von Hansfried Münchberg

Einer der jungen Bauern des Ortes, den Namen wollen wir einmal verschweigen, hatte die Eigenheit, niemals seine Mütze abzusetzen. Es war damals, in der Zeit nach dem Krieg, durchaus üblich, Mützen bei der Arbeit zu tragen. Die Bauern trugen meist grün-graue Schirmmützen.

Den allgemeinen Höflichkeitsregeln folgend, war es auch üblich, die Kopfbedeckung bei Betreten eines Raumes abzusetzen, bzw. wenn man Jemanden traf, die Mütze zum Grüßen anzuheben. Wer diese Höflichkeitsregeln missachtete, dem sagte man gemeinhin nach, er habe „Spatzen unterm Dach“. (Diese wären wohl beim Lüpfen der Mütze davongeflogen.)

Besagter Jungbauer ignorierte diese Regeln grundsätzlich, man sagt von ihm, in Gronau man habe diesen noch nie ohne Mütze gesehen. Böse Zungen behaupteten sogar, er würde diese nicht einmal zum Haare schneiden absetzen.

Wir können dieses widerlegen, da der Besagte regelmäßig bei uns in Opas Schreinerwerkstatt saß, um sich die Haare von Opas fachkundiger Hand schneiden zu lassen. Verstohlen lugten wir durch den Vorhang, was sahen wir da, er hatte tatsächlich die Mütze abgenommen.

So waren wir in Gronau vermutlich die Einzigen, die ihn jemals ohne Mütze gesehen haben.