere das Braunschweigische Fuß-Volk hat sich aber tapfer gewehrt, allerdings musste Herzog Christian angesichts der waffenmäßigen Überlegenheit, auf Anraten seiner Obristen den Rückzug antreten lassen.

Brücke zu schmal

Die Protestanten werden in die Flucht geschlagen, die Brücke erweist sich als zu schmal

Dabei ist die ganze Streitmacht in Unordnung gekommen, ein Jeder versuchte sich durch Flucht zu retten, wollte der Erste sein, der über die provisorische Brücke den Main überqueren könnte. Für dieses Gedränge ist die Brücke zu schmal gewesen, viele sind darum in tiefes Wasser gestürzt und im Main jämmerlich ertrunken. Es wird berichtet, es sei mehr Volk im Wasser als in der eigentlichen Schlacht umgekommen. die große Unordnung bei den Braunschweigischen rührte wohl daher, daß etliche ihrer Anführer noch in Hanau und Frankfurt waren, während die Schlacht schon  hin und her wogte. Dieser Schlacht waren fast alle Adeligen und hohen Offiziere der Braunschweigischen zum Opfer gefallen.

 

Hinterhalt befürchtet

Allerdings haben die Ligistischen ihren Vorteil nicht erkannt oder nicht ausgenutzt. Sie befürchteten, in einen Hinterhalt gelockt zu werden, sind in ihrer Schlachtordnung geblieben, bis sie endlich erkannt hatten, daß die Flucht nicht vorgetäuscht war.

Durch den Main zu Pferde

Herzog Christian ist mit fünf Cornet Reitern an einer zuvor ausgekundschafteten Stelle des Mains, wo das Wasser den Pferden nur bis an die Bäuche reichte, gut hinübergekommen. Allerdings mußte die meiste Bagage zurückgelassen werden, da angesichts nicht befestigter Wege im Schwanheimer Bruch viele Bagage-Wagen im Morast steckengeblieben waren. Die Zugpferde wurden daraufhin ausgespannt, die Wagen blieben zurück.

Mancher Bauer hat damals daraus reichlich Beute gezogen, auch sind damals viele Fischer „zu großem Reichthum“ gelangt, denn sie haben den Toten, die den Main und Rhein hinabgetrieben sind viel Geld, Ketten, Ringe und stattliche Kleidung abgenommen.

 

Herzog Christian zieht sich mit seiner Truppe zurück

Herzog Christian ist mit seiner Rest-Truppe Richtung Darmstadt gezogen und hat seine Leute dort vereinigt mit der Truppe des Grafen von Mansfeld, die aus 3000 Musketieren und 5 Cornet Reitern bestand, die ihn ursprünglich entsetzen wollten, aber zu spät gekommen waren.

Am nächsten Tag haben die Crabaten die Versprengten aus der Braunschweigischen Truppe, die sich in Gärten und Gehölzen versteckt hielten aufgespürt und niedergehauen, dabei haben die örtlichen Bauern tatkräftig geholfen.

 

Von den Bauern  „ohne Erbarmnüß“ erschlagen

Der Troß des Herzog Christian, der dessen Streitmacht gegen seinen Willen nachgezogen und „dabei dem Landmann mutwillig großen Schaden zugefügt“ hatte wurde nun von den Bauern  „ohne Erbarmnüß“ erschlagen.

Die Ligistischen waren trotz ihres Erfolges besorgt, der Graf von Mansfeld mit seiner Truppe würde am Main erscheinen, deswegen unterließen sie es, etwa 1000 Pferde über den Main zu führen.

Etliche bayerische Offiziere äußerten sich nach der Schlacht, man möge den „Sieg“ nicht zu hoch schätzen, wäre er doch zustande gekommen mit einer Übermacht Drei gegen Eins, Drei Armeen gegen Eine, Drei Mann gegen Einen, Sechs Geschütze gegen eines. Auch Herzog Christian wurde anerkennend gelobt, er habe, trotz der Übermacht und trotz der Flucht seiner Truppen ritterlich standgehalten. Am Abend, als sich die Schlacht endgültig zugunsten der Ligistischen gewendet hatte, wurde von diesen das Städtlein Höchst wieder eingenommen, alle noch in der Stadt befindlichen Braunschweiger wurden niedergemacht.

 

Das Höchster Schloß soll in die Luft gejagt werden

Das Höchster Schloß war mit einer starken Garnison Braunschweigischer Soldaten besetzt. Deren Befehlshaber wurde mitgeteilt, man würde Feuer in sein Pulver stecken und das Schloß mitsamt der Besatzung in die Luft jagen. Wenn die Besatzung sich ergäbe, dürfe sie, so wurde versprochen, sich mit weißen Stäben, freiem Geleit abziehen.

Da die Besatzung aber zuvor die Einwohner des Schlosses so heftig tyrannisiert hatte, die „armen Weibs-Personen und Kinder niedergehauen und auch einen alten Pfaffen castrieret“, hat General Tilly sie, entgegen dem gegebenen Worte des freien Geleits, alle niedermetzeln lassen,

Auch im Städtchen Cronberg lagen 65 Braunschweigische Soldaten, diese mußten von den Einwohnern herausgeschafft werden, außerhalb der Mauern wurden sie von den Ligistischen hingerichtet.

 

Krankheiten nach Frankfurt hineinverschleppt

Viele Verwundete und Kranke sind in diesen Tagen nach Frankfurt hinein gekommen. Diese haben die Einwohner der Stadt infiziert mit roter Ruhr und anderen Fieber-Krankheiten. Ein großes Sterben hat daraufhin in der Stadt eingesetzt. Da half auch die Zusicherung nicht mehr, daß die Stadt von Kämpfen verschont werden solle.

Nied wird niedergebrannt

Im Anschluß an die Schlacht haben die Ligistischen, nachdem sie zuvor den Flecken Schwanheim geplündert hatten,  Birgel (Bürgel ?) in Brand gesteckt und etliche andere Mainzische wie auch Hessen-Darmstädtische und Hanauische Flecken niedergemacht.

Sossenheim und andere Orte brennen

Anschließend sind sie wieder die Bergstraße hinaufgezogen. Der Chronist beschreibt: „dasselbst eine gute Anzahl neuankommender Polacken zu ihnen gestossen“, Cordua aber ist mit seinem spanischen Volk nach Oppenheim gezogen.

 

Nach der Schlacht leidet die Wetterau

Nach der Schlacht bei Höchst ziehen die Truppen Tillys weiter ins Elsaß und die Pfalz, dort werden zahlreiche Orte belagert und geplündert. In der zweiten Jahreshälfte werden Heidelberg und Mannheim angegriffen, längere Zeit belagert, letztlich erobert ud ausgeplündert. Die Einwohner werden schrecklich malträtiert. Als in der Pfalz nichts mehr zu holen ist, schickt Tilly seine Truppen ins Winterquartier  nordwärts. Das Theatrum Europaum schreibt

 

beziehen die Truppen des Feldherrn Tilly“ Den größten Teil der Armada aber, hat Tilly, weil in der Pfalz nicht viel übriges mehr vorhanden, in die Wetterau ziehen und sonderlich Hanau und Isenburg, zu merklicher Verderbung der Innwohner einquartieren lassen“.

Die Gemeinden um Frankfurt herum hatten unter der Einquartierung und einer hohen Abgabenlast zu leiden. Die Versorgungslage war zu jener Zeit schon besonders schlecht, eine Reihe schlechter Ernten setzte der Bevölkerung, neben den dauernden Plünderungen durch durchziehende Landsknechts-Heere sehr zu. Es war schon eine Zeit lang sehr kalt gewesen, man sprach von einer kleinen Eiszeit. Im Jahr 1622 war es so kalt, daß sogar der Rhein zugefroren war. Der dreißigjährige Krieg sollte sich noch sechsundzwanzig Jahre hinziehen.

( Die Abbildungen in diesem Beitrag sind Ausschnitte aus einem Stich es M. Merian d.Ä. zur Schlacht bei Höchst) Ausdrücke, die heute als verächtlichmachend, abwertend, rassistisch usw. verstanden werden, wurden aus Original-Zitaten übernommen.


Die Dörfer um Frankfurt und die Wetterau im „Dreißigjährigen Krieg“

zusammengefasst von Hansfried Münchberg

Der Dreißigjährige Krieg zwischen 1618 und 1648, an dem fast alle Staaten Westeuropas beteiligt waren, wurde hauptsächlich auf deutschem Boden ausgetragen. Die Wetterau und der Frankfurter Raum wurden durch die Kriegerischen Auseinandersetzungen immer wieder schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Aus heutiger Sicht und von der Geschichtsschreibung so überliefert, schien der dreißigjährige Krieg ein Religionskrieg zu sein, Katholische gegen Reformierte kämpften da, so schien es, bevorzugt in deutschen Landen, um den wahren Glauben.

Es war aber auch ein Kampf, die vorherrschende Macht im Heiligen römischen Reich deutscher Nation zu sein, um die Streitigkeiten zwischen Habsburgern und Franzosen, zwischen Österreich/Spanien (Habsburg) gegen die Niederlande, zwischen Dänemark und Schweden.

Aus dem Abstand von nunmehr 400 Jahren, der Pulverdampf hat sich längst verzogen, sieht man aber auch hinter dem vorgeblichen Kampf um die richtige Religion eine erbitterte Auseinandersetzung um Macht, Pfründe, Land und Ländereien, kurzum, es ging wohl auch sehr ums liebe Geld.

In jener Zeit war Macht vor allem an den Besitz von Land und Leuten gebunden. Damals gehörten Personen einem Herrscher im wahrsten Sinne des Wortes, er konnte über seine Untertanen verfügen

39 Stiche von Ortschaften mit Porträt in der Mitte
Stich aus dem Theatrum Europaeum, Generalleutnant Spinola mit den von ihm eingenommenen Städten

Schon kurz nach Beginn der Auseinandersetzungen, im Jahr 1620 hatte sich die Armee des spanischen Generalleutnant Ambrosio Spinola im Rhein-Main Gebiet festgesetzt.

Er hatte Ende 1619 in Creutzenach (Bad Kreuznach) sein Winterquartier bezogen und drang im August 1620 massiv auf die rechtsrheinisch gelegenen hessischen Gebiete vor.

Zuvor hatten seine Truppen schon großes Leid über die Bevölkerung der Pfalz gebracht.

So heißt es in einem zeitgenössischen Bericht aus dem Jahr 1620: “Diß Volk welches auff den armen Bauersmann und die Bürger in der Pfalz zehrete brachte sie in das eusserste Verderben und thät ihnen viel Uberlasts an wiewol sie an diesen Händeln gantz unschuldig waren.“

Im August 1620 hatte sich Spinola dann den Frankfurter Raum vorgenommen. Im „Theatrum Europaeum“ des Mathaeus Merian wird das beschrieben. Um die Stadt Frankfurt ohne großen Aufwand zu besetzen, hatte er dem Rat der Stadt „mit Mund, Hand, und Siegel“ versprochen, daß diese unter der Einnahme nicht zu leiden hätte, wörtlich: „daß weder ihnen noch ihren Unterthanenen einiger Schad von seinem Volck wiederfahren solte“!

Schriftlich gibt Spinola am 23. August 1620 dem Frankfurter Rat die Versicherung: „ihre Stadt/ Bürger und Unterthanenen nicht allein nicht zu beleydigen/ sondern vielmehr alle gute Freundchafft zu halten/ Wir geloben und versprechen hiermit bey unseren wahren Worten/ Treuen und Glauben/ daß wir der Stadt Franckfurt und derselben Angehörigen/ sampt ihren Gütern mit diesem Exercitu (Armee) in keinerley Weg molest (belästigen) seyn/ sondern vielmehr nach Möglichkeit verschonen wollen/ auch unter keinem Schein/ wie das seyn möchte/ weder viel noch wenig Einlagerung an sie begehren/ oder ichtwas sonsten mit Gewalt oder feindlich vornehmen wollen/ darauff sich Bürgermeister und Rath gänzlich und sicherlich zu verlassen“.

Entgegen dieser Zusagen haben die Truppen Spinolas die umliegenden Frankfurtischen Dörfer geplündert und auch die Straßen unsicher gemacht, allen Städten und Flecken die unter ihrer Gewalt waren große Brandschatzungen und Steuerzahlungen auferlegt. Bauern und Kaufleuten wurde aufgelauert, ihnen wurden Karren, Güter und Rosse weggenommen, auch wurde berichtet, daß die „Welschen“ (damals wurden Franzosen und Italiener so genannt) um sich der Kälte zu erwehren die fruchtbaren Bäume und Weinstöcke ausgerissen und samt Wurzeln verbrannt haben.

Spinola der im August in Frankfurt sein Heerlager errichtet hatte, wandte sich danach der näheren Umgebung zu. So heißt es bei Mathäus Merian: „sondern als sie mit demselben fertig griffen sie weiter und brandschätzten viel Hessisch-Casselische, Hanauische und Solmische Dörfer. Unter Anderem haben sie auch das Schloss Rüdesheimb so Graff Friederich von Solms zuständig, eingenommen und besetzt“.

Auf Kaiserlichen Befehl, noch vor Schluß des Jahres 1620 befahl Spinola, die Städte und Grafschaften der Wetterau, sowie einige Taunusorte in Besitz zu nehmen.

Das Theatrum Europaeum berichtet: „Wilhelm Ferdinand von Essern ist in Spinolas Auftrag mit etlichem Volck für Friedberg kommen und dieselbe Stadt und Burg durch Übergebung in seine Gewalt gebracht.“

Auch hier sicherte Spinola dem Burggrafen eine schonende Behandlung der Burg und der Stadt sowie der wetterauischen Umgebung zu. Überzeugend vorgebracht wurde der Vorschlag zur Übergabe der Stadt dadurch daß die Spanier 20 Geschütze, mehrere 100 Musketen, viele Zentner Pulver und Blei und viele Pferde mit sich führten. In einer Chronik des Dr. Jeremias Molther aus Friedberg schildert dieser: „Den 16. Dec. um drei Uher Nachmittags ist, uf Ihro Kais. Maj. Begehren, der Graf von Isenburg mit einer Kompanie zu Pferd und zwo Kompanie zu Fuß spanisch Volk eingelassen und quartiert worde“.

Friedberg wurde übergeben und dabei, insbesondere dem Burgherren, vielerlei Zusicherungen gemacht. An erster Stelle die Zusicherung, daß dem Burgherren sämtliche Privilegien, Freiheiten und Gerechtigkeiten ohne Einschränkung weiter zugesichert werden, daß auch kein Anderer als Burggraf eingesetzt werde.

Unter Punkt 6 heißt es: „Das Zeughauß, mit Geschütz was darinnen auch auff den battereyen und anderswo, in Herrn Burggraffens und der Burgmann Gewalt und Commando zu lassen“.

In Punkt 8 ist festgelegt daß „Keinem gestattet wird in die Schreyberei und Registratur oder anderswohin, auch nicht in der Burg oder Burgmanns Häuser zu gehen und der Burg Heimblichkeiten zu durchsehen oder danach zu forschen“.

Burg und Burgmanns Häuser und Dörffer auch danieden zum Garten mit Einlagerung und Spolierung zu verschonen und dieselben zu schützen

Im abschließenden Vertragspunkt 13 heißt es: „Wann dieser Krieg und Kaiserliche Execution wider dero Feind vollbracht, so sollen alle Wachten so man biß dahin in der Burg gehabt, vor dißmal ihre Endschafft haben und den Burgmannen, ohne einige Entgelt wieder frey überlassen werden.“

Auf diese Zusicherung vertrauend, wurde am 14. Dezember 1620 (nach Julianischem Kalender) nach heutiger Zeitrechnung war es Heilig Abend, der 24. Dezember, die Burg um 2 Uhr Nachmittag übergeben.

Von allen diesen Versprechungen wurde so gut wie nichts eingehalten. Die Wetterau hatte unter der Last der spanischen Beatzung noch viele Jahre zu leiden.

Das Theatrum Europaeum berichtet noch aus dem Jahr 1620: „Hierauf haben die Spanische ferner vieler Ort und unter Anderem auch Wetzlar und Gelnhausen, wie ingleichen des Schlosses Müntzenberg sich impatroniert und überall nach ihrem Gefallen ohn einigen Widerstand gehauset, das Land an Vorrath erschöpft und zur Contribution und Brandschatzung genötiget und außgemergelt.“

Wetzlar, Gelnhausen und Müntzenberg wurden zerstört, die Bevölkerung der Wetterau durch Einquartierungen aufs äußerste ausgepresst. So berichtet ein Gastwirt aus Friedberg: „daß ich den Herrn Obristen hab aufnehmen mit 47 Pferden. Hab ich auch diesen Pferd Hafern und Heu genugsam müssen geben und ein Tag in den anderen müssen speisen 100 Person, alles von dem Meinigten. Bis in den 16. Tag hab ich solches ausgestanden. Ist also bei mir ufgangen und verzehrt worden 2100 fl. (Florint=Gulden).

Stich mit Landschaftsbild aus der Vogelperspektive
Schlacht bei Höchst im Jahr 1622, wer genau hinschaut entdeckt die Mündung der Nidda in den Main und einige Dörfer entlang der Nidda. Im Hintergrund sieht man einige Wetterauische Dörfer brennen.

Diese Drangsal musste die Bevölkerung noch viele Jahre, bis ins Jahr 1648 aushalten, dazu kamen mehrer Ausbrüche der Pest sowie einige Naturkatastrophen, extrem strenge Winter, man sprach von einer „Kleinen Eiszeit“ , im Winter 1622 war es so kalt, daß sogar der Rhein zugefroren war. Hinzu kamen Dürreperioden die die Ernährungslage dramatisch verschlechterten. Die Bevölkerung wurde durch Krankheit, Hungersnöte, Brandschatzungen, Plünderungen, Geiselnahmen, Entführungen, Vergewaltigungen durch marodierende Söldnerbanden immer weiter drangsaliert.

Die Besatzung der Spanier unter Spinola mussten die Hessen bis 1631 ertragen, da wurden die Besatzer u.a. durch den Schwedenkönig Gustav-Adolf vertrieben. Danach herrsche einige Jahre relative Ruhe.

Für Gronau sind im Einzelnen folgende Ereignisse belegt:

1622/23 nach der Schlacht bei Höchst beziehen die Truppen des Feldherrn Graf vonTilly ihr Winterquartier in der Gegend. Die Gemeinden hatten unter einer hohen Abgabenlast zu leiden. Die „große Frankfurter Hospitalhofreite“ (Keimzelle des Dorfes) wird durch Feuer zerstört

1626 Die Pest wütet im Dorf und tötet eine große Zahl der Gronauer

1628 Kroatische Söldner (gefürchtet wegen ihrer Brutalität) unter General Graf Isolani verwüsten Vilbel und die Dörfer rundum

1632 Die Pest wütet im Dorf und tötet eine große Zahl der Gronauer

1635 Gronau ist durch den dreißigjährigen Krieg zur Hälfte zerstört. Eine große Hungersnot herrscht in der Gegend der Wetterau

1637 Die Pest wütet im Dorf und tötet eine große Zahl der Gronauer

1642 Die „große Frankfurter Hospitalhofreite“ (Keimzelle des Dorfes) wird abermals durch Feuer zerstört. Vollständige Zerstörung des Ortes durch Feuer im 30 jährigen Krieg.

1647 Am 10. Februar 1647 vor dem Ende des Krieges wurde „das gantze dorff Grunaw undt damit das pfarrhaus abgebrandt“

Am Ende des dreißigjährigen Krieges waren möglicherweise 7 Millionen Menschen in Europa umgekommen.