Inhalt:
- Gronau – von Maria Hoch
- Reifeprüfung – von Hansfried Münchberg
- Gronauer Lausbuben – Kindheit – von Hansfried Münchberg
- Gronauer Paradies – von Hansfried Münchberg
- Die ganze Welt – von Hansfried Münchberg
- Gronauer Originale – von Hansfried Münchberg
Gronau
Ich kenn e kloa Örtche, so schee,
Möcht nimmermehr fort von em geh`
Es liegt an der Nidder
Un jeder kommt widder
Der amol des Dörfche geseh`
Wie sin die Mädcher so lieblich un hold,
Mit Herzcher, so treu wie des Gold.
Wem die sin gewoge,
Der is net betroge,
Drum hier Euer Weibcher Euch holt!
Un die Bursche, so rank, frank un Frei
Un in der Liebe stets treu.
Es sin ganze Kerle,
So echt wie die Perle,
Wie könnt des aach annerst wohl sei!
Wenn ringsum die Wiese sin grün
Un die Kersche- un Äppelbäum blüh`n
Is unser GRONAU gewiß
Des reinst Paradies,
Zu ihm zieht`s immer mich hin.
Un aach der Storch, des is wohr,
Kommt immer zurück, alle Johr.
Und bringt hier die Kinner,
Mir kame dahinner,
Viel lieber als annerstwoa
Maria Hoch 1964 für die Festschrift
75 Jahre Gesangverein Germania Gronau
Reifeprüfung
In Gronau stand, auf gutem Boden
ein kleiner Baum mit Reineclauden.
Und weil als Kind man nie begreift,
wann dessen grüne Frucht gereift,
muß täglich man am Baum vorbei,
„na gut, dann pflücken wir noch zwei!“
Man muß ja wissen so als Kind,
ob sie schon reif geworden sind.
Nach vielen Proben, Bäumchen leer,
nichts ist mehr da nun zu Verzehr.
Der Mensch, dem dieser Baum gehört,
der ist erstaunt, er ist verstört,
man hört ihn in ganz Gronau klagen,
„noch nie hat dieser Baum getragen!“
von Hansfried Münchberg
Der Reineclaudenbaum stand in einem Bauerngarten
an der Bahnlinie, zwischen Wasserhäusi und
Vilbelerstraße. Wir haben den sehr oft besucht.
Nachträglich möchten wir uns bei seinem Besitzer
heute in aller Form entschuldigen!
Gronauer Lausbuben – Kindheit
Wir spielten Cowboy und Indianer,
da war der Jürgen noch so`n „Klaaner„.
Und weil Indianer nun mal schleichen,
auf Knien, im Morast `nem weichen,
da war der Jürgen erdebraun.
Sei` Mutter hat ihn trotzdem net verhau`n
und wenn gespielt wir dann mal Ritter,
dann wurde es für alle bitter.
Die Schwerter, das war`n Haselstecken,
die Kämpfe war`n kein Zuckerschlecken.
Ein Schild aus Sperrholz gab uns Schutz,
doch schützte uns das nicht vor Schmutz!
Bewaffnet wir mit Pfeil und Bogen,
in Gronau in die Hohl gezogen
und wenn wir eingetroffen da,
dann war`n wir in Amerika.
Von Opa Hoch gab`s manchmal Rüffel,
wenn wir gejagt in Gronau Büffel,
denn was traktiert wir da als Kinder,
das war`n vom Bauer Wenzel Rinder.
Auf Kriegspfad sind wir losgezogen,
bewaffnet mit nem Flitzebogen,
wir kannten keine Langeweile,
wir brauchten Schilf für unsere Pfeile
und vorne drauf ein Stück Holunder,
der Pfeil flog gut, das war kein Wunder,
denn vorne an die Spitze dran,
da kam auch noch ein Nagel ran.
Der Rainer, der uns großgezogen,
ist unser Onkel, nicht gelogen!
Damit wir ganze Kerle werden,
hat er gejagt uns rein zu Pferden;
„Gepinkelt wird im Pferdestall,
das macht zum Mann auf jeden Fall.
Noch härter wirst Du, als Du bist,
wenn Du jetzt folgst mir auf den Mist!„
Es war uns auch nicht ganz geheuer,
wenn er befahl: „Los, in die Scheuer,
da könnt ihr üben, freies Fallen,
es bremsen Euch vom Stroh die Ballen!
von Hansfried Münchberg
Gedichtet 2000 anlässlich des 50. Geburtstages
meines Lieblingsvetters Jürgen Kroh, kein Gronauer,
aber Einer aus Niederdorfelden, also fast ein Einheimischer.
Gronauer Paradies
In Gronau war das Paradies,
obwohl die Zeiten furchtbar mies!
Was haben die Hoch`s nicht all`gegeben,
damit wir hatten was zum Leben.
Der Opa, der „Friseur“ von beiden,
halb Gronau kam zum Haareschneiden,
zum Glas auswechseln, Fenster kitten,
ließ Opa sich nicht lange bitten.
Ganz Gronau war in seinem Glanz –
versichert bei Oma – „Allianz“
und ständig rief`s zur Tür herein,
„Fraa Hoch ich brauch `en Kranke`schein!„
Der Bauer wollte nicht lang bleiben,
die Oma sollt`ein Brief ihm schreiben,
auch könnt es an der Türe schellen,
„Fraa Hoch, ich will `en Kranz bestellen!“
Gar keiner fand etwas dabei,
die Werkstatt war die Bücherei
und wollte man mal festlich sein,
bezog bei Hoch man seinen Wein.
Der Eine schafft nicht „Zwei mal Drei,“
„Fraa Hoch, des bringe` sie ihm bei!“
Für viele war`s ein großer Segen,
daß Hoch`s auch noch die Gräber pflegen.
Das Dorf es braucht die guten Geister,
der Schreibkram für den Bürgermeister,
am Samstag gab es, ich gelobe,
um 12 Uhr die Sirenenprobe.
Gemeindewaage, nicht gelogen,
um 10 Uhr wird die Sau gewogen.
An all das denken wir zurück,
als Teil von unserem Kinderglück,
War`n auch die Zeiten noch so mies,
in Gronau war das Paradies!
von Hansfried Münchberg
(meinen Großeltern gewidmet)
Die ganze Welt
Unser Gronau war die Welt,
die man als Kind sich vorgestellt,
es gab Prärien, Berge, Wüsten,
Flüsse, Seen, Wälder, Küsten,
Gänse, Puten stellten dar,
wilde Tiere – mit Gefahr,
Wenzel`s Hofhund war Koyote,
manchmal gab er sogar Pfote.
Ein guter Platz für Abenteuer
das war beim Robert in der Scheuer,
denn dort sprangen wir ganz froh
von unterm Dach hinab ins Stroh.
Noch heute krieg ich Augenglanz,
wenn ich hör `nen Bulldog – Lanz.
Trink Bizzl gerne noch bei Durst,
am liebsten eß ich gelbe Wurst.
Auf`s Brot schmier ich Milkana Ecken,
weil die mir heute auch noch schmecken.
Es sind so viele Kleinigkeiten,
die mir bis jetzt noch Spaß bereiten,
Erinnerungen sind Geschenke
wenn ich an unsere Kindheit denke!
von Hansfried Münchberg
Gronauer Originale
Die Hoch`s die warn für Gronau ehrlich,
nur unersetzlich, unentbehrlich!
Im Rathaus macht so nebenher,
die Oma gern den Schriftverkehr.
Gemeindewaage? Säue wiegen?
das könnt dem alten Hoch doch liegen!
Vom Rathausdache oben
macht er auch gern Sirenenproben,
`nen Kranz bestellen für die Trauer,
bei Hoch`s trinkt Kaffee – Zwickelbauer,
die Kirche schmücken für die Trauung,
ein Buch ausleihen zur Erbauung,
Versicherung und Krankenscheine
die gab`s bei Oma Hoch alleine
und auch bei Gronau`s Fassenacht
da haben Hoch`s gern mitgemacht.
Dort gab es Prosa nur mitnichten,
denn Rainers Mutter konnt gut dichten.
Um Sägen, Hobeln, Leimen, Kitten
da konnt den alten Hoch man bitten,
ob Kurzhaarschnitt oder doch Façon,
das gab`s in Hoch`s „Friseursalon“
und auch noch Gronau`s Jugend
lernte bei ihnen manche Tugend,
zum Beispiel wie mit „wenig Eiern“
man trotzdem kann ganz feste feiern.
von Hansfried Münchberg