von Alfred Fischer

Foto des Straßenschilds am Feldbach

Wer heute in Gronau die Neue Straße in Richtung Niederdorfelden fährt, kommt an einem Straßenschild „Am Feldbach“ vorbei. Wenn er nach 1970 geboren ist, wird ihm das nicht allzu viel sagen. Es sei denn, er weiß aus Erzählungen Älterer, daß hier einmal ein Graben verlief, der im Frühjahr und Herbst größere Mengen Wasser aus dem Feld zur Nidder transportierte. Auch bei Gewitter und Starkregen oder während der Schneeschmelze konnte der Graben leicht zu einem Bach anschwellen. Dann hatte das Wasser die Färbung der Äcker auf der anderen Seite des Bahndamms angenommen und man sollte sich von ihm fernhalten.

In der übrigen Zeit des Jahres floß hier stetig sauberes, kühles Wasser, gespeist aus Quellen, die im Feld entsprangen und im Feldbachgraben zusammengefaßt wurden. Der Verlauf des Grabens jenseits des Bahndammes war uns recht unklar. Für uns wurde er erst interessant ab dem Rohr, das ihn unter der Bahn hindurch Richtung Dorf leitete. Man schaute schon mal interessiert in diese Röhre und wagte sich auch mal ein Stück hinein. Das war`s aber dann auch schon mit der Neugierde.

Viel interessanter war aber das, was hier frei zugänglich mitten durch den Ort lief. Ein glitzerndes Band aus klarem Wasser, eingefasst von sattgrünen Pflanzen mit denen der Rand und die Dämme bewachsen waren. Von immergrünen Wasserpflanzen durchzogen bildete es einen Lebensraum für Frösche, Eidechsen und anderes Getier. An einigen tieferen Stellen, die durch Steine aufgestaut wurden, konnte man sogar Stichlinge- also kleine Fische- beobachten.

Besonders im Hochsommer, wenn es so richtig schön heiß war, zog uns das kühle, klare Wasser magisch an. Es wurden Schuhe und Strümpfe ausgezogen – wenn man denn überhaupt welche anhatte – und nur in der Unterhose ging`s hinein ins Vergnügen. Es war die reine Freude, im Graben entlang zu waten und sich abzukühlen. Das Wasser ging einem an den meisten Stellen höchstens bis zu den Knien, aber trocken bleiben ging nicht. Übermütig spritzte man sich gegenseitig naß und es wurde allerlei Schabernack getrieben. Jeder bekam seinen Teil ab. Größere Steine mit rutschiger Oberfläche taten ein Übriges und so landete manch einer unversehens im Wasser.

Das Wasser war kalt und wenn man ganz hinein fiel, blieb einem schon mal kurz die Luft weg. Ich erinnere mich, daß man selbst im Hochsommer gelegentlich nach draußen musste um sich aufzuwärmen, weil Füße und Beine total ausgekühlt waren.

Natürlich blieb es nicht beim bloßen Darinherumwaten. Es gab wunderbare Möglichkeiten sich zu beschäftigen. Da wurden kleine Holzstücke als Floße im oberen Bereich eingesetzt, um dann zu verfolgen, wie sie sich ihren Weg durch das fließende Wasser bahnten. Wie sie im Rohr am Durchbruch der Neuen Straße verschwanden und auf der anderen Seite wieder auftauchten, bevor es Richtung Nidder ging. Das Ganze lief natürlich immer auch als Wettbewerb um das schnellste Floß mit den wenigsten Hängern.

Besonders beliebt waren die Wasserräder, selbstgefertigt aus Weide. Ein dünner Ast diente als Achse und drei weitere, dünnere Äste wurden als Flügel daran befestigt. Als Auflage wurden zwei Astgabeln beiderseits des Grabens in den Boden gesteckt. Eine Beschreibung zum Bau eines Wasserrades ist angefügt.
Hatte man ordentlich gearbeitet und eine gute Stelle gefunden, drehte sich das Wasserrad kontinuierlich plätschernd in der Strömung. Tat es das nicht auf Anhieb, wurde solange gebastelt und nachgearbeitet, bis es perfekt rund lief.