Zwangsarbeiter auf unserem Bauernhof in Gronau

Von Margit Glaser, geb. Diehl

In unserem landwirtschaftlichen Betrieb waren während des 2. Weltkriegs, so wie bei fast allen Bauern, Zwangsarbeiter zugeteilt, um bei den Arbeiten auf dem Hof und auf den Feldern zu helfen. Meist hatten wir zwei Männer und eine Frau.
Eine hieß Olga und sie kam aus Polen.

Woher die Männer kamen, weiß ich nicht mehr so genau. Sie kamen wohl aus Russland und Polen.
Aber an einen erinnere ich mich noch sehr gut. Der kam aus der Ukraine und war ein guter Schreiner.
Er baute mir über den Winter eine sehr schöne Puppenküche mit Küchenschrank, Abwaschtisch und ausziehbarem Esstisch. Das war ein richtiges Schmuckstück, um das ich von anderen Kindern oft beneidet wurde.

Im Sommer wurde immer auf dem Hof und auf den Feldern gearbeitet. Im Winter saß Olga mit uns im Wohnzimmer und stopfte, flickte oder half bei allen anderen Arbeiten im Haushalt. Die Männer saßen mit dem Opa im warmen Kuhstall, reparierten Säcke und alles andere, was man so auszubessern hatte.

Zum Frühstück, Mittagessen und Abendessen saßen wir alle zusammen an einem großen Tisch, Alle Erwachsenen, Kinder und Zwangsarbeiter bekamen das gleiche Essen und alle wurden satt, denn unsere Oma hat gut und viel gekocht.

Eines Tages kam ich mit meiner Schwester aus dem Kindergarten nach Hause und es herrschte eine ungemütliche Stimmung. In der Küche wurde gerückt und geschoben und in einer Ecke wurde ein kleiner Tisch aufgestellt.
Als es dann ans „Essen ging, haben wir gesehen, warum dies alles geschah.

Die drei Zwangsarbeiter mussten am kleinen Tisch Platz nehmen und wir saßen weiterhin am großen Tisch
Die Erwachsenen waren sehr ernst und wortkarg. Die Zwangsarbeiter spielten nicht, wie üblich, mit uns Kindern.
Sie lachten auch nicht zurück, wenn wir sie anlachten, es war alles sehr traurig.

Bald war das Rätsel gelöst. Es erschien ein Wachmann, der sich von der ordnungsgemäßen Behandlung der Zwangsarbeiter überzeugen sollte. Er aß natürlich an unserem großen Tisch mit uns.

Dieser Spuk endete nach drei Tagen wieder, nachdem der Wachmann verschwunden war. Wir nahmen alle wieder unsere gewohnten Plätze ein und führten ein Leben wie zuvor.

Anmerkung der Redaktion:
Viele der Zwangsarbeiter in Gronau kehrten nach dem Krieg nicht in ihre Heimat zurück, sondern blieben bei „IHREN“ Bauern in Gronau.