Foto: Mick Von Oppen, copyright beachten
Die Gronauer Glocken
zusammengetragen von Hansfried Münchberg
Pfarrer Laupus berichtet 1828 in der Gronauer Kirchenchronik: „Die beiden, auf dem Turm hängenden Glocken wurden von dem Glockengießer Peter Bach 1752 ( die kleine Glocke, Klangfarbe d²) und Johann Georg Bach 1805, die große Glocke,(Klangfarbe h´ )gegossen.“
Die Glockengießer-Familie Bach goss im 18. und 19. Jahrhundert über vier Generationen hinweg mehr als 400 Glocken. Das Gießhaus für die Gronauer Glocken befand sich nicht weit von Gronau entfernt, in Windecken. Die kleine, alte Glocke hat die Aufschrift: + in windecken gos mich 1752 + Johann Peter Bach + in gotesnahmen flos ich +.
Mit ihren Glocken versorgte die Familie Bach Hanau und die weitere Umgebung sowie die Wetterau, auch nach Frankfurt und in den Taunus wurden etliche Glocken geliefert.
Die große Gronauer Glocke zerspringt
Im Jahr 1915 berichtete der damalige Gronauer Pfarrer Gustav Boos in seinen Aufzeichnungen häufiger von „Siegesläuten“ der Gronauer Glocken nach gewonnenen Schlachten im 1. Weltkrieg. Im nationalen Überschwang wurde damals vielleicht heftiger geläutet als es für die 110 Jahre zuvor gegossene große Glocke gut gewesen wäre.
Pfarrer Boos berichtet 1915 von Erfolgen des Heeres an der Ostfront: „Der Mai begann mit einem gewaltigen Erfolg auf dem östlichen Kriegsschauplatz, wo unsere und die österreichischen Truppen die russische Front auf einer Breite von etwa 100 km durchbrochen und die kampfstarken Husarteile des Feindes zum eiligen Rückzug genötigt haben. Gott gab, dass damit der Widerstand des Russenheeres zu Ende geht. Leider konnten wir diesen großen Sieg nicht mit dem üblichen Geläut begrüßen, da unsere große Glocke am 4. April 1915, dem 1. Osterfeiertag, bei dem Zusammenläuten zur Nachmittagskirche gesprungen ist.“
Ihre Herstellung bzw. Erneuerung wurde kurz darauf vom Presbyterium beschlossen und in die Wege geleitet.
Ersatz für die gesprungene Glocke
Das wichtigste Ereignis des Monats Juli 1915 für die Gemeinde war die Ankunft und das Hängen der neuen Glocke, die von der Firma Franz Schilling in Apolda geliefert worden ist. Sie trägt die Inschrift oben am Helm:“ Franz Schilling Söhne Apolda gossen mich im Kriegsjahr 1915,“ und unten den Spruch: „Also sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“.
Die 1915 gegossene Glocke (gefunden in: Wenzel, Heinrich. – Hanauer Glockengießer ; 6. Band)
Die Glockengießerei Schilling war damals sehr bekannt für die Qualität ihrer Glocken. Aus dieser Gießerei kamen zum Beispiel drei Glocken für die Christuskirche in Rom, drei Glocken für die Christuskirche in Windhoek ( heute Namibia, damals Deutsch Süd-West Afrika), sowie die Glocken der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin, und eben, die große Glocke in Gronau.
Pfarrer Boos berichtet vom weiteren Fortgang. Die neue Glocke ist 592 Pfund schwer, die alte ergab ein Gewicht von 580 Pfund. Am 26. und 27. Juli wurde unter Mithilfe von Soldaten durch einen Meister der Firma Schilling die alte Glocke vom Turm geholt und die neue hinaufgebracht.
Die neue Glocke wurde ebenso wie die noch im Turm befindliche kleine Glocke nach einem neuen System aufgehängt, durch das ein bedeutend besseres Läuten der Glocken möglich ist.
Die Gesamtkosten belaufen sich, unter Entfernung der alten Glocke, auf 560 M. (einschl. 14 M. für die beiden Glockenseile).Die Hälfte des Betrags bringt die bürgerliche Gemeinde auf, die andere Hälfte die Kirchenkasse, wofür für diesen Zweck vom kgl. Konsistorium 200 M. aus dem sog. Salz(… unleserlich) -fonds bewilligt worden sind.
Die Glockenweihe wurde am 1. August im Nachmittagsgottesdienst, der zugleich als Gedächtnisfeier der des Kriegsanfangs gehalten wurde, vorgenommen. Die Predigt behandelte die Bedeutung der Glocken für die christliche Gemeinde und zwar I. der Glockenpredigt an uns und II: der Glocken Weise durch uns.
Das Aufziehen der neuen Glocke am 27. Juli 1915
Die gesprungene Glocke ist abgenommen und zum Einschmelzen nach Apolda bereitgestellt
Schon wieder Siegesgeläut 1915
Zum ersten Mal seit das neue Geläut hing, verkündigt am 5. August bei dem Eintreffen der Nachricht von der Einnahme der Festung Warschau. Bald darauf kam die Kunde von der Eroberung der Festung …..gard durch die Österreicher, das sind zwei gewaltige Erfolge die wohl der Welt zeigen werden, das Russland trotz seiner zahlenmäßigen Überlegenheit von uns besiegt werden wird, schreibt Pfarrer Gustav Boos.
Der Krieg „frisst“ die neue Glocke
Ein wichtiges Ereignis, vor zwei Jahren, im Juli 1915 war das Aufziehen und Aufhängen der neuen Glocke. Das wichtigste Ereignis des Monats Juni 1917 ihre Herabnahme. Die Glocke war schon seit längerer Zeit beschlagnahmt und musste nun bis zum 30. Juni abgeliefert sein.
Alle Bemühungen, die neue große Glocke der Gemeinde zu erhalten, waren vergeblich und wurde am 24. Juni im Abendgottesdienst der Abschied von der Großen Glocke gefeiert.
Es standen manchen die Tränen in den Augen. Die scheidende Glocke läutete dann, nach Schluss des Gottesdienstes, mit der bleibenden kleinen Glocke zusammen eine Viertelstunde und dann zehn Minuten ganz alleine.
Am anderen Tag, den 25. Juni wurde sie durch Zimmermann Schmidt unter Hilfe einiger Gemeindemitglieder abgenommen.
Eine neue Glocke 1925
Der Einweihungsgottesdienst wurde durch zwei Lieder der Schulkinder sowie durch ein Lied des Gesangvereins Germania verschönt.
Die Kosten für die Glocke waren durch Kirchensteuer sowie durch 200 M. Erlös aus drei Ehrenkammern von dem Friedhof aufgebracht worden.
Die Glocke trägt dieselbe Inschrift wie die abgelieferte, nämlich
„Ehre sei Gott in der Höhe und den Menschen ein Wohlgefallen“
dazu noch Gronau, Krs. Hanau 1925,
Sie hat ein Gewicht von 323 Kg. Sie kostet, das einzelne Kilo zu 2.90 RM,
die Glocke an sich 936,70 RM, dazu noch 195,69 RM im Gesamt 1132 RM 35 Pf.
… und schon wieder wird die Glocke für den Krieg geopfert
Die im Jahr 1925 angeschaffte Glocke musste im Zuge des 2. Weltkrieges wieder abgehängt und zum Einschmelzen für den „Führer“ abgeliefert werden.
Leider habe ich dazu keine Aufzeichnungen gefunden.
Die neue Glocke 1952
Vor nunmehr fast siebzig Jahren, noch einige wenige Gronauer werden sich erinnern, erlebte das Dorf ein für die damalige Zeit denkwürdiges Ereignis.
Das Gronauer Glockengeläut, welches ursprünglich aus zwei Glocken bestand, war durch Beschlagnahme der großen Glocke, die anschließend für Kriegszwecke eingeschmolzen wurde, nicht mehr komplett.
Nach Ende des Krieges wurde der Wunsch laut, die große Glocke zu ersetzen.
Pfarrer Broscheit, aus Ostpreußen zu Ende des Krieges nach Gronau gekommen, hatte maßgeblichen Anteil an der Neubeschaffung der Glocke.
Er berichtete von der Anschaffung. Die Niederdorfelder Gemeinde beschloss in einer Sitzung der Gemeindevertretung und des Kirchenvorstandes am 12. August 1952 die Anschaffung zweier neuer Glocken. Im Anschluß daran wurde auch in Gronau der Wunsch nach einer neuen Glocke laut.
Ich habe daher in 3 Wochen von Haus zu Haus über 3000.– DM erbeten und in Kochendorf bei Bachert (Anm. Glockengießerei ) durch den Vertreter, Herrn Wörner in Windecken, die neue h`-Glocke bestellt. Herr Wörner brachte auch die alte, vorhandene Glocke in Ordnung, beschaffte neue Gurte, legte sie in Kugellager und fertigte für die d`-Glocke einen neuen Klöppel mit Kehrscheibe an.
Am 28.10.1952 wurde die neue Glocke gegossen, wozu der Herr Bürgermeister Theodor Wenzel und 7 Gemeindemitglieder unseres Ortes nach Kochendorf gefahren waren. Am nächsten Tage, also Mittwoch 29.10.1952 fuhr ich mit den mir befreundeten Herrn Butler, Landrat Wolf und Graf Bothmer im Auto von Herrn Butler und seiner Schwiegermutter, Frau Albert, nach Kochendorf, wo wir die Glocken für Niederdorfelden und Gronau aus der Grube gehoben noch in den Formen sehen konnten.
Es ist den Bemühungen der Firma und ihres Vertreters Herrn Wörner zu verdanken, dass wir unsere Glocke am Freitag Abend von Windecken abholen, am Sonnabend Vormittag
Original-Bildbeschreibung von Pfarrer Broscheit:“Herr Böckel mit seinen Rappen, neben ihm Walter Giesel und Willi Kroh. Herr Rudolf Laupus und Pfarrer Horst Broscheit. Davor am Wagen der Herr Sattlermeister Hammel mit seinem kleinen Sohn Peter auf dem Arm, vor den Häusern Schmidt, Knickel und am Rande Müller in der Neuen Straße am Dorfausgang nach Niederdorfelden.
In einem feierlichen Festzug auf mit Tannengirlanden geschmücktem Wagen wurde die neu gegossene große Glocke nach Gronau gebracht. Die Glocke war von Niederdorfelden kommend, zur Schule an der Bahn vorbei zum Gronauer Hof und zurück gefahren und wurde nun an der Bügermeisterei vorbei, Backhaus- und Schäfergasse zur Kirche gefahren
Zur Feier des Tages waren die beiden schönsten Pferde im Dorf, zwei Vollblut-Rappen von Richard Böckel, eingespannt worden. In der hinteren Kutsche begleitete den Fest-Umzug der damalige Pfarrer Horst Broscheit.
Die Glocke ist bei der Gronauer Kirche angekommen,
Walter Giesel und Willi Kroh helfen beim Abladen
Am Nachmittag wurde die Glocke auf den Turm gebracht. Dabei halfen viele Männer unserer Gemeinde tatkräftig mit, sodass nach den vorbereitenden Arbeiten die durch den Wagnermeister Gerhard Wenzel und den Schmied Matthes getroffen waren, am Sonnabend zur Probe geläutet werden konnte.
Im feierlichen Gottesdienst am Sonntag, den 3.11.52 wurde die Glocke zusammen mit der alten, die genau vor 200 Jahren 1752 der Gemeinde zu läuten begann, von Herrn Dekan Lippert vom Altar aus gerufen.
Die Inschrift: Den Opfern des Weltkrieges 1939 – 1945, In spem – contra spem (auf Hoffnung gegen alle Hoffnung) – daß nämlich die unsinnigen Kriege mit ihren vergeblichen Opfern ein Ende nähmen, wie Pfarrer Broscheit den Text interpretierte.
Zum Wort und Sakrament des Herrn Christus werden die Glocken rufen, darum trägt die neue Glocke des Zeichen Jesus Christus ist König. Ich bin des A und O, der Anfang und das Ende, spricht der Herr. – Den Opfern des Weltkrieges 1939 bis 1945 ist sie gewidmet, den Opfern die auch in unserer Gemeinde gebracht sind, deren wir gedenken wollen in Dankbarkeit und Liebe, wenn wir die Stimme der Glocke hören. – IN SPEM CONTRA SPEM – auf Hoffnung gegen alle Hoffnung. Auf Hoffnung, es mögen die Opfer nicht vergeblich gebracht sein – gegen alle Hoffnung, weil wir wissen, dass Krieg und Kriegsgeschrei nicht aufhören wird, bis der Herr Christus kommt. In spem, auf Hoffnung, weil hier die Getauften gerufen werden – contra spem, gegen alle Hoffnung, weil wir so selten Christen sind. Auf Hoffnung, weil hier die Konfirmierten gerufen werden – gegen alle Hoffnung, weil wir so gleichgültige Christen sind. Auf Hoffnung, weil die Getrauten gerufen werden – gegen alle Hoffnung, weil wir so oft so herzlose Christen sind. Auf Hoffnung, denn die Erlösten werden gerufen – gegen alle Hoffnung denn wir sind oft so traurige Christen. Auf Hoffnung, weil wir, wir gerufen werden – gegen alle Hoffnung, weil wir manchmal erst als Tote folgen. –
Die Glocken werden unserer Gemeinde auch die Stunden schlagen und uns im Ablauf der Zeit erinnern an die Ewigkeit dessen, der die Zeit in Händen hält. Und die Glocken werden unseren katholischen Schwestern und Brüdern läuten, die in der Diaspora, in der Zerstreuung, weit weg von der Heimat unter uns wohnen. Es gehört gewiss zu den Wirkungen des Heiligen Geistes, dass wir uns heute im Reformationsgottesdienst hier und heute mit ihnen und ihrem Pfarrer zusammenfinden zu Lob und Anbetung des dreieinigen Gottes: In spem – contra spem: auf Hoffnung – gegen alle Hoffnung.
In einem Gedicht von Schulrat Heinrich Walter aus Rendel ist treffend zusmmengefasst:
Ihr Glocken seid der Freude Boten,
könnt aber auch voll Wehmut klagen,
wenn wir so manchen lieben Toten
zur letzten Ruhestätte tragen.
Und so läuten die Gronauer Glocken noch heute, die Eine 270 Jahre lang, die Andere nun auch schon bald 70 Jahre lang, in trauter Zweisamkeit im Gronauer Glockenturm !
Die Bilder hat Mick Von Oppen fotografiert
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Nostalgie : Läuten durch die Leut‘
Erinnerungen von Rainer Hoch
Heute werden die Gronauer Glocken wahrscheinlich elektronisch gesteuert, auf die Sekunde genau, durch Automaten zum Klingen gebracht. Zu „unserer“ Zeit wurde das Läuten zu den verschiedenen Anlässen noch durch die Leut‘ vollzogen. Aus der Erinnerung weiß ich, daß die Vor-Konfirmanden auch diese Art von Diensten abzuleisten hatten. Ob diese Einsätze vertretungsbedingt ( bei Krankheiten ), oder ganz regulär durch Pfarrer Broscheit angeordnet wurden, entzieht sich meiner Erinnerung. Der reguläre Läutdienst zu Gottesdiensten, Beerdigungen, Hochzeiten, Taufen etc. wurde von sogenannten Kirchendienern vollzogen die natürlich im Kirchendienst nicht ausschließlich „Glöckner“ waren. Aus der damaligen Zeit fallen mir die Namen ein wie : Heinrich Grimm ( Vater von „Milch-Margrete“ ) Johann Schwarzhaupt ( „Schwarzhaupts-Jean“) und später war auch Johann Keidl Kirchendiener. Pfarrer Broscheit förderte also damals schon den ökumenischen Gedanken, denn der Vater von Franz und Albert war Katholik !
Das Läuten der beiden Kirchenglocken war ein Unterfangen, das aus meiner Erinnerung heraus jedem meiner Zeitgenossen einen riesigen Spaß machte. Man erreichte den „Dienstbereich“ über eine große Wendeltreppe direkt neben der Kircheneingangstür. Auf der Empore im 1. Stock befand sich ein freies Quadrat, ohne die klobigen Holzbänke. Hier hingen zwei dicke Seile von der Decke herab. Sie führten durch zwei Deckendurchbrüche mit seitlichen Rollen, damit beim Auf- und Ab der Seile während des Läutvorganges kein Verschleiß vonstatten ging. Die dicken Taue hatten an den Enden jeweils dicke Knoten und waren in Ruhestellung an Haken eingehängt, die sich an der Stirnwand befanden. Wie genau die abwechselnden Einsätze zum akustischen „ BIM – BAM „ vonstatten gingen, weiß ich heute leider nicht mehr. Eines allerdings, ist mir in Erinnerung geblieben. Das Läuten hat einen riesigen Spaß gemacht, vor allem, wenn man sich von den schweren Glocken, an den Seilen hängend etwas in die Luft ziehen lassen konnte. Hilfreich hierbei war das Abstützen mit den Füßen an den dicken Knoten. Die damalige Gewichtssituation der Jung-Glöckner hat das Beschriebene damals natürlich auch zugelassen. Ich glaube heute noch, daß dieses Gefühl in die Höhe gezogen zu werden, ungefähr dem Erlebnis der ersten Schwerelosigkeit bei Astronauten gleichzusetzen war. Mir ist jedenfalls von damals kein Fall bekannt, bei dem der Läutdienst von einem meiner Jugendfreunde verweigert wurde !!!!
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Frau Christa Heinrich konnte sich noch an diesen Beitrag erinnern:
Aus dem „Blättche“ des Jahres 1997
GLOCKEN
Einer der ersten Höhe-Punkte für jede Konfirmandengruppe ist die Turmbesteigung und Besichtigung der Glocken. Für einen Pfarrer, der zur Gruppe dazugekommen ist, war es denn so, daß die Konfirmandinnen und Konfirmanden mir diesen Bereich meiner Tätigkeit selbst vorstellten. Beim Abstieg stellte sich heraus, daß eine der Konfirmandinnen Interesse hätte, in der Pfarrchronik zu schmökern um Näheres über die „Glocken von Gronau“ zu erfahren. Nachstehend das Ergebnis dieser Forschungen (H.-K. Heinrich):
Konfirmanden besichtigen die Glocken der Gronauer Kirche
von Anna-Lena Loos
1952 wurde in der Gemeinde Gronau der Wunsch nach einer zweiten
Kirchenglocke laut- Herr Pfarrer Broscheit ging daraufhin selbst von Haus zu Haus und sammelte über 3000,- DM für dieses Vorhaben.
Die Glocke wurde in Kochendorf/Württemberg bei der Firma Bachert in Auftrag gegeben.
Am 28. bzw. 29 Oktober 1952 machten sich der damalige Bürgermeister,
Herr Theodor Wenzel, Pfarrer Broscheit und einige Gemeindemitglieder
auf den Weg, um mitzuerleben, wie die Glocke dort gegossen und in ihrer
Form aus der Grube gehoben wurde.
Drei Tage später wurde sie nach Gronau gebracht, durch den Ort
gefahren und mit vereinten Kräften auf den Kirchturm transportiert und
aufgehängt.
Zum feierlichen Gottesdienst am Sonntag, dem 03. November 1952,
wurde die Glocke zusammen mit der alten Glocke, die aus dem Jahre
1752 stammt, erstmals geläutet. Die Inschrift der neuen Glocke ist den
Opfern des Zweiten Weltkriegs gewidmet. Sie lautet; „in spem, contra
spem“ (auf Hoffnung, gegen alle Hoffnung). Außerdem trägt sie das Zeichen:
Das bedeutet: „Jesus ist König.
Ich bin das A und das 0, der Anfang und das Ende, spricht der Herr.“ (Offb. 22,13)
Auf dieser Inschrift war auch die damalige Festpredigt aufgebaut. Kurz darauf wurden 1000 Exemplare einer Postkarte mit dem Bild der neuen Glocke gedruckt, um mit dem Erlös (100,- DM) die Renovierung des Kirchendachs vorzunehmen. Es gehört schon zur Tradition, daß in jedem Jahr die neuen Konfirmanden auf den Kirchturm steigen dürfen, um die Glocken aus nächster Nähe sehen und hören zu können. Wir hatten dieses Mal besonderes Glück und erklommen sogar zweimal den Glockenturm. Pfarrer Kleppe war sehr vorsichtig und ermahnte uns, nur auf den stabilen Querbalken zu laufen, die sich im Stockwerk über der Orgel befinden, und auf keinen Fall den Belag zwischen diesen Balken zu betreten, da es dort morsche Stellen gäbe. Als dann Pfarrer Heinrich in unsere Gemeinde kam, machte er sich mit uns noch einmal auf diese „Klettertour“- Für ihn war es das erste Mal, in Gronau so hoch hinauf zu steigen. Er ging wesentlich beherzter an die Sache heran als sein Vorgänger und prüfte mutig die Stabilität des Holzbodens.
Die oberen Stockwerke sind nur noch mit Leitern zu erreichen. Dort oben ist es sehr kühl und zugig. Es kann schon passieren, daß an windigen Tagen der Turm zu knarren und schwanken beginnt.
Ein besonderes Erlebnis ist es, wenn auch noch die Glocken läuten während man dicht gedrängt in ihrer unmittelbaren Nähe steht, obwohl man beim ersten Ton vor Schreck gewaltig zusammenzuckt. Will man noch höher hinauf und ist außerdem schwindelfrei, so kann man von der Kirchturmspitze aus einen herrlichen Rundumblick über ganz Gronau werfen.
Anna-Lena Loos