von Hansfried Münchberg

In der Rückbesinnung auf die frühen Jahre meiner Kindheit, also auf die Zeit um 1950 scheinen mir die Winter bitterkalt und die Sommer sehr warm gewesen zu sein.

Baum am Fluß im Winter
Tritt auch heute im Winter gerne mal über
die Ufer – Gronauer Bach im Januar 2011.
Foto: Chr. Heinrich

Das mag daran liegen, daß man sich natürlich zuallererst an Extreme erinnert, das Alltägliche ist sicher lange aus dem Gedächtnis entschwunden.

Zunächst einmal die Winter, ich empfand sie als sehr kalt. Das mag einerseits daran gelegen haben, daß ich sowieso eine „Frostbeule“ bin, also leicht friere, dann daran, daß wir nichts Vernünftiges anzuziehen hatten, andererseits aber auch an den allgemeinen Lebensumständen.

In jener Zeit waren Doppelglasfenster absolut unbekannt. Wir hatten nur einfache Glasscheiben, die waren morgens immer mit Eisblumen überzogen.

Faszinierende Bilder, die man durch Anhauchen verändern konnte, oder aber, mit der Fingerspitze hineinzeichnen, aber das gab Ärger, weil nach dem Abtrocknen Finger – Spuren auf der Scheibe sichtbar blieben.

Im ganzen Haus wurde nur ein einziger Raum geheizt, die Küche, in der sich tagsüber auch alle aufhielten. Da sowieso täglich gekocht werden mußte, auch das Wasser zum Waschen und Rasieren mußte ja erwärmt werden, wurde der große Herd gleich frühmorgens angefeuert, zunächst mit einigen Holzscheiten, wenn es richtig brannte kam auch mal ein Brikett oder Eierkohlen hinein, soweit diese vorhanden waren, was nicht immer der Fall war.

Nur an Sonntagen oder hohen Feiertagen wurde die gute Stube beheizt. Alle anderen Räume waren gar nicht beheizbar, man ließ einfach, damit es wenigstens überschlagen war, die Türen etwas aufstehen.

Die Wetteraufzeichnungen für diese Zeit, für den Raum Frankfurt, zeigen, soweit verfügbar, einige sehr kalte Tage auf. So war es zwischen 1949 und 1955, jeweils Ende Januar, etwa minus 6 bis minus 11,9 Grad kalt.

Da im Herbst regelmäßig die beiden Bäche über die Ufer getreten waren und weite Teile der Auen überschwemmt hatten, bildeten sich jedes Jahr riesige Eisflächen, auf denen die Gronauer bis nach Niederdorfelden oder noch weiter Schlittschuhlaufen oder Schliddern konnten.

Gezeichnete Karte des alten Gronaus mit überfluteten Flächen
Die Karte zeigt, hellblau, die Flächen entlang der Nidder, die fast jedes Jahr überschwemmt waren und im Winter eine feste Eisfläche bildeten.

Hierzu hat Barbara Broscheit eine Ergänzung geschrieben:
Die Winter waren wirklich kälter und länger ….. wir sind doch wochenlang auf den Nidderwiesen auf dickem Eis Schlittschuh gefahren (Eishockey gespielt mit alten rostigen, geschenkten Schlittschuhen befestigt mit Rexgummis; als Markierung für das Spielfeld lagen an 4 Ecken Schals, Jacken oder Kappen und abends wurden ringsherum Feuer auf dem Eis gemacht – es war echt romantisch) – manchmal konnten wir bis Niederdorfelden mit den Schlittschuhen fahren und auf dem Knickelsberg – nach Niederdorfelden zu – ist die Jugend viele Abende Schlitten gefahren, auch wieder ein Jugendtreff – es gab noch keine Autos und so hatten wir freie Fahrt. Unsere Schlafzimmerfenster waren auch regelmäßig dick befroren mit den Eismustern und auch unsere Bettdecken, wo wir hinatmeten, hatten eine dünne Eisschicht.

Überschwemmung in Gronau

ein fast jährlich wiederkehrendes „Vergnügen“

  • Eis bis zum Horizont
  • Spaziergang auf den Entwässerungs-Gräben
  • Dortelweiler Str. vor Haus Nr. 12
  • dto. Richtung Gronaris Sprudel
  • vor Haus Dortelweiler Str. 12
Zwei Männer auf überschwemmten Feldweg
Auto fährt über überschwemmte Straße
Blick auf überschwemmte Straße
Überschwemmte Wiese mit Haus im Hintergrund
Man sitzte auf altem Wagen vor überschwemmter Wiese im Hintergrund