Beim Baden in der Nidder an der „Aa-Brück“ (Brücke zur Aue“) entdeckten wir beim Tauchen einstens eine schwere Fliegerbombe. Die Headline des Artikels im „Vilbeler Anzeiger“ lautete:
„Kinder fanden 10 – Zentner – Bombe“.
Wie die Angelegenheit damals weiterging ist mir entfallen. Allerdings hätte ich es mir behalten, wenn – wie es heute geschieht – das ganze Dorf evakuiert worden wäre, um den Sprengkörper zu entschärfen.
„Die Bombe sollte wohl bei einem Fliegerangriff die Nidderbrücke treffen, um feindliche Bewegungen in die, oder aus der Au zu verhindern!?“
Quelle Google-Earth Bad Vilbel-Gronau 2004
(Anmerkung der Red.: Auf älteren Luftbildern erkennt man eine Spur von mehreren Bombentrichtern, die aus Richtung Dottenfelder Hof kommend auf die Aa-Brück zuläuft.)
In dem Bereich um die Brücke fanden wir flussauf und flußab im Sommer beim Baden, als geübte Taucher, jede Menge MG- und Gewehrmunition. Diese war anscheinend bei Kriegsende dort „entsorgt“ worden. Die existierende Gefahr, mit diesen Dingen umzugehen war uns Jungen damals nicht bewusst.
Jedenfalls ließen wir die gehortete Munition nach gemeinsamem Beschluß des „Kriegsrates“ erst mal trocknen. In geheimer Mission wurden dann „fachmännisch“ am Schraubstock in meines Vaters Glaserwerkstatt die Geschosse mittels Rohrzange von den Hülsen getrennt. Das Pulvergranulat aus den Geschosshülsen sammelten wir in einer hölzernen Zigarren-Kiste (Handelsgold Nr. 314, Marke meines Vaters !).
Das Behältnis des „brisanten“ Inhalts
Die Messinghülsen selbst wurden vom Schrotthändler, der mit dem Bimmel – begleiteten Ruf: „Lumpe, alt Eise, Papier, Hasefell“, in unregelmäßigen Abständen durch das Dorf zog, mit Freude angenommen.
Wieviel hundert Stück Munition wir des Schießpulvers entledigten, kann ich heute ebenfalls nicht mehr einschätzen. Jedenfalls war die Zigarrenkiste irgendwann ziemlich voll. Der Deckel ließ sich mit einem Rex- Gummi gerade noch zuhalten, sodaß wir den brisanten Inhalt auch gut transportieren konnten.
Das „Ried“ (Nähe Riedmühle“, wo sich auch in der entsprechenden Jahreszeit unser, aus Röhricht und Schilf erbautes „Indianerdorf“ befand, wurde zum Ort des Experiments auserkoren. Hier standen u.A. hohe Pappeln. Hinter einem der dicksten Pappelstämme wurde die geöffnete Zigarren-Kiste deponiert. Einer unserer mutigsten „Krieger“ (Namen bleiben natürlich bis heute geheim !) versuchte nun, um den Baumstamm herum das Pulver zu entzünden. Einzelne Streichhölzer, auf die brisante Materie geworfen, führten nicht zum Erfolg. Man musste ja auch schnell wieder hinter dem Stamm in Deckung gehen, weshalb aber eine genaue Beobachtung des Vorganges nicht möglich war.
Nach mehreren Fehlversuchen wurde jedenfalls beschlossen, die gesamte Schachtel mit den restlichen Streichhölzern brennend in die Zigarren-Kiste zu legen. Dies führte zum Ziel!
Eine riesige Stichflamme schoß viele Meter in die Höhe und versengte das Laub des Baumes. Unser „Kamerad“ war vor der Flammengewalt zurückgeschreckt. Als er sich umdrehte, erkannten wir, was passiert war. Wimpern, Augenbrauen und Vorderhaare bestanden nur noch aus gekräuselten Stummeln. Das Wasser des Mühlbachgrabens brachte zwar etwas Kühlung und Linderung, aber das Resultat unseres „Experiments“ konnte nicht mehr vertuscht werden. Welche Erklärung den Eltern mitgeteilt wurde, ist mir nicht mehr geläufig. Aber eines weiß ich, dies war unser letzter Versuch mit Schießpulver. (Anmerkung der Redaktion: Jedenfalls mit größeren Mengen).
Die eventuelle Tragweite unseres Tuns war uns dann schon bewusst. Unser Experiment hätte ganz schlimme Folgen haben können. Deshalb bitte ich inständig alle Leser, ähnliche Vorhaben tunlichst zu unterlassen.
Es war Leichtsinn hoch drei!